»Prolog.

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Zögerlich bahne ich mir einen Weg durch die Bankreihen der Kirche und stelle mich hinter das Podium, von dem zuvor der Pfarrer gepredigt hat.

Bevor ich anfange zu reden, räuspere ich mich noch einmal, um den Frosch aus dem Hals zu bekommen. Ich bin nicht bereit, hier zu stehen, zu all den Menschen zu sprechen, die um den selben Menschen trauern, wie ich; Grace.

Ein zierliches Mädchen, dass schnell übersehen wurde. Sie hatte keine auffällige Haarfarbe, keinen Kleidungsstil, der besonders herausstach. - Nein, sie war ganz normales Mädchen, mit ganz normalen Klamotten, mit ganz normaler Haarfarbe. Aber sie war eben nicht normal, sie war besonders.

Grace war egal, was andere über sie dachten. Sie machte, was sie für richtig hielt, für spaßig. Sie lebte nicht von einem Tag zum anderen, sie lebte über einen längeren Zeitraum, sie dachte mehr über ihre Handlungen nach, als andere in ihrem Umfeld. Ihr war wichtig zu wissen, was aus den Handlungen resultierte.

Im Großen und Ganzen dachte Grace anders, als andere Menschen und das war es, was sie zu etwas Besonderem machte. Zu etwas Besonderen macht.

Ihre eigene Denkweise, die ich nur allzu gern verstanden hätte, wie sie es getan hat. Aber dieser Wunsch bleibt mir leider verwehrt, denn sie ist tot.

Gegangen, ohne andere Menschen von ihrer eigenen Philosophie begeistern zu können.

„Ich bin nicht der Einzige, der sagen wird, dass Grace zu früh von uns gegangen ist; sie war ja erst 22 Jahre alt. Eigentlich hatte sie noch ihr gesamtes Leben vor sich, sie hätte noch so viel erleben können; ein Teil von den Momenten werden, von denen sie so gern erzählte.

Dafür glaube ich aber, dass sie nicht vollständig von uns gegangen ist, weil sie in den Herzen derer weiterleben wird, die sie so wahnsinnig geliebt haben und sie immer noch lieben.

Wir sollten uns nach ihrem Tod nicht in Selbstmitleid suhlen und das Leben mit all seinen Momenten an uns vorbei ziehen lassen, wir sollten sie erleben und uns an sie erinnern.

Denn irgendwann, wenn wir einmal alt sind und in unserem Schaukelstuhl sitzen, werden wir uns an genau diese Zeiten erinnern. An die Zeiten, in denen wir gelebt haben und die Stunden erlebt haben; mit jeder Faser unseres Körpers.

Ich will nicht davon reden, Grace zu vergessen, denn so eine wundervolle Person, die in all ihren Handlungen - in meinen Augen - perfekt war, kann man nicht vergessen. Wir alle werden uns an das Mädchen erinnern, dass uns gezeigt hat, was es bedeutet, wirklich zu leben."

Zum Ende hin werde ich immer leiser, meine Stimme wird immer brüchiger, aber es ist verständlich. Ich habe den Menschen verloren, der mir am meisten auf der Welt bedeutet hat und bedeuten wird.

Die Trauergäste schauen mich eingehend an, lassen die Worte auf sich wirken, versuchen zu verstehen, was ich ausdrücken wollte, was ich ihnen mitteilen wollte.

Nach und nach verstehen sie meine Rede, die eigentlich viel zu kurz ist, dafür, dass sie für eine so komplexe Person wie Grace ist.

Ein Mädchen, dass man nie hätte ganz verstehen können, denn sie kam nicht von dieser Welt. Sie kam aus einer anderen und war schlichtweg zu gut für die unsere.

Es würde Tage dauern, diesen Gedanken zu verstehen, aber er würde mir helfen, über die Trauer hinweg zu kommen. Auch wenn es Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre dauern wird.

Aber irgendwann wird mein Verstand realisieren, dass Grace nicht mehr bei uns ist und nie mehr zurück kommen wird.

Und trotzdem werde ich sie nie vergessen können, denn all die kleinen Momente, die sie so sehr geliebt hatte, werden mich an sie erinnern.

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Mal etwas anderes von mir. Ja gut.

Ich hoffe, dass ihr auch sowas mögt.

Meinung, Kritik, Gefühlslage (die Testleser haben alle Tränen in den Augen gehabt. Ups) gerne in die Kommentare. :3

Die Story wird btw. nicht sofort starten, weil ich jetzt noch 'n paar Schulaufgaben hab', die ich gern' gut schreiben will und so.

Dann mal,

Over and Out,
-Anna

Remember me || Concrafter || ABGEBROCHENWhere stories live. Discover now