9 Vereint

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Vorab lasst euch gesagt sein, es handelt sich um einen Auszug, aus der Szene am Balkon und wir haben sie sprachlich etwas verändert.


"Wenn sie dich sehen, ermodern sie dich!" ich fühlte mich in die Rolle hinein und sah meinem Romeo fest in die Augen.


"Oh Götter!Es ist mehr die Gefahr in deinen Augen als in zwanzig Schwertern, sieh nur du mich huldreich an, so verlache ich alles was ihr Groll gegen mich unternehmen kann."Jonathans stimme war voller liebe, sogleich sie nur gespielt war brach sie mich etwas aus der Fassung und ich stockte kurz bevor ich weiter machte.


"I-Ich wollte nicht um die ganze Welt, dass sie dich hier sähen."


"Der Mantel der Nacht Julia, wird mich vor ihren Augen verbergen und wenn nur du mich liebst, so mögen sie mich immer finden, besser dass ihr Hass mein Leben ende,als dass der Mangel deiner Liebe meinen Tod verlängre."


Er war während seinen Worten näher an mich ran getreten und sein Atem streifte meine Wangen als er sich zu mir runter beugte.


Lorelei los mach schon, lass dich jetzt bloß nicht verunsichern!!


Ich machte einen Schritt zurück und meine Stimme klang nun wieder selbstbewusster:"Wer gab dir Anweisungen diesen Platz zu finden?"


"Die Liebe, die mich antrieb dich zu suchen. Ich bin kein Steuermann, aber wärst du so fern als jenes vom entferntesten Ozean bespülte Ufer, ich würde um Eein solches Kleinod mein Leben wagen.


Mein Lachen an dieser Stelle war echt, es war wirklich unfassbar komisch ihn so geschwollen reden zu hören. An dieser Stelle war das Stück geändert worden und anstatt eine beschämte Julia zu spielen, die ihren Romeo verriet durfte ich ihm selbstbewusst entgegen treten.


"Deine Liebe? Romeo was bedeutet Liebe zu jener Zeit ? Es sind nur Worte die mich umgarnen, doch Taten veranlassen das Herz einer Frau zu schlagen."


"Lass mich es dir zeigen. Ich will dich nicht zweifel sehen,ich will dass du verstehst."


"Verstehen? Wo verstehen ? Ich habe kein Vertrauen um es dir zu schenken!"


Ich wurde von Wort zu Wort lauter und spuckte ihm das Wort "Vertrauen" schon fast ins Gesicht.


"Oh Julia-"Jonathan nahm meine Hand"-Vertrauen ist jenseits von Hass und Liebe. Meine Liebe schwöre ich dir jedoch von Angesicht zu Angesicht."


Ich wollte ihm erstens meine Hand entziehen, zweitens sagen dass dies NICHT im Text stand und drittens in irgendeiner Art cool reagieren. Doch dazu kam ich nicht.


Ehe ich mich auch nur bewegen konnte, nahm er mich fest um die Hüfte und drückte seine Lippen auf meine.

Es war kurz, leicht und schon vorüber bevor ich mich bewegte.


Erst das Klatschen unseres Publikums holte mich in das Hier und Jetzt zurück und ehe ich auch nur ansatzweise reagieren konnte stand unsere Leherin schon mit Tränen in den Augen auf der Bühne.


"GROßARTIG! Lorelei und Jonathan,das war eine Glatte 1! Das wird deine Mutter sicher freuen wenn ich davon erzähle." zum gefühlt 100 Mal in dieser Stunde klatschte sich die Fee in die Hände und rief die nächsten auf.


Jonathan hatte schon die Bühne verlassen und stand an der Tür.

"Wir haben vorhin keine Pause gemacht, dürfen wir kurz an die Frische Luft?"

"Natürlich,Natürlich. Seit nur in 10 Minuten wieder da."


Ich lief ihm mit gesenktem Kopf hinterher darauf bedacht bloß keinen Augenkontakt mit einem der Anwesenden aufzunehmen.


"Meine Tante heißt Ellen. Der Name ist also nicht erlogen. Mein Vater ist bei einem Unfall ums Leben gekommen und deshalb, da meine Mutter ihren Seelenverwandten verloren hatte, wurde ihr diese Stelle angeboten. Das ist jetzt gut 10 Jahre her und ich bin praktisch hier aufgewachsen,weshalb mich auch die Lehrer so gut kennen."


Wieso hatte er mir das nicht schon längst erzählt? Das ganze war bestimmt furchtbar für ihn gewesen, umso mehr wünscht man sich doch einen Seelenverwandten der für einen da war oder nicht?! Und das erklärte auch nicht den Kuss von vorhin!


Mein Kopf schwirrte vor dem Fluss an Informationen.


"Ich hab gesehen wie es meiner Mutter ging nachdem sie meinen Vater verloren hat. Ich dachte sie stirbt! Selbst vor mir konnte sie ihren Schmerz nicht verstecken. So verletzlich wollte ich nie sein Lorelei! Wenn man sowas sieht...diese Blindheit vor schmerz. Ich kann nicht verstehen wozu dieser Brauch gut ist. Man kann sich auch so zusammen tun, aber ob Schicksal oder nicht, das ganze ist Erzwungen!!" er schaute die ganze Zeit an mir Vorbei und raufte sich die Haare.


Ich war schockiert, noch nie hatte ich das ganze so gesehen. Hinterfragung gehörte nicht zu meinem Leben dazu. Doch in diesem Moment beschämte es mich zum ersten Mal.


"I-Ich verstehe jetzt wieso es dir schwer fällt dich auf diese..."-mir fehlten die Worte um das ganze zu Beschreiben-"Situation einzulassen. Aber ich verspreche dir...nein ich WEIß! Dass ich mich auf dich einlasse. Ich werde dir beistehen und dich unterstützen. Von mir aus fange ich mit dir an das Ganze hier zu hinterfragen. Aber gib mir eine Chance dir zu beweisen dass ich gut für dich bin."


Mein Blick suchte seinen und endlich schaute er mich an. Sein Blick war unergründlich als er mir antwortete.


"Okay. Das einzige was ich dir versprechen kann ist dass ich von nun an ehrlich zu dir bin."


Das war ja zumindest ein Anfang...


"Dann fangen wir doch gleich mal damit an dass du mir erzählst wieso du mich geküsst hast?"


"Wieso nicht?"


Das gewöhnliche etwas herblassende Lächeln kehrte zurück und damit öffnete er die Tür für mich.


Sprachlos trat ich zurück in den Raum, schon wieder hatte meine Sprache in seiner Gegenwart versagt und ich hatte das Gefühl das würde nicht das letze Mal sein....









Die Erwählten(Die Schutzengel-Saga)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt