Kapitel 17

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Lange lagen wir noch so nebeneinander. Die Halme rauschten knisternd und fluffige Wolken zogen über den Himmel.
Nach einer Weile stand Tim auf, ich machte es ihm nach.
Er stellte sich zu mir und blickte mich an.
"Wir sollten langsam zurück gehen."
Ich nickte, konnte mich jedoch nicht regen.
Tim ebenfalls nicht.
Sein Blick haftete auf meinem Gesicht. Er schien etwas sagen zu wollen, doch er war wie versteinert.
Ich schaute in seine wunderschönen Augen.
Etwas hielt uns hier beide.
Vorsichtig trat ich einen Schritt vor. Ich war ihm noch nie so nah gewesen, doch ich genoss es.
Seine Augen ruhten immer noch auf meinen, doch wechselten immer wieder zu meinen Lippen.
Auch ich beobachtete seine wollend.
Er schritt noch etwas näher zu mir.
Platzierte die Hände sanft auf meine Schultern.
Seine Atemzüge strichen über meinen Mund.
Ich wollte es. Jetzt. Aber ich tat es nicht. Aus Angst.
Wahrscheinlich wusste Tim nicht einmal, was er tat.
Oder wollte er es auch?
Tims Lippen bebten leicht und er beugte sich langsam zu mir runter.
Mein Herz schlug schneller als je zuvor und mein ganzer Körper kribbelte.
Tu es! Bitte!
Kurz vor meinem Gesicht hörte er auf, sich mir zu nähern.
Verunsichert musterte er mich.
"Tim..", hauchte ich ihm zu.
Er kam noch näher.
Berührte mit seiner Stirn meine.
Alles in mir explodierte. Alles in mir war chaotisch. Meine Gedanken, mein Atem, mein Herzschlag, das Kribbeln.
Ich spürte seine Lippen schon auf meinen, so eng standen wir aneinander.
Seine Augen beobachteten immer noch mich.
Und dann - dann stolperte er erschrocken weg.
Mit aufgerissenen Augen starrte er mich an, fasste sich.
"Ich, äh, es tut mir Leid!", stammelte er zitternd.
"Wir .. wir sollten gehen."
Zügig verließ er das Kornloch und ging zu den Halmen.
Ich seufzte.
Ich war so nah dran! Ich hatte schon den Hauch seiner Lippen gefühlt. Sie gespürt.
Aber anscheinend wollte er es echt nicht.
Oder er hatte Angst. So wie ich.
Verdammt, ich hasste mich dafür!
Dafür, dass ich so ein Schisser war.
Ich hätte es einfach machen sollen.
Verzweiflung keimte in mir auf.
Ein Versager war ich, so ein Versager.
Enttäuscht lief ich Tim hinterher, damit ich auch zum Internat kam.
Jedoch mit gewissem Abstand.
Es enttäuschte mich so sehr.
Ich wollte das. Sein dasein für mich. Seine Lippen.
Ihn.
Ich wollte ihn, und das konnte ich mittlerweile nicht mehr leugnen.

#Stexpert - Ein langer WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt