1 - Schwarzwälderkirschtorte

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"Wie ich?", wiederholte ich daher ungläubig.

Sie ist doch perfekt - was ist ihr Problem?

Sie nickte ohne zu zögern.

Entschieden schüttelte ich daraufhin den Kopf. "Nein, Lilly. Sei froh, dass du so bist, wie du bist."

Und schon begann sie zu protestieren. "Aber du bist so selbstbewusst-"

"Und oft ganz schön selbstverliebt-", grätschte ich ihr herein, wurde jedoch so gleich unterbrochen.

"Und taff-"

"Arrogant würde ich eher sagen-"

Sie verdrehte die Augen. "Zielstrebig-"

"Umschreiben wir es besser mit sehr verbissen und hartnäckig-"

"Verdammt, Lavender!" Lillys hellgrüne Augen funkelten mich an und sie pustete sich eine ihrer blonden Haartsträhnen von der Strin, dir ihr beim Aufrichten ihres Oberkörpers in das Gesicht gefallen ist.

"Ja, Lilly?" Ich lächelte sie süßlich mit einem unschuldigen Augenaufschlag an. Noch etwas, was ich sehr gut konnte.

Sie musste lachen. "Ich meine ja nur. Du bist dir gar nicht bewusst, was du... für eine Ausstrahlung hast."

Nun grinste ich sie von einem Ohr zum anderen an. "Das kann ich nur zurückgeben - mit dem Unterschied, dass du das nie merkst, wenn jemand an dir interessiert ist. Devon zum Beispiel, dem fallen jedes Mal die Augen heraus, wenn du auch nur in seine Richtung atmest-"

"Es ging aber gerade um dich", unterbrach mich meine beste Freundin schmunzelnd. "Lenk nicht ab. Sie liegen dir alle zu den Füßen. Du merkst das gar nicht."

Ich hob abwehrend die Hände - nun gut, eher nur die eine. Die andere Hand hielt die Gabel mit einem weiteren aufgespießten Kuchenstück. "Naja, nicht alle", korrigierte ich sie.

"Das siehst du nur wieder nicht", zog sie mich nun auf. "Willst du denn niemanden von ihnen kennenlernen? Nun gut, vielleicht nicht Jillian, aber... was ist mit David, Devons Bruder?"

Sofort schüttelte ich erneut den Kopf. "Nein."

"Malcom? Mit ihm hängst du schließlich öfter mal in der Cafeteria ab, also warum nicht auch mal auf ein Date gehen?"

Wieder ein Kopfschütteln meinerseits. "Nein... ich... ich fühle da einfach nichts." Und um ehrlich zu sein, hatte ich nie wieder Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch seit dem das mit ihm passiert ist.

Ein Jahr ist es nun her.

Mir ging es jetzt gut, sehr gut sogar. Sogar nie besser, um ehrlich zu sein.

Ich konzentrierte mich auf meine Uni, war mühelos eine der Besten in den jeweiligen Semestern, hatte tollen Anschluss gefunden, kam mit meinen Eltern super aus und besuchte sie regelmäßig, teilte mir mit meiner besten Freundin eine Wohnung - wir hatten beide bisher zusammen echt die beste Zeit überhaupt - , bin Frauchen vom goldigsten Hund auf der Welt und hatte einen neuen Sport für mich entdeckt. Tennis.

Es gab nichts zu meckern.

Naja.

Bis eben auf dieses Herzklopfen-Ding.

Entweder hatte ich nach ihm bisher keinen gefunden, der mich genauso ansprach - oder aber, ich hatte mich von der männlichen Welt so gefühltechnisch abgeschottet, dass ich auch gar nicht mehr fähig war, irgendeinen winzigen Schmetterling zu spüren.

Ich wusste es nicht.

Allerdings vermutete ich... das wahrscheinlich eher die erste Theorie stimmen würde.

Dark HeartWhere stories live. Discover now