Kapitel 12

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-Weil das Schicksal die Regeln bestimmt-

 -Kontra K 

Wir sitzen gefühlt eine Stunde so nebeneinander. In der zwischen Zeit habe ich mir mein Shirt wieder angezogen. Wurde frisch. Ich bin ihm so unendlich dankbar. Dafür das er mich vor Alex beschützt hat, er ist ja auch zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Wer weiß, was noch alles passiert wäre. Und vor allem bin ich ihm dankbar, dass er bei mir ist. Er mit mir hier sitzt und mich einfach umarmt. Mehr brauche ich nicht. Nur ihn und seine Nähe. „Komm. Steh auf. Wir gehen nach Hause" sagt er nach einiger Zeit. Er hilft mir hoch und gemeinsam verlassen wir die Gasse. Ich bin ehrlich, neben ihm fühle ich mich wesentlich sicherer. Auf dem gesamten Weg nach Hause hat er ein Arm um meine Schulter gelegt. „Danke" „Wofür?" „Dafür, dass du mich vor Alex beschützt hast... Und dass du für mich da warst und nicht einfach wieder abgehauen bist" „Ist doch klar. Mach ich doch gerne. Für dich" Wir stehen vor meiner Tür und schaue uns wieder in die Augen. Diese blauen Augen strahlen Sicherheit aus. Und wunderschön sind die dazu auch noch. „Willst du noch mit rein?" „Ne danke, muss noch weiter. Wollte dich noch sicher nach Hause bringen" „Danke" „Dann... Sehen wir uns... Irgendwann?" „Klar. Bis dann" „Bis dann" Bevor er geht, umarmen wir uns zur Verabschiedung. Wir lassen uns los und er geht. Ich drehe mich um und gehe ins Haus. Meine Eltern sind noch nicht zu Hause, hab also meine Ruhe. Noch. 

Ich gehe nach oben in mein Zimmer und nehme mir mein Handy. Ich muss das Celine erzählen. Einfach als Unterstützung. „Hallo?" „Hey Celine" „Ah Leyla. Was gibts?" „Hast du heute oder morgen Zeit?" „Heute passt gut. Wo?" „Kommst du zu mir?" „Klar kann ich machen. Bis nachher" „Bis nachher" Ich hab keine Ahnung wie ich das ihr erzählen soll, ohne zu heulen. Ich muss erst mal Duschen gehen. Ich fühle mich total ekelhaft. Ich schnappe mir frische Klamotten und gehe ins Bad. Heilige Scheiße. Wie seh ich den aus! Total rote und verquollene Augen. Ich stand gefühlt eine halbe Stunde unter der Dusche, um mir dieses Gefühl von der Haut zu kratzen. Ich fühle mich einfach ekelhaft. Wenn ich intensive über den Vorfall nachdenke, spüre ich seine Hände wieder auf meiner Haut. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Am liebsten würde ich noch mal Duschen gehe, aber Celine müsste bald kommen. Ich ziehe mich an und gehe in mein Zimmer zurück, um mich fertig zu machen. Also Haare kämmen und so. Es klingelt und ich gehe runter, um aufzumachen. Es ist Celine. „Hey Leyla. Was ist los?" „Nichts. Wieso?" „Wie nichts. Natürlich ist etwas. Du siehst anders aus. Was ist passiert?" „...Ich erzähle es dir im Zimmer. Komm" Wir gehen gemeinsam hoch. Wie soll ich ihr das erzählen? Ich hab keine Ahnung, wie ich anfangen soll. Vor allem, wie soll ich es ihr erzählen, ohne Tränen. Im Zimmer angekommen setzt sie sich sofort aufs Bett und ich schließe die Tür. „So. Und jetzt erzählst du mir was los ist" „Ich weiß nicht wie" „Hau einfach raus. Fang irgendwie an. So wie es dir passt" 

Ich setzte mich neben ihr aufs Bett. „... Also... Eh..." „Jaaaa???" „Ich hatte mich ja in der letzten Zeit oft mit Alex getroffen" „Ja, und? WARTE: seid ihr zusammen??" „Was? Nein!" „Dann sagggggg" „Ok, ok. Also. Ich hab mich halt heute mit Alex getroffen" „Ach deswegen warst du nicht in der Schule" „Äh ja. Also, wir sind halt spazieren gegangen und so. Also derselbe Weg wie immer" Gott ist das schwer. „Aber auf einmal hat er mich in eine andere Richtung gelenkt. Mit der Begründung: Mal etwas Neues ausprobieren. Ist doch langweilig immer denselben Weg zu gehen" Sie hört mir ganz genau zu, ohne mich zu unterbrechen. „Dann sind wir an einer Gasse vorbei, bzw. hat er mich darein geschubst. Und ja. Dann ging alles so schnell er, hat, er" Ich krieg Schnappatmung und mir schießen wieder Tränen in die Augen. „Hey, Hey, Leyla, beruhig dich. Atme tief ein und aus. Ok? Guck mich an." Ich schaue sie an und versuche meine Atmung Unterkontrolle zu bekommen. Sowohl ich als auch Celine bemerken, dass meine Atmung sich beruhigt und ich erzähle weiter. „So. Und jetzt nochmal langsam. Erzähl es in deinem Tempo und in Ruhe" „Ok, also. Er hat halt mich angefasst und wollte mehr. Ich durfte nicht schreien oder sonst irgendein Laut von mir geben. Selbst wenn, hab sowieso kein Laut herausbekommen. Ich schwöre dir, ich hab mich noch so erniedrigt gefühlt. Aber ich hab noch einmal versucht nach Hilfe zu schreien, hat auch geklappt, aber hab dafür nh Schelle kassiert. Er hat mir dann mein Shirt ausgezogen aber dann wurde er von mir gerissen und ich hatte keine Kraft mehr zu stehen und bin zusammen gesagt und musste mies Heulen" „Wer hat dich gerettet?" „Cem" „CEM?" „Ja" „Also ich würde mich ja freuen, aber... Ist halt nicht die passende Situation gerade" „Also er hat mich halt gerettet in dem er Alex zusammen geschlagen hat, bis er abgehauen ist. Er ist dann zu mir gekommen und hat sich zu mir gesetzt und mich einfach umarmt. Aber davor hat er natürlich mir mein Shirt wieder gegeben" 

„Ey sorry, dass ich das so sage nh, aber das ist irgendwie voll Klischee Haft. Ich mein, der Typ beschützt sein Mädchen" „Sein Mädchen?" „Ja, sein Mädchen" „Ich bin doch nicht sein Mädchen. Wir sind ja nicht einmal zusammen" „Leyla. Jetzt mal ganz im Ernst. JEDER sieht die Blicke zwischen euch. Selbst ein Blinder würde das sehen" „Wenn du meinst. Jedenfalls hat er mich dann auch noch mit nach Hause begleitet" „Ach Leyla. Ich wünschte, ich müsste es nicht sagen aber-" „Aber du hast es gesagt. Ich weiß" sie nimmt mich in den Arm. „Du musst das deinen Eltern erzählen. Oder zur Polizei gehen" sagt sie plötzlich „Was? Nein. Am Ende macht er es nochmal. Und vielleicht hab ich da kein Glück" „Leyla. Wenn du das nicht jetzt machst, kann es noch vielen anderen Mädchen passieren" „Meinst du?" „JA" „Ok. Aber nur, wenn du und die Jungs mitkommt. Einfach nur zur Sicherheit" „Versprochen. Hast du es den Jungs schon erzählt?" „Nein. Noch nicht" „Willst du es heute noch machen? Oder zu Hause bleiben" „Zu Hause bleiben." „Ok. Was willst du machen? Zur Ablenkung" „Film gucken?" „Klar. Was für einen? Du kannst aussuchen" „Wenn du meinst. Dann gucken wir... Den" Wir legen uns in mein Bett und machen den Film an. Wir gucken Barbie. Ich weiß, was manche jetzt denken, warum guckst du Barbie, du bist doch kein Kind mehr. Aber ich bin ehrlich, Barbie lenkt mich ab. Ich weiß nicht, was es auslöst, aber es löst Sicherheit in mir aus. Ich bin Celine auch echt dankbar, dass sie mich nicht dazu drängt direkt heute zur Polizei zu gehen, sondern erst dann, wenn ich auch bereit bin. Ich weiß nicht, womit ich sie verdient habe. Ich weiß aber noch nicht genau, wann ich es den Jungs erzählen soll. Also nicht in der Schule. Wenn denn bei unserem Platz auf dem Dach. Aber wenn denn auch erst in ein paar Tagen. Ich fühle mich nicht bereit, herauszugehen. Hab Angst das er mich wieder findet und dort weiter macht, wo er aufgehört hat. Aber das sind Gedanken für wann anders. „Willst du heute hier übernachten?" „Klar, ich rufe gleich mal meine Mutter an, damit sie mir meine Sachen bringt" Ich hoffe, dass ich sie nie verliere. Sie gibt mir gerade so viel Kraft. Der Film ist zu Ende und sie ruft ihre Mutter an. 

Ich nehme mein Handy und sehe, dass ich ein paar Nachrichten habe. -Du Schlampe. Du kannst was erleben. Ich mach dich fertig! Du hässliche Fotze!- Ich glaube, man kann sich denken, von wem die Nachricht ist. Ich muss ihn blockieren. Ich will das nicht. -Hey. Wie gehts dir? Wenn du reden willst, ruf mich einfach an. Ich bin für dich da. - Von Cem. Voll süß von ihm. -Hey, ja, mir gehts besser. Celine ist bei mir. Vielleicht ruf ich dich morgen an – am liebsten würde ich jetzt schon mit ihm telefonieren. Aber Celine ist bei mir, also kann ich nicht. Wegen Freundlichkeit und so. „Meine Mutter bringt mir gleich meine Sachen vorbei. Mit wem schreibst du?" „Hab Cem nur schnell geantwortet und Alex blockiert" „Gut so. Und dann bringst du es noch zur Anzeige, wenn du dich breit fühlst. Aber worüber habt ihr geschrieben?" Sie schmeißt sich auf mein Bett, während sie mich das fragt. „Er hat gefragt, wie es mir geht. Und falls etwas ist, ich mit ihm reden kann" „Ach ist das süß. Ich bin euer Nummer 1 Fan, wenn ihr zusammen seid" Typisch Celine. Es klingelt und wir gehen runter, um Celines Mutter die Sachen abzunehmen. Wir gehen wieder hoch. Ich nehme aus der Küche noch Getränke und ein paar Snacks mit nach oben. Wir setzten uns auf den Balkon und reden. Bis die Sonne untergeht und es kalt wird. 

Sonne und BetonWhere stories live. Discover now