Kapitel 7

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Am nächsten Morgen wachte ich wieder alleine in meinem Bett auf. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und konnte noch immer Jeremy riechen. Ich drückte mein Gesicht weiter ins Kissen und atmete tief ein. Meine Gedanken glitten zurück zu letzter Nacht. Dass ich ihn noch immer riechen konnte, zeigte mir, dass es keine Einbildung war. Jeremy war gestern Abend tatsächlich hier gewesen. Wann er wohl gegangen war? Ich wusste nur noch, dass ich in seinen Armen eingeschlafen bin.

Seufzend erhob ich mich schließlich und zog mir ein paar Sachen über. Aus meinem Schrank griff ich noch ein paar frische Sachen um zu den Duschen zu gehen und mich erstmal frisch zu machen. Auf dem Weg zurück in mein Zimmer, stellte ich fest, dass Anja  scheinbar jetzt erst nach Hause zu kommen schien. Sie war gerade dabei ihre Zimmertür aufzuschließen und trug noch immer die gleichen Sachen, mit denen sie gestern Abend losgezogen war.

"Na hast du außerhalb geschlafen?" fragte ich und brachte sie damit zum zusammenzucken. Erschrocken sah sie mich im ersten Moment an, bis sie zu erkennen schien, dass nur ich es war und breit grinste. Dabei legte sich ein dunkel roter Schatten auf ihre Wangen. Ich lachte und zog sie in eine kurze Umarmung. "Ich hoffe doch es hat sich auch gelohnt?" - "Ohja das hat es.. sehr sogar" grinsend wandte sie sich wieder ihrer Tür zu und öffnete diese um dahinter zu verschwinden.

Der heutige Tag würde zum Glück ziemlich entspannt werden, da bei mir außer einer Bandprobe nichts weiter anstand. Die Band hatte sich entgegen meiner Sorgen als ein enormer Safe Place für mich entwickelt. Wir waren vier Leute, die es alle liebten Musik zu machen. Jeremy probte gemeinsam mit uns und half uns eine gemeinsame Harmonie zu finden. Wir hatten uns sogar schon unterhalten, ob wir auch nach meinem Abschluss weiter zusammen musizieren wollten. Die anderen drei würden erst nächstes Jahr abschließen.

Die ganze Zeit kreisten meine Gedanken jedoch um letzte Nacht und Jeremys verhalten. Einfach alles war anders gewesen als jedes andere unserer Treffen. Er hatte mir Seiten von sich gezeigt, die ich so nie erwartet hätte. Gleichzeitig hatte er mich wieder weiter von sich weggeschoben.

Auch fragte ich mich noch immer, wieso er überhaupt zu mir gekommen war. War es wirklich nur der Wunsch nach Ablenkung und etwas Sex gewesen? Dafür hätte er doch jede andere ebenfalls nehmen können. Unsere Vereinbarung war nicht exclusiv, also warum war er zu mir gekommen? Sicherlich hätte er auch einfach in eine Bar gehen können und hätte dort sofort eine Frau gefunden, die nur zu gerne die Nacht mit ihm verbracht hätte.

Aber er war zu mir gekommen. Hatte das vielleicht etwas zu bedeuten? Oder wollte mein Herz da nur mehr reininterpretieren als tatsächlich da war? ich wusste es nicht, aber so wie ich ihn einschätzte, würde ich es heute nachmittag sicherlich wissen. Bis dahin hieß es durchhalten. 

Der Nachmittag kam schließlich schneller als es mir lieb war und ich saß im Musikraum am Klavier, spielte den Song Despacito. Wir hatten lange überlegt, ob wir uns an diesem probieren wollten. Letztlich hatte ich vorgeschlagen mir die Klaviernoten zu besorgen und es einfach zu probieren. Noch während ich spielte, merkte sowohl ich als auch alle anderen, dass es besser klang als wir erwartet hatten. Auch Jeremys Miene zeigte pure Begeisterung.

"Das war großartig!" rief Nati, unsere Sängerin erfreut aus, als ich schließlich fertig war und brachte mich zum grinsen. "Ohja dem kann ich nur zustimmen." Das kam von unserem Gitarristen Mike der bereits einzelne Akkorde zupfte, die dazu passen konnten. Wir stimmten noch ein paar Takte zusammen an. Schnell fanden wir einen gemeinsamen Rhythmus und kurz darauf Stimmte Nati bereits mit ein und auch Guido am Schlagzeug stieg mit dazu. Natürlich klang es noch nicht gänzlich rund, aber es war ein Anfang.

"Perfekt, dann wissen wir ja was wir nächste Woche in Angriff nehmen können." Jeremy klatschte begeistert einmal in die Hände und warf dann einen Blick auf die Uhr. "Aber für heute wars das erstmal. Sie alle haben heute sicherlich noch etwas vor. Miss Fischer, hätten sie noch einen Moment für mich?" Die Frage klang beiläufig aber ich merkte sofort, dass er den gleichen Gedanken hatte wie ich. Wir mussten dringend miteinander sprechen. 

Professor Renner - More than just Sex?Where stories live. Discover now