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„Und wie findet man heraus, was man ist?" Arians Augen ruhten auf Mister Crestfalls Gesicht. „Dem werdet ihr euch in den ersten Unterrichtsstunden widmen, indem ihr versucht, nacheinander mit jedem der vier Elemente Magie zu wirken.", Crestfall lächelte sachte. „Du wirst spüren, wenn du den für dich richtigen Zweig gefunden hast."

„Dann sind die Schüler auf der Akademie mit Sicherheiten in eine von vier Gruppen unterteilt, je nachdem welche Magieart sie verwenden, oder?" Arian wirkte zuversichtlich, die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Was sich schnell in leichte Verwunderung änderte, als der ältere Mann gedämpft lachte und einen verneinenden Laut von sich gab. „Das Problem ist, dass ein Magier nicht immer einer einzigen Sparte zugeordnet werden kann. - und, wie schon gesagt, nicht jeder in der Lage ist Magie in hohem Maße, wenn überhaupt, anzuwenden, obwohl er das Potenzial in sich trägt.
Nein. Es gibt bei uns fünf Sektoren, in die man eingeteilt werden kann.
Scout, Night, Tamer, Magician und Healer.
In der ersten Woche wird sich zeigen, in welches Haus du gehörst. Die Späher haben, ganz unabhängig ihrer Magieart, eine besondere Verbindung zu kleineren oft flugfähigen Tieren, wie Raben oder Eulen. Doch auch Schlangen und andere kleinere Lebewesen finden sich unter ihnen.
Du musst wissen, dass ein Großteil der Tiere in unserer Welt ebenfalls magisch sind. Und nicht wenige von ihnen gehen eine Verbindung mit einem Magier ein. Wird zu dessen Vertrauten oder Seelentier.
Allerdings wählt das Tier seinen Vertrauten, nicht andersherum. Die Späher trainieren von diesem Zeitpunkt an mit ihren Seelentieren, bis ihre Verbindung perfekt ist. Das geht so weit, dass der Magier sogar durch die Augen seines Vertrauten blicken kann. So stark ist der Bund.

Die Timer werden von größeren magischen Tieren erwählt. Meist sogar reitfähige, wie Nachtschattenpanther, oder der Tilux ... Greife, Wolions. Eine bezaubernde Mischung aus Löwe und Wolf.
Sie lernen, wie die Scouts, zu kämpfen, im Fall der Tamer jedoch an der Seite ihres Vertrauten, oder von ihrem Rücken aus.

Die Nights sind reine Krieger, die sich auf den Kampf mit einer Waffe spezialisieren. Ein Schwert oder ein anderes Werkzeug. Ohne einen tierischen Verbündeten an ihrer Seite zu haben. Sie machen, wie die Magician, welche sich im Gegensatz zu den Nights auf den Kampf mit Magie spezialisieren den Großteil der Studenten an der Schule aus." Crestfall legte eine kurze Pause ein, damit Arian das eben Gehörte verarbeiten konnte. „- du ahnst es womöglich schon. Die Healer sind Elementarmagier, welche außerordentlich begabt in der Heilung sind und sich dazu entschieden haben, sich diesem Zweig der Magie zu widmen.
Zu dieser letzten Gruppe gehören allerdings nur Studenten, frühestens ab dem zweiten Lehrjahr, von den insgesamt vier Jahren, die ein Hochschüler an der Akademie absolviert."

„Dann wimmelt es an der Schule ja nur so von Tieren, oder? Und was ist mit den Drachen?" Arians Augen strahlten begeistert, was der Schulleiter mit einem Schmunzeln kommentierte. Zur gleichen Zeit wie die Räder der Kutsche zum Stillstand kamen. „Nein. Wenn ein magisches Tier seinen Vertrauten wählt, entsteht ein sichtbares Symbol am Handgelenk des Magiers in Form eines ovalen glatten farbigen Edelsteins. Sobald das der Fall ist, kann sich das Wesen dematerialisieren. Woraufhin nur noch der Elementarmagier dessen Anwesenheit fühlt. Oder es bleibt draußen und kommt, wenn der Magier es zu sich bittet.
Aber natürlich wird es nicht selten der Fall sein, dass du einen Scout mit seinem Vertrauten im Gebäude sehen wirst. Die Verbindung zwischen Magier und Seelentier ist einzigartig und enorm ausgeprägt. Wir drücken oft beide Augen zu, solange es zu keinen Zwischenfällen kommt.
Was die Dracarian, die Drachen betrifft, wie ihre Rasse korrekt heißt-", Crestfall seufzte. „Sie sind in der Lage zwischen den Körpern eines Menschen und eines Drachen hin und her zu wechseln wie es ihnen beliebt. Zudem können sie, wie die anderen magischen Wesen, einen Vertrauten erwählen. Mit dem Unterschied, dass ihr Reiter, wie sie denjenigen nennen, fortan nicht die gleiche Kontrolle über den Drachen hat wie zum Beispiel ein Tamer. Dessen Seelentier sich als Beispiel dematerialisiert wenn dieser es wünscht. Es ist viel mehr eine Verbindung auf Augenhöhe, da die Drachen mit ihrem Reiter selbst in jeder Form telepathisch so kommunizieren können, wie wir uns eben unterhalten. Es sind intelligente Wesen wie du und ich.
Was sie zu einer immens großen Gefahr macht, trotz dem, dass sie nicht in der Lage sind Elementarmagie zu wirken. Da es kein Wesen gibt, was ihnen in puncto Kraft, Größe und Fähigkeiten das Wasser reichen kann. Ein ausgewachsener Drache kann selbst einer ganzen Gruppe Magier ohne weiteres standhalten. Da so gut wie nichts durch ihre schuppige Haut dringt.

Das ist seit jeher der Streitpunkt. Die Dracarian werden als magische Wesen angesehen. - Tiere. Nicht als Magier oder Menschen. Man möchte sich zum einen ihre Kraft zu eigen machen und sie kontrollieren, indem man ihnen Reiter zuteilt. Ähnlich wie bei uns die Tamer mit ihren Reittieren. Und zum anderen der Bevölkerung somit die Angst vor ihnen nehmen.
Im letzten Krieg versuchte man sie mit Gewalt in die Knie zu zwingen und sie sich untertan zu machen. Was jedoch nicht funktioniert hat.
Bis heute weigern sie sich, einen König oder einen Minister als ihnen höher gestelltes Wesen zu betrachten und die Wahl ihres Reiters abzugeben. Ganz zu schweigen von ihrer Unabhängigkeit."

Arian schaute mit großen Augen zu dem Direktor, währenddem er neben diesem her lief. „Und wie ist es dann ausgegangen?"

„Es wurde recht widerwillig eine Einigung getroffen. Die Dracarians bewohnen seit dieser Zeit ihr eigenes Gebiet und halten sich fern. Dafür wurde ihnen zugestanden, dass vier Drachen, zu Beginn eines jeden neuen Schuljahres eine Akademie im Land besuchen dürfen, um dort nach ihrem Reiter zu suchen. So ist kein Herrschaftsgebiet im Vor- oder Nachteil."

Arian nickte in Gedanken versunken. Sah noch einen Moment lang zu Mister Crestfall und ließ hinterher seinen Blick schweifen. Zog den Anblick seiner Umgebung auf wie ein trockener Schwamm.
Sie standen mittlerweile vor einer gewaltigen Freitreppe, die vom Innenhof, in welchem sie abgesetzt wurden, zu einem ebenso breiten Tor hoch führte. Um sie herum waren hohe Wände aus hellem Stein, in welchen sich ebenfalls große Fenster an Fenster reihten. In voller Blüte stehende Bäume säumten einige Wege. Die zwischen den rechteckigen ineinander verschachtelten Gebäuden mit ihren steil zulaufenden dunklen Dächern hindurchführten. Sogar eine große Kuppel konnte er ausmachen. Und wohin das Auge reichte, ragten unterschiedlich hohe Türme die in die Höhe.
Das ganze Gebäude erinnerte vielmehr an eine pompöse Kathedrale oder ein altes Schloss, wie Arian fand.

„Sie sind zurück Direktor, wunderbar. -und sie sind nicht alleine."

Lux Crestfall ließ seinen Blick von dem großgewachsenen Mann und der Frau an dessen Seite, die soeben etwas versetzt, hintereinander die Treppe runterkamen, zu Arian schweifen. „Das ist Mister Menric. Er wird dein Professor in ‚Waffenkunde', sowohl in der Theorie als auch in der Praxis sein. Zudem ist er der stellvertretende Direktor dieser Einrichtung. Und die Dame ist Professorin Awiana Verella. Deine Lehrerin im Fach ‚Magische Wesen', ebenfalls in der Theorie und Praxis."

Der Mann reichte Arian freundlich lächelnd seine Hand, was dieser erwiderte. „Professor Santin Menric-."

„- Arian Hanson ... freut mich Professor.", und reichte sie hinterher freundlich lächelnd seiner Professorin. „-Ms. Verella."

„Willkommen an der Evelon-Akademie." Awiana Verella lächelte ebenfalls und sah wenig später von Arian zu ihrem Vorgesetzten. Derweil der junge Elb die Erwachsenen unauffällig musterte.

Mister Menric war recht groß, mit Sicherheit knapp 1,90 Meter. Hatte zudem eine athletische Figur. Dunkelbraune zum Nacken hin kürzer werdende Haare. Sowie einen 10-Tage-Bart inklusive einem Oberlippenbart in einem diamantförmigen Gesicht. Aus welchem ihm recht dunkle Augen entgegenblickten. Er schätzte ihn auf Mitte bis Ende dreißig. Dennoch machte er auf ihn einen sympathischen ersten Eindruck. Wohingegen Ms. Verella mit Sicherheit um die zwanzig Jahre älter war. Die grauen Strähnen waren deutlich zwischen ihren schulterlangen, leicht gewellten dunkelbraunen Haaren zu sehen. So wie die nicht sehr ausgeprägten Falten in ihrem freundlich strahlenden Gesicht mit seinen hohen Wangenknochen, den Lachfältchen und den rehbraunen leuchtenden Augen.

„Es wartet Besuch auf dich - in deinem Büro."

Lux Crestfall erwiderte den Blick der Professorin. „Danke Awiana. Wärst du bitte so freundlich und würdest Mister Hanson eines der Jungenschlafzimmer zuteilen.", dann ging sein Blick zu Arian selbst. „- sieh dich ruhig etwas um. Wir werden dann morgen deine restlichen Schulsachen besorgen.", und flog im Anschluss zu Professor Menric. „Würdest du mich bitte begleiten.", und machte sich zusammen mit diesem umgehend auf den Weg zu seinem Büro.

Dragon EyesWhere stories live. Discover now