Vertrauter Feind

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Sergeant, was tun wir als Nächstes?", Ayato stellte Nicolas zur Rede. „Wir müssen uns um eine Unterkunft kümmern. Ein wenig Schlaf könnte nicht schaden. Ein alter Freund von mir hat ein Haus nördlich der Stadt, am Rande des Waldes. Dort können wir vorübergehend unterkommen."

Noelle und Ramon weinten sich untröstlich in den Schlaf. Izumi saß mit verschränkten Armen über den Knien vor dem Fenster und beobachtete den Sternenhimmel. Yuri befand sich allein auf der Veranda vor dem Haus. „Wieder stand ich nur da. Ich verfluchter Versager ..." „Hm, hier steckst du also? Willst du dich nicht ausruhen?", fragte ihn Nicolas, der sich leise zu ihm nach draußen gesellte.

„Das ist alles meine Schuld. Der Soldat, den ich damals am Leben ließ, er feuerte den Schuss ab", Yuri sah still zu Boden. Nicolas lag seine Hand auf Yuri's Schulter und sprach. „Kopf hoch, mein Junge. Ich mache dir keine Vorwürfe", Yuri schaute überrascht. „Du bist ein normaler Junge, hattest ein normales Leben. Knapp ein Monat später bist du mit Kräften gesegnet, von denen du selbst keine Ahnung hast. Du bist kein Soldat, Yuri. Ich verüble dir nicht, dass du niemanden getötet hast. Ich habe viele Menschen im Auftrag der vermeintlichen Gerechtigkeit auf dem Gewissen.

Sei dir eines bewusst. Jedes deiner Handlungen hat Konsequenzen. Ob gute oder schlechte Entscheidungen. Doch wer von uns weiß schon, was Richtig oder Falsch ist? Es liegt immer im Auge des Betrachters. In meinen frühen 20ern wurde ich zum Soldaten befördert. Mir wurde ein Trupp, bestehend aus fünf weiteren Männern, zugeteilt. Uns wurde befohlen, wichtige Dokumente aus einer benachbarten Regierung zu beschaffen. Niemand von uns wusste, dass sich darunter ein Phönix Besitzer befand. Er besaß das Phönix Auge. Ich habe mein Team blind in den Tod koordiniert. Von 21 Soldaten, die an dieser Operation beteiligt waren, überlebten mit mir nur drei weitere. Mein persönlicher Trupp wurde komplett ausgelöscht.

Jahrelang habe ich mir die Schuld dafür gegeben. Hätte ich mich nur besser vorbereitet, wäre es wahrscheinlich niemals zu diesem Desaster gekommen. Ich habe das Schicksal angenommen und weiß, dass mich ihre Tode bis in mein Grab verfolgen werden. Das war nicht mein einziger, dennoch mein schlimmster Fehler. Was wäre wohl, wenn du ihn damals umgelegt hättest? Hättest du Anna wirklich das Leben gerettet, oder wäre es zu noch Schlimmeren gekommen? Wir werden es nie erfahren. Ganz egal, was geschehen ist, Yuri. Das ist der Weg eines Soldaten", erzählte Nicolas.

„Als meine Kräfte sich aktivierten, hatte ich keine Kontrolle über meinen Körper", meldete sich Yuri zu Wort. „Was hast du in diesem Moment gespürt?" „Ich weiß nicht genau. Es war Verrat ... Hass, Wut. Es war purer Zorn." „Anscheint haben deine Emotionen eine Verbindung zu Rael. Wenn du ein Phönix Objekt in dir hast, passiert es meistens, dass der Geist die Kontrolle über deinen Körper nimmt. Er versucht dort weiterzuleben. Ab diesen Zeitpunkt bist du eins mit dem Amulett gewesen." „Ich habe vier Soldaten getötet und kann mich nicht einmal daran erinnern. Ich habe Angst, dass es eines Tages außer Kontrolle gerät ..." „Mach dir deswegen nicht so viele Gedanken. Solange ich da bin, wird dir schon nichts passieren", fügte Nicolas hinzu. „Sergeant, ich übernehme die weitere Schicht. Sie können sich ausruhen, das solltest du auch tun, Yuri", Ayato informierte beiden.

Das Team erholte sich tagelang von dem Schock und blieb unter dem Radar des Regimes. „Mal schauen. Izumi und ich waren Gestern an der Reihe. Ayato setzt aus ... also sind heute Noelle und Yuri für den Einkauf zuständig", teilte Ramon mit. „Her damit", Noelle überprüfte den Einkaufszettel. „Vergesst nicht. Wir haben derzeit keine Funkgeräte. Wenn ihr länger als eine Stunde Weg bleibt, machen wir uns auf die Suche", Ayato gab letzte Anweisungen. „Schon Gut. So wie immer", auf dem Weg in die Stadt war es still zwischen ihnen.

„Es ist Komisch, ohne sie", fing Noelle das Gespräch an. Yuri sah sie an und senkte verlegen den Blick. „Nie wieder. Ich werde sie nie wieder in den Arm nehm können. Wir leben den Moment, ohne ihn wirklich zu genießen und sehen alles als selbstverständlich an. Dabei gibt es keine Garantie, wie lange so etwas anhält", Noelle sprach mit einer traurigen Stimme. Sie zog Yuri von der Straße und suchte Deckung hinter einem Auto.

„Da ist dieser Typ aus dem Wald." „Du hast recht. Takeru ... verdammt, wir haben keine Funkgeräte. Was sollen wir tun, Noelle?" „Erst mal gar nichts, wir beobachten ihn. Bei so vielen Zivilisten können wir keinen Kampf riskieren. Das Regime wäre sofort hier, dann hätten wir ein noch viel größeres Problem." „Na dann los", nach einigen Minuten sahen sie Takeru in eine Seitengasse hineinlaufen. Sie erhöhten ihr Lauftempo und folgten ihm.

„Wo ist er hin? Er ist doch hier reingelaufen", Takeru erschien hinter den beiden, als er von einer Treppe heruntersprang. „Ich habe euch längst bemerkt. Ihr seid nicht vom Regime, was wollt ihr?", Yuri war Takeru von ihrem ersten Treffen in Erinnerung. „Du schon wieder! Ihr habt meinen Angriff also überlebt?" „Wir sind hier, um dir ein paar Fragen zu stellen", sprach Noelle, die hinter ihrem Rücken eine Glasscherbe versteckt hielt. „Es gibt nichts, was ihr von mir wissen müsst."

„Du gehörst also nicht zum Regime? Sie werden dich versuchen zutöten." „Das kann euch doch scheißegal sein. Seit Jahren sind sie mir auf den Versen. Wie viele von diesen Bastarden ich schon umlegen musste. Sie haben diesen Krieg begonnen", erklärte Takeru. Die Stimmung spitzte sich weiter zu. „Du kannst Dich uns anschließen. Wir können sie gemeinsam bekämpfen und der Diktatur ein Ende setzten", sprach Yuri. „Tz, ihr wollt eine jahrzehntelange Diktatur beenden? In ihre Augen seid ihr nur Schwächlinge. Ihr könnt Hela nicht das Wasser reichen. Sie redet davon, eine neue Weltordnung zu erschaffen und ist auf dem besten Wege dorthin."

„Wir sind Fähiger als Du denkst. Wir geben nicht auf und werden bis zum Schluss kämpfen", sprach Noelle. „Ich war im Schattenreich und habe es mit eigenen Augen gesehen. Jeder, der Phönix Besitzer, wird eines Tages mit der Wahrheit konfrontiert. Ihr könnt Euch überhaupt nicht vorstellen, wie mächtig diese Gegenstände in Wirklichkeit sind. Ich könnte sie eines Tages wiedersehen. All die Menschen die mir etwas bedeutet haben. Die Freiheit, die ich nicht mehr habe. Diesen Schmerz, den ich all die Jahre fühlen musste. Ich werde ihnen das Zehnfache heimzahlen!", Takeru's Emotionen kochten über. Dies macht sich bemerkbar, als sich kleine Gesteinspartikel um ihn lösten.

Sie umkreisten ihn auf der Basis seines Magnetfelds. Noelle legte ihre Hand auf Yuri's Brust und stellte sich vor ihn. „Takeru? Mir wurden auch Menschen genommen, die mir nahestanden. Wir haben dasselbe Ziel. Wir können sie aufhalten, kämpfe mit uns." „Ich brauche niemanden. So war es schon immer. Ich werde mir das zurückholen, was mir zusteht." „Du bist ein Guter Mensch, das spüre ich. Wir sind es auch, überleg es Dir vielleicht nochmal", antwortete Yuri.

„Du erinnerst mich an jemanden, dem ich viel zu verdanken habe. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages länger unterhalten können. In diesem Bezirk steigt die Zahl der Soldaten um diese Zeit. Man sieht sich immer zweimal im Leben. Ach ja, noch etwas. Du weißt nichts mich!", verabschiedete sich Takeru und lief mit überzogener Kapuze davon. Erleichtert ließ Noelle die Scherbe, die sie in ihrer Hand hielt, fallen. „Na los, bringen wir den Einkauf hinter uns", Noelle nickte und folgte Yuri.

Ein wenig später berichteten sie den anderen von dem Vorfall. „Unglaublich, wie viele Geheimnisse die Phönix Kräfte mit sich bringen", Nicolas ging alles noch einmal in Gedanken durch. „Das heißt also, dass wir noch weniger darüber wissen als gedacht", analysierte Ayato. „Sergeant. Unser Radar zeigt Aktivitäten 350 Kilometer südlich der Stadt an. In Nähe einer verlassenen Ruine", teilte Izumi mit. „Ein Phönix Träger?", meldete sich Ramon verwundert zu Wort. „Macht Euch startklar, das Abendessen muss wohl noch eine Weile warten.

Izumi ... Ramon, macht den Flieger bereit. Nimmt alles an Waffen, was uns noch zur Verfügung steht. Wenn wir darüber Bescheid wissen, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis Hela's Leute dort auftauchen. In unserer jetzigen Lage können wir in keinen weiteren Kampf gehen", machte Nicolas in der Ansprache seines Teams deutlich. Yuri ging auf Noelle zu, die bedrückt ihre Ausrüstung zusammen packt. Er übergab ihr eine Halskette, die einst Anna gehörte. „Bist Du bereit?", Noelle nickte ihm ermutigend zu.

An Bord des Fliegers machte Yuri sich Gedanken und schaute aus dem Fenster. „Was ist die Wahrheit, der Phönix, wovon sprach Takeru? Eines Tages werde ich es wohl herausfinden ...", es herrschte eine eigenartige Stille vor der Mission. An einem der Plätze befand sich ein Stofftier. Es war stark verdreckt und wirkte sehr abgenutzt. Noelle hatte ihr die beschädigte Kette angelegt. Das Stofftier lag auf dem Platz, an dem einst Anna saß. Darauf befand sich ein Bild von Anna und ihrer verstorbenen Familie ...

The Fallen AngelHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin