„Wie soll ich meiner Arbeit nachkommen, wenn du hier ein Versteckspiel mit mir spielst?", war das Erste, was er sagte.

„Ich mag Versteckspielen!", murmelte sie trotzig.

Albiel schnaubte ärgerlich. „Du musst das schon etwas ernster nehmen. Denn du bist zu groß, als dass ich dich an die Hand nehmen könnte, damit du keine Dummheiten machst!"

Kira schaute ihn gereizt an. Jeder wollte sie gerade bevormunden. Ihre Mutter, die ihr nicht zutraute, dass sie es als Archäologin gut hinkriegen würde, Joella, die dachte, sie müsse ihr in Sachen Liebe unter die Arme greifen und dieser verflixte Bodyguard, der dachte, sie könne keine zehn Schritte ohne ihn tun.

„Nur damit Sie mich jetzt nicht gleich wieder aus den Augen verlieren...", sagte sie säuerlich, „ich werde jetzt mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Sollte ich dabei von zwielichtigen Personen belästigt werden, von Scuros, Bodyguards oder sonst jemandem, werde ich es Ihnen direkt melden. Vielleicht sollte ich meine Tagesprogrammpunkte ja gleich in zweifacher Ausfertigung abliefern, für Sie und Simeon?" Wütend blitzte sie ihn an.

Der Leibwächter hatte die Augen angestrengt zusammengekniffen. Augenscheinlich hatte es ihm die Sprache verschlagen. Kopfschüttelnd brummte er: „Gegen so viel Widerspenstigkeit ist anscheinend kein Kraut gewachsen." Mit einem kurzen Blick prüfte er die Umgebung. Dann seufzte er: „Zum Glück ist Romano bald hier."

Kira sah verblüfft auf. „Wie bitte? Romano kommt auch noch? Obwohl der Phönix nicht hier ist? Die Welt ist wohl verrückt geworden! Oder hat der alte Mann etwa Sehnsucht nach seiner Porta?" Die letzte Frage hatte sie ohne zu überlegen hinzugefügt.

Da packte Albiel sie unvermittelt am Arm und schaute ihr scharf ins Gesicht. „Was weißt du über die Sache?", zischte er. Seine Nasenflügel bebten.

Seine Reaktion kam so überraschend, dass sie beinahe mehr Verwunderung als Schrecken fühlte. In was für ein Wespennest hatte sie da wieder gestochen?

„Ich weiß nichts über 'die Sache'. Welche Sache?", fragte sie irritiert.

Albiel, der immer noch ihren Arm festhielt, ließ sie jetzt verlegen los. „Entschuldige", sagte er gepresst, schaute sie aber immer noch misstrauisch an.

Es gab hier eindeutig etwas, was man ihr verheimlichte. „Könnte es sein, dass man mir hier etwas verschweigt?", sagte sie gereizt. „Ich weiß, dass Simeon eine Postkarte von der Porta hat. Ich dachte, wir streben eine bessere Kooperation an! Also dann ... Was hat Simeon mit der Porta zu tun?"

Es schien, als ärgere sich Albiel, etwas ausgeplaudert zu haben. „Das soll er dir selbst erklären, wenn er hier ist", brummte er. „Bis dahin wäre es für uns beide besser, wenn du tust, was ich dir sage." Er sah sie grüblerisch an und fügte dann hinzu: „Du bist durch eine vorübergehende Wirrnis mit dem Phönix verbunden, eine Art Versehen des Schicksals. Aber damit müssen wir jetzt klarkommen. Ich hoffe, schon bald wird sich klären, wer der eigentliche Hüter ist. Du scheinst mir als Hüterin doch etwas zu starrköpfig und unaufgeschlossen zu sein." Er schien selbst verwirrt.

Was für ein schwieriger Charakter!, dachte Kira. Sie fühlte sich auf einmal nur noch unwahrscheinlich erschöpft. Dieser bescheuerte Bodyguard schaffte es immer wieder auf verdammt treffsichere Art, dass sie sich schlecht fühlte. Sie war also für ihn eine 'Art Versehen des Schicksals'? Sie hatte schon schmeichelhaftere Bezeichnungen für sich gehört.

„Na, dann sind wir ja schon zu zweit", sagte sie leise. „Dass ich eine Hüterin bin, glaube ich nämlich auch nicht. Ich bin weder eine Hüterin für Kühe, noch für Schafe, noch für Phönixe. Ich bin ich. Und deshalb gehe ich jetzt auch nach Hause!" Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging. Vor allem auch, weil sie ihm nicht die Genugtuung geben wollte, dass er die Tränen sah, die sie nur mit Mühe zurückhielt.
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Im Schatten des PhönixOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz