𝕌𝕜𝕦

35 3 1
                                    


Wir erfuhren, dass unser Anhalter Ochuko hieß. Bzw. wusste es Ryan schon vor mir, hatte es aber nicht für nötig gehalten, mir das mitzuteilen.

Ochuko führte uns durch sein Haus. Ich bewunderte, wie offen er zu uns war. In New York hätten die meisten uns an der nächsten Tankstelle abgesetzt und nicht zu sich nach Hause eingeladen. Ich lächelte den Herrn an, als er uns das Wohnzimmer zeigte. Auf den Fachbildfernseher war er anscheinend besonders stolz.

„Maia!! Muna da baƙi!" Rief Ochuko plötzlich und sah in Richtung Küche. Eine weibliche Stimme antwortete ihm, und kurz danach erschien eine Frau im Türrahmen. Sie trug ein bodenlanges Kleid mit bunten Mustern, und ihre Haare waren aufwendig in einen Turban gesteckt. Als sie uns, die Frau mittleren Alters, erblickte, blinzelte sie kurz überrascht.

Bemüht stellte sich Ochuko zwischen uns. „C'est ma femme Maia." Stellte er uns die Dame vor. Ruhig senkte sie lächelnd ihren Kopf. „Maia Bakary", meinte sie schlicht und lächelte erst Ryan und dann mich an.

„Sie ist seine Ehefrau." Sagte Ryan leise zu mir. Das hätte ich mir zwar denken können...

"Je m'appelle Ryan et ma petite amie ici est Ariana." Stellte uns Ryan kurz vor und erwiderte das Kopfsenken. Ich hob nur kurz die Hand.

Der Mann begann wieder zu reden, und hoffnungsvoll sah er zu uns hinüber. „As my husband says, I can speak a little English", sagte dann die Frau, und ihre Stimme klang so melodisch, dass ich schmunzelte. „You can stay as long as you want. It's really awful to be stuck out there." Meinte sie und ließ einen beunruhigenden Blick nach draußen wandern. Ich folgte ihrem Blick und sah, dass die Sonne fast vollkommen untergegangen war und die Gegend in ein schummriges Licht tauchte. „That's really nice of you, but we don't want to stay long, just until we find something else." Sagte ich möglichst selbstsicher und verriet Ryan auch somit mein nächstes Vorhaben. Ich fand es wirklich nett hier, aber ich wollte auch nicht ewig hier bleiben. Sobald ich den nächsten Bus, oder sei es wieder per Anhalter, erwischte, würde ich definitiv zur nächsten großen Ortschaft fahren. Und von dort irgendwie heim.

Die Frau nickte bedächtig. „We can clear a room; then you can rest until I make dinner." Schlug sie vor. Wir waren fast gezwungen, dieses Angebot anzunehmen, und so machte sich Ochuko gleich zu schaffen. Er verschwand nämlich, und seine Frau begab sich in die Küche.

Sie hatten uns angeboten, im Wohnzimmer Platz zu nehmen, und gemeinsam zwängten wir uns auf das kleine Sofa. Eine unangenehme Stille trat in den Raum, und es machte es nicht besser, dass er einen Zentimeter entfernt war. Ich musterte den Raum. Die Wände waren gelblich, und das dunkle Holz der Möbel setzte einen Kontrast.

„Du willst nicht allzu lange bleiben?" Fragte Ryan plötzlich. Ich wusste, dass er auch nicht lange hierbleiben wollte. Ich war dankbar, dass er die Stille unterbrochen hatte. Ruhig neben ihm zu sitzen hätte ich wahrscheinlich nicht lange ausgehalten. „Ja, wir sollten so schnell wie möglich den nächsten größeren Ort finden." Meinte ich und lehnte mich zurück. Dabei versank ich tief im Sofa.

„Wir? Oder du?" Ich hörte ein Lächeln aus seinen Worten, ich konnte aber nicht sein Gesicht sehen. Kurz war ich irritiert. Wollte er nicht so schnell wie möglich zurück, wo auch immer er herkam? „Wir, immerhin zählt ja unsere Abmachung." Erinnerte ich ihn und spielte mit meinen Haaren. Er erwiderte darauf nichts, und ich hatte das Gefühl, dass er etwas anderes gemeint hatte. Ich schluckte meinen Kloß im Hals herunter. „Woher kommst du?" Fragte ich dann leiser nach. Kurz zögerte er mit einer Antwort, seinen Seitenblick bemerkte ich. „Spanien," lautete seine schlichte Antwort. Seine Stimme klang dabei so unterkühlt, dass ich kaum merklich zusammenzuckte. Was war denn? War ich ihm zunahe getreten? Gerade wollte ich mich entschuldigen, auch wenn ich nicht genau verstand, warum er plötzlich so distanziert klang, als Maia wieder im Wohnzimmer erschien. Damit unterbrach sie unsere Konversation, auch wenn ich ihm noch gerne Fragen gestellt hätte. Seine Antwort brachte mich ins Grübeln. Warum klang er so?

No way home - The journeyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt