𝔾𝕠𝕞𝕒 𝕤𝕙𝕒 𝕓𝕚𝕪𝕦

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Ich spürte seinen Atem im Gesicht, und meinen hörte ich. Keiner von uns wagte es zu sprechen, und erst jetzt bemerkte ich, dass ich zitterte. Schnell zog ich meine Hände an mich heran. Er sollte nicht merken, dass mir diese Situation mehr zu schaffen machte, als ich zugeben wollte. Doch als ich hörte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht bildete, wusste ich, dass er es bemerkt hatte. Obwohl ich nur schemenhaft sein Gesicht sah, konnte ich mir sein überhebliches Lächeln nur zu gut vorstellen. Ich schnaubte. Was dachte er sich bitte? Manchmal konnte ich meine Reaktion nicht unterdrücken. Sein Körper begann daraufhin zu beben. Lachte er mich gerade still aus? Ich stieß einen Laut aus, der zwischen einem genervten Stöhnen und einem Zischen lag. Was er als nächstes tat, brachte mich völlig aus dem Konzept. Plötzlich spürte ich seine Hände, die er von meiner Brust sanft wegzog und sie dann umschloss. Verwirrt starrte ich in die Dunkelheit. Ich konnte nur fühlen. Und es fühlte sich gut an, wie seine rauen Hände meine einfach nur hielten, und es raubte mir den Verstand, wie angenehm seine raue Haut sich anfühlte. Ich zitterte zwar immer noch, aber das lag nicht mehr an meiner Angst, vom Blitz getroffen zu werden. Mit Mühe unterdrückte ich ein Keuchen. Das hier fühlte sich viel zu intim an, für das, was wir waren.

Nur ganz leicht erwiderte ich den Händedruck, und ich versuchte in der Schwärze vor mir, sein Gesicht zu erkennen. Eine Unsicherheit überkam mich, weil ich ihn nicht sehen konnte. Blickte er mich mit seiner Überheblichkeit und Arroganz an, oder war sein Blick ausdruckslos? Was ging ihm gerade durch den Kopf? Wollte er mich wirklich nur beruhigen, oder im nächsten Moment mir meine Unsicherheit vor Augen halten, um mich wie eine Idiotin dastehen zu lassen? Zwangsmäßig lauschte ich in die Stille. Ich hörte den Regen und seinen Atem. Das hatte etwas so Sinnliches an sich, dass mein Körper ungehindert reagierte. Etwas tief in mir zog sich zusammen, und dann begann meine Haut zu prickeln. Jetzt spürte ich mehr als deutlich seine Hüfte, um die ich meine Beine geschlungen hatte. Ich errötete, als ich daran dachte, dass ich problemlos mein Zentrum an ihn drücken könnte. Es war zwar ein gewisser Abstand zwischen uns, doch gerade in diesem Moment konnte ich meine Gedanken nicht davon abbringen. Eine Unruhe packte mich, denn mein Urverstand drängte mich dazu. Der Gedanke stieg mir zu Kopf, und ich war froh, dass er nicht sah, was für einen Einfluss er auf mich hatte. Meine Aufmerksamkeit schwang plötzlich um, als ich spürte, wie er meine Hand losließ. Ich erstarrte. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und am liebsten hätte ich unseren Regenschutz weggerissen, doch ich tat gar nichts. Seine kühlen Fingerkuppen fuhren meine Gesichtskonturen nach, als wäre es ein Kunstwerk - oder Blindenschrift. Ich vergaß zu atmen, als seine Finger meinen Mund berührten. Ein heißer Schauer ran meinen Rücken hinunter, und ich konnte nichts anderes tun, als in die Dunkelheit vor mir zu starren. Hauchzart strichen seine Finger über meine Unterlippe, und eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper. Ich war gefangen von diesem sinnlichen Moment und erwachte erst aus meiner Starre, als ich ihn unmittelbar vor mir spürte. Ich wusste einfach, dass in dieser Schwärze - er direkt vor mir war. Ein oder zwei Zentimeter, konnte ich nicht sagen, aber ich müsste mich nur nach vorne lehnen. Ihm entgegenkommen. Sein Geruch und sein Geschmack lagen mir auf den Lippen, und dann zog er seine Finger zurück. Eine Unruhe und eine hitzige Vorahnung machten sich in mir bereit. Wenn er mich jetzt küssen würde - ich würde ihn nicht aufhalten. Ich erschrak vor mir selber, denn so willenlos war ich eigentlich nicht. Anscheinend nicht, wenn es um ihn ging. Meine Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft, und ich nahm seinen Atem wahr, der nun stoßweise ging - oder war es meiner? Ich vergaß, warum wir eigentlich hier waren, warum ich ihn nicht zu mir ziehen sollte. Warum eigentlich?

Etwas in mir entspannte sich, als sein Mund meine Lippen streifte, und eine Welle aus Hitze über mich hereinbrach. Diese winzige und kurze Berührung reichte, dass ich komplett meinen Verstand über Bord warf. Ich wollte mehr. Ich wollte mehr von ihm. Das, was in dem Auto passiert war, hatte nichts mit dem hier zu tun. Das, was sich zwischen uns aufbaute, war mehr. Es war viel bewusster, sinnlicher. „Verdammt Ari, küss mich endlich." Seine rauen Worte erreichten mich, und ehe ich darüber nachdachte, überwand ich den Abstand. In dem Moment, als ich seine Lippen berührte, brach ein Orkan aus Hitze über mich herein. Seine Lippen fühlten sich warm an, und mit federleichten Bewegungen spielte er mit meinem Mund. Ich drückte meine Becken gegen ihn, und ein Keuchen brach über seine Lippen, was mein Verlangen befeuerte. Seine Hände fuhren meinen Rücken entlang und umschlossen mich, dann grub er eine Hand in meine Haare und drückte mich näher an sich. Ohne zögerlich zu fragen, drängte er seine Zunge in meinen Mund. Ein Schauer ran meinen Rücken entlang, und ich begann um die Oberhand zu kämpfen. Er stieß einen Laut zwischen einem Knurren und einem Stöhnen aus, was wie Musik in meinen Ohren war. Plötzlich biss er mir spielerisch in die Lippe, und erschrocken zuckte ich zusammen, während sich ein leichter Schmerz breit machte. „Du...", brachte ich keuchend hervor, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen. Er erstickte einfach meine nächsten Worte, und dann erhob er sich, ohne seine Lippen von meinen zu lösen. Das Licht schlug über uns zusammen, und ich starrte in sein Gesicht. Mir wurde heiß. Der Stoff, der uns vom Regen geschützt hatte, lag unbedeutend am Boden, während der Regen auf uns einschlug. Doch das war egal. Wann ich den harten Boden unter mir spürte, wusste ich nicht. Ich schlang meine Beine fester um seine schlanken Hüften und drückte mich ihm entgegen.

Ein neues überwältigendes Gefühl stieg in mir hoch. Ich spürte seine Lippen, die sich gierig an meiner Haut drückten, und eine Welle des Verlangens schlug über mir zusammen und verdichtete sich zwischen meinen Brüsten und an der empfindlichen Stelle zwischen meinen Schenkeln. Das intensive Pochen und die plötzlich aufsteigende Hitze trafen mich völlig unerwartet. Meine Muskeln zogen sich zusammen. Ryan stöhnte, und seine Finger glitten über meine Kurven und spielten mit meinem Shirt, während er seinen Oberschenkel zwischen meine Beine schob. Ich spürte ihn. Ich erschauderte, und ein intensives Feuer breitete sich zwischen meinen Beinen aus. Meine Augen waren geöffnet, doch sie blickten ins Leere, während sein Mund weiter an mir saugte. Mein Blut stand in Flammen, und mein Kopf sank nach hinten, wo er nicht am Boden, sondern auf seiner Hand landete. Anstatt mich ihm zu entziehen, glitt meine Hand in seine kurzen Haare, und ich zog ihn näher. Ich presste seine gierigen Lippen an meinen Hals und ließ mich von dem intensiven Gefühl überrollen. Die Spannung in mir explodierte ohne Vorwarnung, und die Lust brandete in Wellen über mich hinweg. Ich erzitterte und bebte, als sich die Spannung entlud und Erleichterung einsetzte. Ich rang keuchend und zitternd um Atem. Ryan stieß ein dunkles und sinnliches Geräusch aus. „Das wird hier sehr viel weiter gehen." brachte er rau hervor. Oh, das war mir vollkommen klar. Ich schluckte, und meine zitternde Hand glitt über seine stahlharte Brust. Impulsivität kämpfte gegen Vorsicht, Verwegenheit gegen Vernunft. Ich wollte nicht, dass das, was sich gerade zwischen uns aufgebaut hatte, jetzt schon endete. „Du wirst es bereuen, vor allem hier am Boden verführt zu werden." Ich blinzelte ihn noch völlig vernebelt an. „Es wäre nicht klug", fügte er hinzu und fuhr mit seinem Mund meine Kinn entlang, wie er es mit seinen Fingern getan hatte. Trotzdem entfernte sich keiner von uns. Mein Herzschlag schlug im selben schnellen Tempo weiter, und ich genoss seine Berührung. „Nur falls es dir nicht bewusst ist: Das ist eine seltsame Art, aufzuhören." flüsterte ich fast schon, vollkommen konzentriert auf seine Berührungen, wie er mit einer Hand meine Hüfte entlang fuhr und noch weiter und während die andere an meinen Haarsträhnen zog. „Wenn du aufhören willst, solltest du vielleicht meine Haarsträhne loslassen." „Stimmt", murmelte er und zog seine Finger aus der Strähne. Doch statt sie fallen zu lassen, steckte er sie mit einer Zärtlichkeit hinter mein Ohr, dass mir ganz schwindelig wurde. Er senkte den Kopf und drückte mir einen Kuss auf die Stirn - ich verlor schon fast den Verstand. Seine Augen zuckten zu mir, dann erhob er sich mit Anmut vom Boden. Eilig rappelte ich mich auf und strich meine Kleidung glatt. Ich warf einen verstohlenen Blick zu ihm hinüber, wie er den Stoff vom Boden aufhob. Das Gewitter war vorüber, und es regnete nicht mehr.

Wir stiegen den Hang hinauf, und ein merkwürdiges Gefühl machte sich in mir breit. Als ich mir sicher war, dass er nicht zu mir sah, strich ich mit dem Daumen über meine Lippe, dort, wo er mich geküsst hatte. Verdammt! Seine Lippen hatten sich gut und sogar in diesem Moment richtig angefühlt. Obwohl ich ihn nicht kannte, fühlte es sich an, als wären wir schon ewig auf der Reise. Zu zweit. Das, was wir innerhalb dieser paar Tage erlebt hatten, schweißte uns irgendwie zusammen. Und obwohl das Gefühl in meiner Brust blieb, wusste ich, dass dieses Gewitter nicht der einzige Schatten war, der uns begleitete. Denn das, was sich zwischen uns aufgebaut hatte, war genauso schnell vorbei, wie das Gewitter. Der Teil, der bedingungslos kämpfte, um nach Hause zu kommen, und der Teil, der dieses komische Gefühl herbeirief, rebellierten gegenseitig. Es war Hoffnung, und dann drängte sich eine nächste unbeantwortete Frage in meinen Kopf. Was dachte er? So wie ich ihn einschätzte, war es für ihn wenige bedeutend. Sein wieder gefühlsloses Gesicht, drehte er zu mir, und bestätigte meinen Gedanken. Oder war es Angst? „Was ist los?" Ich blieb neben ihm stehen und merkte, dass die Feuchtigkeit in der Luft nicht lange blieb. Seine grauen Augen durchdrangen mich, aber diesmal musste ich nur an seinen Blick denken. Es war faszinierend, dass ich bis jetzt nichts außer Schalk, Ironie, Ernst und Lust auf seinem Gesicht gesehen hatte. Wie klang es wohl, wenn er herzhaft lachte? Hatte er es denn je in den letzten Jahren getan? Es gab so viel, was ich über ihn wissen wollte. Wer war er, dieser mysteriöse Mann neben mir? „Sieh in die Ferne", raunte er und richtete seine Augen auf besagtes. War es etwa noch ein Gewitter? Ich fixierte die Weiten kurz vor dem Horizont. „Agazed," hauchte ich, als ich die kleine Skyline ausmachen konnte. „Zwei Milen noch."

No way home - The journeyWhere stories live. Discover now