»Kapitel 3

1.1K 80 17
                                    

Nach der Schule gehe ich so schnell wie möglich nach Hause, denn ich will zum Tanztraining gehen.

Wie immer ist niemand zuhause, als ich die dunkle Haustür aufschließe und meine Tasche auf die Anrichte in der Küche lege.

Bevor ich anfange, mir etwas zu kochen, speichere ich noch Lucas Nummer ein.

»Hey (: Wenn du das okay findest, würde ich gerne schon nächste Woche mit dem Referat beginnen, damit wir zum Ende hin nicht in Zeitnot geraten (: - Grace«

Achtlos lasse ich mein Handy auf der Anrichte liegen, durchforste den Kühlschrank und entscheide mich dann dafür, mir ein einfaches Sandwich zu machen. Ich habe sowieso nicht viel Hunger und auch keine sonderliche Lust zu kochen.

Mit dem Handy neben meinem Teller sitze ich alleine an dem großen Esstisch und esse mein nicht sehr reichhaltiges Mittagessen.

Fertig mit dem Sandwich gehe ich in mein Zimmer und packe Sachen in meine Tasche, die ich für das Ballett brauche; einen Body, Strumpfhose, Schuhe, ein Handtuch und eine Flasche Wasser.

Bevor ich das Haus verlasse, hinterlasse ich noch eine kurze Nachricht für meine Eltern, wo ich bin; falls sie früher aus der Arbeit kommen sollten, was ziemlich unwahrscheinlich ist. Aber für alle Fälle.

Gedankenverloren gehe ich durch die Straßen, auf dem Weg zu dem Ballettstudio, in dem ich seit über zwölf Jahren regelmäßig tanze.

Der Fußweg von meinem Haus zu dem Studio ist eigentlich nicht weit, trotzdem kommt er mir heute besonders lang vor; vielleicht liegt es daran, dass mich eine Situation zu sehr fesselt.

Bevor ich das Gebäude betrete, stoppe ich die Musik und packte mein Handy samt Kopfhörer in die große Tasche, die über meiner Schulter baumelt.

„Schön dich zu sehen, Grace", begrüßt mich meine Ballettlehrerin. Kurz lächle ich sie an und gehe dann in die Umkleide, in der ein paar Mädchen sich bereits umziehen.

Schweigend ziehe ich mich um, trotzdem spüre ich die Blicke der Kleineren in meinem Rücken.

Ich bin nicht hier, um bei einer Gruppe mit zu tanzen; ich bin hier, um alleine zu tanzen, mir selbst eine Choreografie auszudenken.

Mit einer Flasche Wasser und meinem Handy betrete ich einen leeren Raum, stecke das Gerät an die Anlage und beginne, mich aufzuwärmen.

Aus den Boxen dröhnt nicht wie sonst ein klassisches Stück; nein, heute ist es etwas moderneres, etwas, dass zu meiner jetzigen Stimmung passt. 

Etwas neues.

Bevor ich wirklich anfange zu tanzen, ändere ich das Lied, stelle mich mittig in den Raum, nehme die Musik in meinem Körper auf und tanze.

Es fühlt sich wie fliegen an, ich bin frei, ich kann loslassen, sein, wie ich sein will, mich bewegen, wie ich mich bewegen will. Denn niemand ist hier. Nur ich.

Ich und die Musik, die den ganzen Raum zu erfüllen scheint, ihn von der Außenwelt abschirmt.

Hier ist meine eigene Welt, eine Welt, in der nur ich präsent bin; und die Musik, die all das ermöglicht.

Manchmal stelle ich mir vor, wie mein Leben wäre, wenn ich nie angefangen hätte zu tanzen.

Wäre ich dann zu dem Menschen geworden, der ich jetzt bin?

Was wäre anders an mir?

Wie wäre meine Persönlichkeit, meine Vorlieben, was wäre mit den kleinen Momenten, die ich so schätze? Würde ich sie genauso würdigen, wie ich es jetzt tue?

An manchen Tagen schwirren mir Gedanken durch den Kopf, wenn ich tanze; an anderen ist mein Kopf leer, nichts beschäftigt mich, nichts hält mich am Boden, nichts hält mich vom fliegen ab.

Aber die Gedanken fesseln mich am Boden, lassen mich nicht in die Lüfte aufsteigen, lassen mich nicht fliegen, lassen mir nicht die Freiheit, die ich erreichen will. 

Aus diesem Grund hasse ich es, mir während des Tanzens Gedanken zu machen, weil sie mich nur behindern.

Als die letzten Töne des Lieds verklingen, öffne ich die Augen, die ich irgendwann geschlossen habe, um mich voll und ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Ich kenne den Raum langsam, habe keine Angst mehr davor, mich zu stoßen, mich zu verletzen, denn hier habe ich einen Großteil meiner Kindheit verbracht.

Mit anderen Kindern habe ich vor gut zwölf Jahre auf diesem Boden die Grundlagen von Ballett erlernt, jedes Mal ein kleines bisschen mehr, jedes Mal hat es mich mehr und mehr in den Bann gezogen.

Bis jetzt, nach zwölf Jahren mehr oder minder intensiven Training stehe ich ab genau der selben Stelle und tanze immer noch.

Die meisten Mädchen, mit denen ich angefangen habe, haben mittlerweile aufgehört; es sei zu »uncool« Ballett zu tanzen, sie gingen mit dem Strom.

Doch ich habe ich schon früh entschlossen, anders zu werden. Weder übe ich die Sportarten aus, die in meinem Alter »cool« sind, noch höre ich die aktuelle Musik, denn ihr fehlt etwas Entscheidendes. Gefühle.

Gefühle, die die alte Stücke von Haydn, Mozart und Co durchaus noch haben.

Die sanften Klänge der Orchester durchströmen meinen Körper, lassen ihn fliegen, während die neuen Lieder nur noch eine wahllose Aneinanderreihung von willkürlich gewählten Tönen sind. Keine Gefühle in mir regen, keine tiefgründigere Bedeutung haben.

Wie es bei den Menschen und ihrem Leben ist; jeder lebt von Tag zu Tag, keiner mehr über einen längeren Zeitraum. Sie leben nicht, sie schätzen ihr Leben nicht mehr.

Für sie ist selbstverständlich zu leben, sie erfreuen sich nicht mehr daran und das macht sie zu Zombies, die einfach nur noch existieren und sich nicht mehr an den kleinen Dingen erfreuen, die uns tagtäglich geschenkt werden. 


____________________________

I know,  ich hab' mich jetzt echt lange nicht gemeldet, liegt daran, dass ich in einem ziemlichen Kreativ-Tief hinvegetiere. schon seit etwas längerem, aber ich will nicht einfach irgendein scheiß Kapitel hier hin klatschen, dass ich absolut scheiße finde. Ist weder cool für euch, noch für mich, weil ich das dann neu schreiben darf, was einfach dumm wäre. Also, sorry dafür. Ich werd' versuchen, noch 'n paar Kapitel rauszuhauen, bevor ich dann im Urlaub aka in Köln/NRW sein werde. Aus Erfahrung weis ich da einfach, dass ich nicht zum schreiben kommen werde. Das war das mal was längeres von mir. Ich glaub' eh nicht, dass irgendjemand diese Kacke hier überhaupt liest. Ups. 

Over an Out,

-Anna

Remember me || Concrafter || ABGEBROCHENTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang