Kapitel 12

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Eine Woche später waren wir in Spanien. Es sollte nun zur Tradition werden, dass ich an den Rennwochenenden dabei bin. Ich freute mich riesig. Valtteri und Zhou hatten das Qualifying auf den Plätzen P15 und P8 beendet. Melanie und ich verschwanden nach dem Debriefing im oberen Stock des Alfa Romeo Home. «Ich muss ganz kurz noch mit Andreas reden. Wartest du hier kurz? Danach können wir zurück zum Hotel.» Ich nickte und setzte mich an einen der kleinen Tische. Melanie verschwand im Büro von Andreas. Zu meiner Überraschung hörte ich, was die beiden redeten. Als ich zur Bürotür schaute, sah ich, dass die Tür einen Spalt offen war. Anscheinend war sie nicht richtig ins Schloss gefallen. Ich machte mich auf den Weg die Tür ganz zu schliessen als ich plötzlich stockte. «Was soll ich denn machen, Andreas? Es sieht verdammt beschissen aus. Die Ärzte geben mir noch knapp ein halbes Jahr. Spätestens dann weiss sie es.» Ich hörte, wie Andres etwas murmelte. «Ich bin immer noch der Meinung, dass sie ein Recht hat zu erfahren, wieso sie hier ist. Gerade mit ihrer Vergangenheit. Krebs ist keine leichte Sache, Andreas.» Andreas hob seine Stimme. «Nein, wir sagen ihr das nicht. Das würde sie nur denken lassen, dass sie wegen ihrer Vergangenheit hier ist. Ich will das nicht. Überlass es mir. Ich finde einen Weg.» Melanie stöhnte. «Du weisst, dass das nicht gut ausgeht, oder?»

Ich hatte genug gehört und eins und eins zusammengezählt. Das Atmen viel mir zunehmend schwer. Ein altbekanntes Gefühl übermannte mich. Ich lief zurück zu meinem Tisch und packte meine Handtasche. Ich musste hier weg. Raus aus diesem Raum, raus aus diesem Home, frische Luft atmen. Ich stürzte die Treppe hinunter und verliess das Alfa Romeo Home. Draussen wuselten die verschiedensten TV-Sender umher. Alle warteten gespannt auf die Fahrer, die gleich durch das Paddock laufen würden. Ich schaute mich fieberhaft um. Ich brauchte einen Ort, wo ich ungestört bin. Mein Blick viel auf das McLaren Home. Landos Worte poppten in meinem Kopf auf. «Du bist übrigens immer herzlich willkommen im McLaren Home». Ich überlegte nicht lange. Ich zog mir schnell meinen Hoodie über dasTeamshirt und lief zum McLaren Home. Ich hoffte, dass es so unauffälliger war und mich niemand erkannte. Wie durch einen Nebel lief ich zwischen den Menschenmassen hindurch. Am Home angekommen atmete ich tief durch. Just in diesem Moment kam ein Mitarbeiter aus dem Home. Kaum war er weg, schlüpfte ich durch die Tür in das Gebäude. Das Glück war wohl auf meiner Seite.

Das Home war ähnlich aufgebaut, wie unseres, weshalb ich hoffte, dass hier ebenfalls im Obergeschoss die wenigsten Leute waren. Es war aber sowieso kaum jemand hier. Ich vermutete, dass die meisten in der Garage waren. Mein schlechtes Gewissen schob ich zur Seite. Mir ging es keineswegs um Werkspionage. Ich war Praktikantin im PR-Management. Was wollte ich schon spionieren? Ausserdem verstand ich sowieso nicht viel von Technik und Aerodynamik, weshalb ich kaum etwas hätte weitergeben können. Ich sprintete die Treppen hinauf. Tatsächlich. Oben war kein Mensch zu sehen. Ich setzte mich auf eine Sitzgelegenheit am Fenster und atmete mehrmals tief durch. Nachdem ich meine Kopfhörer aus der Handtasche gefischt hatte, setzte ich mir diese auf und startete Spotify. Ich starrte aus dem Home und erblickte Alex in einem Interview. Neben ihm stand George. Ich blickte in die Ferne und verschwand in meinen Gedanken. Ich versuchte sacken zu lassen, was ich eben gerade gehört hatte. Melanie hatte Krebs. Fuck. Und es sah nicht gut aus. Nein, ich war ihr nicht einmal böse, dass sie mir das nicht erzählt hatte. Es war mehr die Angst, sie zu verlieren. Wieder einen Menschen an Krebs zu verlieren. Ich hasste Krebs.

Finding love (Lando Norris x y/n)Where stories live. Discover now