Warrior Cats - Graue Blattwechsel

1. Kapitel

„Inmitten eines grauenvollen Tages, von strömendem Regen, gewaltigen Gewittern und ohrenbetäubendem Donnergrollen durchzogen, schien es, als ob der SternenClan selbst um den den Verlust des InfernoClan trauern würde. Aber die tapfere Vogelschweif ließ sich nicht von diesem Unwetter einschüchtern. Sie wollte die Reise zum Sternensee machen, um ihre neun Leben in Empfang zu nehmen und Schilfsterns Nachfolge als die neue Anführerin anzutreten. Ihr frisch ernannter Stellvertreter Ginsterläufer bestand darauf, sie zu begleiten, also bereitete die Heilerin Veilchenhimmel die Reisekräuter für die neue Anführerin vor, welche sie zu sich nahm, ehe sie das Lager verließen. Doch während sie unterwegs waren, wurde Vogelschweif unglaublich schlecht. 'Ginsterläufer, ich fühle mich nicht so gut', sagte sie zu dem schwarzen Kater mit den dunkelbraunen Kater. 'Ach was, du bist bloß nervös', miaute Ginsterläufer ihr beruhigend zu. Also ignorierte Vogelschweif das unangenehme Gefühl und unterschrieb somit ihr Todesurteil..."

Ein überraschtes Quicken ertönte im Ältestenbau. Es kam von den vier Jungen, die es sich vor den Nestern der drei Ältesten gemütlich gemacht hatten und sich nun mit weit aufgerissenen Augen dicht aneinander kuschelten, während der blinde, rote Kater Feuerschweif ihnen Ginstersterns Geschichte lebhaft erzählte.

Mondpfote stand im Eingang hinter den Ranken und lehnte sich gespannt an die Felswand, um ebenfalls zuhören zu können. Der Anführer Adlerstern hatte sie erst vor kurzem zu einer Schülerin ernannt, weshalb die schwarze Kätzin die Besuche bei den Ältesten vermisste. Eigentlich hatte ihre Mentorin und zweite Anführerin Rosensee ihr aufgetragen, der Heilerin Efeufrost beim Kräutersammeln zu helfen.

Aber wenn Feuerschweif seine Erzählungen so lebhaft vortrug, konnte Mondpfote einfach nicht anders, als alles stehen und liegen zu lassen und dem weisen Kater ihre Ohren zu leihen. Obwohl sie Ginstersterns Geschichte bereits unzählige Male gehört hatte, wurde es dennoch nie langweilig für sie, da Feuerschweif jede seiner Geschichten stets auf eine andere Art und Weise erzählte.

„I-ihr Todesurteil?", japste Heidejunges, als würde sie diese Erzählung zum ersten Mal in ihrem Leben hören, als wäre sie sonst nie anwesend gewesen, obwohl sie sonst stets neben Mondpfote gesessen hat. Aber in Wahrheit war es wohl lediglich das erste Mal, dass sie Feuerschweif wirklich zuhörte.

Feuerschweif beugte sich zu Heidejunges herunter. „Genau, ihr Todesurteil", bestätigte er, seine Stimme war leiser und gleichzeitig auch tiefer geworden. „Denn man munkelte, dass Veilchenhimmel eines der giftigsten Kräuter, die Herbstzeitlose, in ihre Reisekräuter gemischt hatte!"

Heidejunges wich erschrocken vor ihm zurück. „Sie hat sie vergiftet?"
„Hat sie nicht!" Eisjunges sprang auf und meldete sich verteidigend zu Wort: „Ginsterläufer hat es bloß so aussehen lassen! Eigentlich war er der Schuldige, der das Gift hinzugefügt hat! Er war der Verräter!"

„Richtig, Eisjunges", schnurrte Honignase. Die goldene Kätzin hatte sich neben Feuerschweif in ihrem Nest aufgesetzt und hob den Kopf. „Super, du hast sehr gut aufgepasst."

„Es ist nicht schwer, sich das zu merken", wandte Moosnacht brummend ein. „Ich für meinen Teil habe Ginstersterns Aufstieg und Fall nicht nur hautnah miterlebt, sondern von Feuerschweif auch noch so oft gehört, dass ich schon davon träume und im Schlaf darüber rede!" Sie lag auf der anderen Seite von Feuerschweif in ihrem Nest und hatte ihnen den Rücken zugekehrt.

Mondpfote verdrückte sich das aufkommende Lachen, indem sie sich auf die Lippe biss. Ich liebe Moosnachts Kommentare, dachte sie belustigt. Sie ist zwar eine kratzbürstige Älteste, aber ihr Humor ist und bleibt der beste.

Feuerschweif drehte seinen Kopf beleidigt in ihre Richtung. „Pah, wenn du glaubst, diese Geschichte besser erzählen zu können als ich, musst du es mir schon beweisen", forderte er sie heraus.