Zehn

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Noch eine Minute. Mein Blick klebte nur so an tickenden Uhr auf der anderen Seite des Raumes.

"Also vergesst nicht, dass ihr den Aufsatz am Dienstag abgeben müsst. Ich wünsche euch einen schönen Tag." Mit diesen Worten beendete Frau Quad, breit grinsend den Unterricht.

Ich packte meine Sachen zusammen und verstaute alles in meiner Tasche. Der erlösende Gong ertönte und die ersten stürmten schon aus dem Klassenraum. Auch ich drängelte mich aus dem Zimmer.

"Gin, warte mal kurz."

Ich blieb stehen und drehte mich so um das ich Derek, welcher auf mich zugelaufen kam, mustern konnte. "Ist alles ok?" fragte er mich, als er vor mir stand. Ich nickte abwesend. "Ja. Ich denke schon."

Ich wendete mich von ihm ab und setzte meinen Weg fort. Ohne zur Seite zu schauen, wusste ich das Derek sich mir angeschlossen hatte. Dereks Versuch eine Konversation zu starten scheiterte. Ich konnte jetzt einfach nicht so tun als hätte ich die Nacht vergessen.

Im Internat, vor Ninas und meinem Zimmer blieben wir stehen. "Bis nachher." Derek lächelte mir noch einmal zu bevor er sich umdrehte und auf den Weg zu seinem eigenen Zimmer machte.

"Warte!" rief ich ihm hinterher. Er drehte sich um. "Eine Frage habe ich noch,-" ich ging ein paar schritte auf ihn zu. "Woher wusstest du das es Nina nicht gut ging?" Ich stand nun direkt vor ihm und schaute in seine fesselnden Augen. Doch er wich meinem Blick aus und starte stattdessen auf irgendetwas hinter mich.

"Du hast es mir doch gestern gesagt?" Es klang eher wie eine Frage, als eine Antwort. Zweifelnd zog ich eine Augenbraue hoch. "Ach hab ich das?" Man konnte deutlich heraus hören das ich ihm nicht glaubte. "Ja." kam es von ihm und er blickte wieder zu mir. "Ja hast du."

"Na dann." Ich ging wieder zu der Zimmertür und wollte sie gerade aufschließen als sich seine Hand auf meine Schulter legte. Ich hielt inne, ich spürte deutlich seinen Atem an meinem Nacken.

"Woher sollte ich es sonst wissen?" flüsterte er. Ich versuchte mich unter Kontrolle zu haben. "Was weiß ich. Ich habe es dir aber nicht gesagt." rutschte es mir etwas zu zickig heraus.

Sein leises Lachen löste bei mir Gänsehaut aus. Doch die Tatsache das wir für vorbei gehende Menschen wahrscheinlich ziemlich komisch aussahen holte mich wieder auf den Boden. "Warum lachst du?"

"Mir ist nur gerade aufgefallen wie verdammt heiß du bist, wenn du zickig bist." Ich errötete und konnte mir bildlich vorstellen wie Derek breit grinsend über meine Reaktion, da stand.. viel zu dicht hinter mir.

Die Tür vor mir wurde aufgerissen und ich stolperte ins Zimmer. Ich funkelte meine Mitbewohnerin böse an, als ich mein Gleichgewicht dank Derek, der mich heldenhaft davon abgehalten hatte den Boden zu küssen, wieder gefunden hatte.

"Sag mal spinnst du?" fauchte ich sie an. "Tut mir leid, ich war im Bad und als ich wieder kam, habe ich eure Stimmen gehört und dachte du hättest vielleicht deinen Schlüssel vergessen." log sie. Ich erkannte an ihrer angespannten Körperhaltung das sie gelauscht hatte.

Demonstrativ hielt ich ihr meinen Schlüsselbund vor die Nase. Und sie lächelte mich noch einmal entschuldigend an. Dann wendete sie sich zu Derek, der das Geschehen bis jetzt nur ruhig beobachtet hatte.

"Und wie war die Schule?" fragte sie ihn übertrieben fröhlich. "Ganz ok. Scheint die ja wieder besser zu gehen. Das freut mich. Ich geh dann mal." ratterte er runter bevor er mir noch einen langen Blick schenkte und schließlich verschwand.

Nina schlug die Tür zu und grinste mich mit weit aufgerissenen Augen an. "Oh Gott, jetzt kommts." flüsterte ich so leise, das nur ich es hören konnte und ließ mich rückwärts auf mein Bett fallen.

"Was zur Hölle war das?" quietschte Nina aufgeregt. Ich zuckte mit den Schultern. "Da fragst du die falsche."

The change.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt