Albiel starrte Kira an, als würde ihm erst allmählich wieder klar, dass sie dort stand.

„Du wirst dieses Mädchen nicht opfern, Magnus. Es reicht, dass Cecilia gestorben ist."

„Verehrtester Albiel, es ist dir vielleicht nicht klar, doch es wird noch mehr Tote geben. Nicht dass es eine Rolle spielt, aber du gehörst auch dazu. Hat meine Kugel hat dich damals verfehlt, so wird sie diesmal ihr Ziel treffen!" Die letzten Worte waren mit einem grollend bedrohlichen Unterton ausgesprochen.

Er wollte Albiel umbringen! Er wollte ihn hier einfach so eiskalt vor ihren Augen töten!

Als Magnus' Arm zu seiner Waffe fuhr, handelte sie instinktiv. Sie machte eine ruckartige Bewegung, eine halbseitige Drehung und das trockene Japsen, das ihr dabei entfuhr, war ein Geräusch, das sie noch nie von sich selbst gehört hatte. Sie fühlte, wie Magnus' Messer ihre Haut ritzte, verspürte jedoch nicht einmal Schmerz. Blitzschnell ließ sie Phoe nach unten gleiten und rammte Magnus mit aller Kraft den Ellbogen in den Bauch. Während er sich stöhnend krümmte, entwand sie sich mit einem kurz aufflackernden Gefühl der Genugtuung aus seinem Griff und duckte sich unter ihm weg. Da sah sie Lian.

Er stand auf dem eisernen Steg hinter ihnen, weiß wie ein Leintuch. Hatte er die Unterhaltung mitgehört? Seine Augen loderten. In der Hand hatte er das Messer, das sie ihm kurz zuvor gegeben hatte.

„Mörder!", brach es unkontrolliert aus ihm hervor. Nur dieses eine Wort. Der Ton brach sich an den gewölbten, hohen Wänden und die verzerrte Resonanz ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren, als er sich mit einem Brüllen und vor Wut verzerrtem Gesicht auf Magnus stürzte. Die Klinge, die er in der erhobenen Hand hielt, wurde zum Fixpunkt der sich überstürzenden Ereignisse.

Magnus wirbelte bei Lians Schrei herum. Im selben Moment fuhr das Messer ihm unterhalb des Schulterblatts bis zum Heft ins Fleisch. Das Geräusch von Metall auf den weichen Körper löste kalten Angstschweiß bei Kira aus. Magnus stieß ein dumpfes Röcheln aus.

„Du hast meine Mutter getötet"!", schrie Lian. Seine Worte brandeten über von körperlichem Schmerz und unermesslichem Leid.

Das Heft des Messers ragte ein Stück unter Magnus' Schulterblatt heraus. Blut begann daran herunterzufließen und färbte das Hemd dunkel.

Lian stand totenbleich da, ein Wimmern entfuhr ihm. Er starrte seinen Onkel an und fiel dann kraftlos in sich zusammen.

„Mein eigener Neffe ...", würgte Magnus heraus, schielte mit wildem Blick auf das Messer, das in seiner Schulter steckte und zog dann schwerfällig eine Pistole aus dem Gürtel. Mit finster zusammengezogenen Brauen richtete er sie auf Lian. Kira blieb der Schrei in der Kehle stecken. Doch ehe sie reagieren konnte, fuhr ein kurzer, scharfer Lichtblitz von hinten in Magnus hinein. Mit aufgerissenen Augen warf er den Kopf in den Nacken. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Der leuchtendhelle, faustdicke Strahl fegte durch seinen Körper und brachte heillose Zerstörung. Magnus wurde durch das Licht förmlich von innen zerrissen.

Sein Arm fiel wie in Zeitlupe nach unten, die Waffe entglitt ihm. Während sie klackernd durch Eisenstege und Leitern in die Tiefe fiel, ging Lians Onkel wie ein gefällter Stamm zu Boden und blieb liegen.

Albiel stand schwer atmend da.

„Papa!", schluchzte Lian. „Er hat Mama getötet!" Seine Hände zitterten, während er auf das klaffende Gewebe schaute, dem das Blut entströmte. Und nochmal, wie irre: „Er hat Mama getötet." Kraftlos ließ er sich auf die Knie fallen, die Hände vors Gesicht geschlagen. „Und ich wusste es nicht ...", stöhnte er. „Sie haben gesagt, es sei ein Autounfall, ... Ich habe ihnen GEGLAUBT!"

Dann hob er fiebrig den Kopf und sah mit tränenverschmiertem Gesicht zu Albiel hinüber. Mit einer Stimme, die Kira das Herz brach, sagte er: „Papa! Du lebst!"

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