Eine unsichtbare Gefahr

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Kuina.

Sie war immer eine super Freundin, die einem in jeder Lebenssituation beistehen würde, doch jetzt wurde ihr das zum Verhängnis.

Ich wusste, dass sie wegen mir stehenbleiben würde.

"Verdammt, renn!", rief ich ihr zu, bevor ich mich selber wieder in Bewegung setzte und sogleich einem Kugelhagel ausweichen musste. Doch ich schaffte es - zu meinem Glück konnte ich in eine Gasse flüchten, die parallel zur Straße verlief.

Und dann rannte ich, als wäre der Tod persönlich hinter mir her.

Naja, genauer genommen war er es ja auch, aber das lassen wir jetzt erst einmal außenvor.

Im Augenwinkel sah ich Chishiya, der noch immer mit den anderen auf der Hauptstraße unterwegs war. Im Gegensatz zu mir standen sie noch voll unter Beschuss.

Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, doch es klappte nicht.

Klar, ich hätte einfach näher rangehen können, aber das brachte mich nur unnötig in Gefahr. Ich war mir ziemlich sicher, dass es sich bei dem Scharfschützen um den Pik König handelte.

Beweisen konnte ich es nicht, aber es lag mir im Gefühl.

Es war ein Spiel mit dem Egoismus. Jeder gegen jeden, der eigene Wille und die eigene Sicherheit lagen im Vordergrund. Es tat weh, meine Freunde im Stich zu lassen, doch jetzt ging mein Leben vor.

Es klang so kaltherzig... So kannte ich mich nicht. Aber diese Feststellung hatte ich ja mittlerweile schon häufiger getroffen. Das Borderland hatte mich und meine Lebenseinstellung grundlegend verändert.

Ein Motorgeräusch lenkte meinen Blick wieder auf die Straße, wo sich Arisu, Usagi, Chishiya und Kuina hinter Autos in Sicherheit gebracht hatten. Ich blieb im Schatten der Häuser stehen und versuchte zu beobachten.

Dann passierte alles ganz schnell. Ein Auto bremste scharf ab, ich sah Tata und Ann, die versuchten, die vier einsteigen zu lassen. Kuina, Arisu und Usagi gelang das auch, aber als Chishiya einsteigen wollte, sah ich etwas Kleines, was vor seine Füße flog.

"Fahrt los! Schnell!", rief er, bevor er die Tür zuknallte und Tata unschlüssig losschoss. Dann explodierte etwas und ich musste zusehen, wie er durch die Luft geschleudert wurde.

Stille.

Aber nur für einen kurzen Moment, denn ein zweites Auto bretterte vorbei, ich sah eine in schwarz gekleidete Person, die hinter dem Steuer saß und nebenbei noch ein Sturmgewehr bediente.

Multitasking vom Feinsten...

Ich sprintete los, um Chishiya zu erreichen. In mir breitete sich eine Unruhe aus, die mir fremd war.

Angst, das war es glaube ich. Ich hatte Angst, dass ihm was passiert war.

Als ich bei ihm ankam, saß er schon wieder und rieb sich schmerzverzerrt den Nacken. Als er mich sah, runzelte er kurz die Stirn, grinste dann aber wieder höhnisch. "So sieht man sich also wieder", meinte er und ich hätte mir am liebsten die Hand auf die Stirn geschlagen. Ging das schon wieder los? Wenn er so weiter machte, hielt ich keine Stunde mit ihm zusammen durch.

"Ich schwöre, Chishiya, noch so ein Spruch und ich jage dich auch in die Luft", ein Hauch von Ironie spielte in meiner Stimme mit, was ihn noch mehr zu amüsieren schien. Sein Grinsen wurde breiter, bevor ich ihm meine Hand hinhielt, um ihn hochziehen. Mein Herz flatterte etwas, als er meine Handfläche berührte, doch ich schluckte das Gefühl wieder einmal herunter.

Was er schon alles mit dieser Hand gemacht hatte...

Verdammt Ayuna! Reiß dich zusammen, du kannst doch jetzt nicht ernsthaft an eure Vergangenheit denken! Es passt nicht zusammen, jetzt an vergangene sexuelle Ereignisse zu denken, wenn man noch immer in Todesgefahr schweben könnte!

"Ist dir irgendwie warm?", er grinste mich an, "Dein Gesicht ist so rot."

Oi, verdammt!

Ich drehte mich schnell weg und mit dem Rücken zu ihm. Er lachte leise, bevor er sich die Kleidung ein wenig abklopfte und sich dann umsah. "Der Pik König ist hinter den anderen her. Aber das heißt nicht, dass wir zukünftig vor ihm sicher sind", überlegte er laut und mein Verdacht bestätigte sich somit.

"Tokio ist sein ganzes Spielfeld", merkte ich an, "Die anderen Luftschiffe stehen, nur seines bewegt sich." Er nickte neben mir uns sein Gesicht hatte einen ernsten Ausdruck angenommen.

"Das bedeutet, dass wir keinen ruhigen Ort haben - er kann uns überall angreifen. Außer...", er sah zu mir und ich konnte ahnen, was er gleich sagen würde, "Wir spielen andere Spiele. Jedes Spiel hat einen genauen Plan, da kann er nicht eingreifen."

Es war eine unsichtbare Gefahr, egal, wo man auch stand. Ich war mir sicher, dass so einige Spieler den Verstand verlieren würden.

"Dann lass uns spielen", sagte ich, während ich mich zu Chishiya drehte, "All das hier soll endlich ein Ende haben."

Er sah mich grinsend an: "Ich habe nichts anderes von dir erwartet, Ayuna."

Hoffentlich ging es den anderen gut...

Pik König, wenn du ihnen etwas antust, dann wirst du das bitter bereuen!

The Winners Take It All | ChishiyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt