Das leere Gefühl nach einem wunderschönen Moment

2 0 0
                                    

Der Regen prasselte auf meinen ganzen Körper. Es strömte stark. Meine Klamotten waren schon lange nass, doch das bemerkte ich nach dem langen Rennen auch nicht mehr nach weniger Zeit. Zeit. Hätte ich etwas mehr Zeit gehabt. So habe ich damals gedacht. Jetzt bin ich darüber gewachsen und weiß wie hoffnungslos diese ganze Scheiße ist. Willkommen in der Realität.
Der Regen hört gar nicht mehr auf. Als ich dann vor der Haustür stand und nochmal durchging was ich meinem Vater erzählen wollte, klingelte ich auch. Trotz des lauten Wetters, hörte ich seine langsamen Schritte, die zur Tür führten. 
"Welcher Ehre kann ich es verdanken um dieser Uhrzeit die Tür zu öffnen. Oh, du bist es, Jiyan."

"Papa! Ein 8. Klässler hat mir eine verpasst!"
Dadurch, dass mein Vater sich vor der Tür aufbaute, wagte ich es nicht mal eine Bewegung Richtung Tür zu machen. 
"Ja... weiter. Was ist dann passiert?"

"Ich.. Ich bin hier hergerannt!" 
Langsam und furchteinflößend kam er die Treppen runter und stand nun vor mir. Ich sah nur wie seine Hand sich in eine Faust formte und an meiner Leber landete. Ich lag auf dem Boden und konnte nicht mehr atmen, doch er stand da nur. Ich konnte nur noch ein angewidertes Gesicht erkennen, bis sein Mund sich öffnete und er mich anschrie.
"HABE ICH DIR BEIGEBRACHT VOR EINEM KAMPF WEGZURENNEN?"

"ABER PA-"

"WAG ES NICHT VOR DEINEM VATER DIE STIMME ZU ERHEBEN!"

"Papa! Er ist 6 Jahre älter als ich!"

"DAS IST MIR SCHEIß EGAL! GEH DA RAUS UND BEWEIS DICH AUF DER STRAßE!"
Es war zu dem Moment wie ein Elektroschock. Er fing bei meinem Fuß an und floss durch bis zu meinem Gehirn. Plötzlich stand ich wieder auf meinen Beinen und rannte los. Ich bemerkte erst bis kurz vor Ende nicht mal wohin ich rannte. Ich sah nur die Person, die mir eine Backpfeife gab und rannte auf sie zu. Dann trat ich sein Oberschenkel von der Seite so sehr, dass er auf den Boden fiel, sodass ich mich auf ihn stürzte und mit Fäusten auf sein Gesicht einschlug. Solange, bis er keinen Ton mehr von sich gab. Dann hörte ich ein Schreien von rechts. 2 seiner Freunde rannten auf mich los. Und was machte ich? Ich wartete auf sie.

Voll mit Schrammen, Wunden und blauen Flecken am ganzen Körper stand ich am selben Abend wieder vor der Haustür meines Vaters.
Nachdem er nach langem Zögern die Tür öffnete, erkannte ich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Zwar war es durch seinen Schnurrbart schwer zu sehen, doch ich konnte es auf jeden Fall erkennen. 
"Und? Hast du gewonnen?"

"Sie werden gerade vom Krankenwagen zum Krankenhaus transportiert."

Na ja. Nach diesem Erlebnis lag ich erstmal 1 Monat im Bett. Grippe, Erbreschungen, Mittelohrentzündungen und so Sachen waren alle dabei. Doch sie alle waren mir egal. Der stolze Blick meines Vaters ließ alles im Schatten stehen. Ich wusste, es hat sich gelohnt.


Das Dorf in dem ich lebe ist wirklich seltsam. Ruhrgebiet und so alles, klar, finden viele merkwürdig. Die Polizei schaut bei den Streetfights der Jugendlichen zu, Väter wetten auf ihre Söhne bei Kämpfen und die wenigen Schulen, die wir haben, haben Box-ags. Das alles kam aber erst dazu, als ich 15 Jahre alt wurde. Nachdem ich vom ganzen Dorf, jedenfalls von den Jugendlichen, als der Alpha anerkannt wurde, wollten viele diese Macht, die ich hatte, besitzen. 
Mein Vater stand an meiner Seite und war sowas wie mein Coach. 
Bis zu diesem heutigen Moment. Es war ein kalter Sommertag. Wir waren auf der Terasse und saßen auf der Schaukelbank und wippten hin und her. Man hörte wie die Kinder spielten und wie der Eiswagen an unserer Straße vorbeifuhr. Man konnte noch knapp die große Eiswaffel, die oben auf dem Eiswagen schräg nach oben drauf ist, überm Beet an der Grenze des Landbesitzes meines Vaters, die als Mauer dienen soll, sehen. 
"Jiyan, weißt du noch wieso du diesen wunderschönen Namen trägst?"

"Ja, Vater. Es würde aber nicht schaden, wenn du es zum 1000. mal sagst. Ich höre es immer wieder gerne."

Es war meine Lieblingsgeschichte. Allein wegen dem Grund, dass meine Mutter vor kam. 
Sie soll eine tolle Frau gewesen sein. Stark, zielstrebig und eigenständig. Der perfekte Partner für jemanden, wie mein Vater. Ich hätte sie gerne einmal gesehen. 
"Bestimmt ist sie jetzt an einem wunderschönen Ort. Ein Ort voller Blumenfelder und unter guten Menschen. Jedenfalls.. deine Mutter hatte da eine Freundin aus dem Osten, dem Orient. Diese ist einmal hier zu Besuch gekommen und hat diesen einen Mann mitgebracht. Er hat den selben Namen wie du. Er war ein toller Mann. Von vorne bis hinten wirklich perfekt. Eines Tages fuhren wir dann zu ihnen in den Orient und ich begegnete viele tolle neue Personen. Da warst du ungefähr 5 Monate schon im Bauch. Als wir dann in einem Restaurant waren und ich eine Raucherpause hatte und ich deine Mutter, ihre Freundin und Jiyan alleine ließ, knallte es im Restaurant. Ich rannte so schnell wie möglich rein und sah Leichen überall. Auf dem Boden, auf den Tischen, einfach überall. Mit meiner Waffe in der Hand ging ich zu unserem Tisch und was ich da sah, wie du eh schon weißt, hat alles in mir verändert. Jiyan stellte sich vor deiner Mutter und ihrer Freundin und hatte mehrere Schüsse abbekommen. Trotzdem hatte er einen Blick voller Wut und zeigte auf die Ecke. Ich verstand sofort und schoss den Amokläufer ab. Seine letzten Worte waren: "Ich.. bereue nichts!" Tatsächlich hat er das auf seiner Muttersprache gesagt, weshalb ich nach Wochen seines Tots seine verlobte fragen musste, was die Worte hießen. Als ich es dann mitbekam, konnte ich nicht anders als eine zu rauchen."
In der Geschichte geht es zwar mehr um Jiyan, doch sie ist trotzdem eine tolle Geschichte. Ich könnte mir gar nicht vorstellen in so einer Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich trage seinen Namen gerne mit stolz und werde ihn auf keinen Fall beschmutzen. Niemals. 
Das schwöre ich. 
"Bring mir ein Bier. Ich bin gut drauf. Wenn du willst, kannst du dir auch eins holen."
Ich begab mich zur Küche und bemerkte einen komischen Geruch. Er kam vom Ofen. Ein Schlauch steckte in ihm. Ich verfolgte dem Schlauch und sah, dass er am Fenster raushing. Dann realisierte ich es. Genau in diesem Moment flog ein Feuerzeug durch das Fenster. 
"Oh.. Pff.."

Ich bemerkte nur wie die Explosion mich wegschubste und ich etwas brannte. Dann war alles weg.

Lustigerweise dachte ich damals noch, dass das in irgendeiner Weise etwas damit zu tun hatte, dass ich ein Alpha war, doch das war nur ein dummer Gedanke. Hehe.

Ganz langsam aber sicher kam das Licht zurück. Es blendete mich, weshalb ich eine lange Zeit brauchte, um mich an ihn zu gewöhnen, doch dazu kam es nicht. Als ich letztendlich realisierte, dass ich noch am Leben bin, sprang ich auf und schaute mich um. Ich war an einem ganz anderen Ort. Nicht zuhause, nicht in einem Krankenhaus und nicht bei einem Freund. 
"Ist das das Paradies?"
Es sieht etwas altmodisch aus. Irgendwie nobel..
"Eure Hoheit! Legt euch bitte hin! Eure Verletzung trägt stets Schäden!"
Sehr viel Adrenalin pumpte sich in mein Körper. Mein Blut kochte. Ich spürte meinen Herzschlag an meiner Stirn. 
Ich rannte durch die Tür und schaute mich um. Ein langer Gang. Ich rannte in zufällige Richtungen, bis ich an einer Person vorbeikam. Er hatte einen altmodischen Anzug an und schaute sich einen Zettel beim gehen an. Aber das bemerkte ich gar nicht. Ich sah nur diese eine Person und wusste ich will diesen Hurensohn zusammenschlagen. 
Zu dem Zeitpunkte bemerkte ich immer noch nicht, dass ich winzig und schwach war, aber das war auch völlig egal. Mit einem Tritt auf sein Schienbein und Fäuste auf sein Gesicht war das Problem gelöst. Das Adrenalin verschwand, mein Herzschlag gering und ich sehr müde. Ich schlief noch auf ihn ein. 

"Was ging da nur durch sein Kopf? Den Vizegrafen bewusstlos und voller Blut zu prügeln? Unmöglich dieser Junge."

"Rede doch bitte nicht so laut.. Nicht, dass er uns hört!"
Ich bin wieder wach.. Diesmal ohne Adrenalin aber mit einem pochenden Kopf. 
Ich setzte mich auf die Bettkante und schaute die 2 Frauen in Hausfraukleidungen an.
"Wo verfickt nochmal bin ich hier."

"SEINE HOHEIT IST WACH!! RUFT DEN ARZT!"
Warum bin ich so scheiße klein? Meine Stimme ist auch ganz anders. Ich fand im anderen Ende des Raumes ein Spiegel. Zu dem wollte ich hin, doch die Hausfrau hielt mich an meiner Schulter fest.
"Eure Hoheit, würde es ihnen etwas ausmachen auf ihrem Bett zu warten? Der Arzt trifft ganz bestimmt bald ein."
Wieso ist sie so höflich. Ich werde ja noch nicht mal gesiezt. Was ist das. Dritte Person? Das macht mich irgendwie aggressiv. 

"Eure Hoheit. Wisst ihr noch wer ihr seid? Sagt mir euren Namen, euer Alter und wo ihr lebt."

"Ich heiße Jiyan Valentine. Bin 17 Jahre alt und lebe im Ruhegebiet."
Der Arzt vor mir seufzte lautstark. Dann stand er auf, da er in die Hocke gehen musste, um mich auf Augenhöhe sehen zu können.
"Seine Hoheit muss wohl an Amnesie leiden. Der Sturz auf sein Kopf muss eine Reaktion in seinem Gehirn ausgelöst haben und jetzt hat er seine Erinnerungen verloren. Dass er aber normal sprechen und denken kann, ist ein gutes Zeichen. Es wird wahrlich nicht lange dauern bis seine Hoheit wieder normal ist."

"Sehr gut. Ich werde es seiner Majestät beibringen. Ich danke Ihnen für ihren Einsatz, Herr."
Die Hausfrau ging samt dem Arzt aus dem Zimmer. So langsam verstehe ich was hier abgeht. Ich bin jemand anderes. Als hätte ich den Körper getauscht. Aber etwas stimmt nicht. Ich bin mir sicher es gibt keine Monarchie solcher Art mehr auf der Erde. Ich bin woanders. Wirklich woanders. Nicht vergleichbar mit dem Ort in dem ich lebte oder überhaupt dem Planeten. 

Einige Zeit ist vergangen. Ich bin nicht mehr Jiyan. Jedenfalls nicht mehr fürs erste. Ich heiße jetzt Hollinda. Ich bin Sohn des mächtigsten Königs, den der Kontinent bisher gesehen hat und 6 Jahre alt. Als ich Jiyan war, war ich 17 Jahre alt. Jetzt habe ich 11 Jahre meines Lebens verloren. Es ist.. komisch.. Es passierte dann als ich am glücklichsten war. Wahrlich welch Schande. Aber jetzt lässt es sich auch nicht mehr umändern. 
"Ich gehe bisschen im Garten spazieren."

"Jawohl, eure Hoheit."

Mir wird der Ausgang verweigert. Anscheinend sind es Höflichkeiten in diesem Königreich, dass man erst ab dem Alter eines Teenagers sich zeigt. Eine Hölle. Wie soll man sich selbst finden, wenn man nur zuhause ist? Was ist mit der Erziehung? Wie wachsen die Kinder hier auf?

Es gibt diesen einen Ort den ich liebe. Es ist weiter weg von meinem eigenen Palast. Ein Blumenfeld voller bunter Blumen. Es erinnert mich an meine Mutter. Das Thema Eltern kann ich in dieser Welt ebenfalls wegwerfen. Mein Vater ist der tyrannische König und meine Mutter ist tot. Es verfolgt mich irgendwie.. 
Ich legte mich auf das Blumenfeld hin und schwieg während der Wind meine Haare zersauste.
"Steh auf, Kind."
Was für eine nervige Stimme.. Ich schaute nach woher sie kam und sah einen merkwürdigen Mann. Er hatte einen lockeren Mantel an, wodurch seine Brust leicht zu sehen war. Sein Blick war kalt. Fast schon als hätte er seit langer Zeit nicht mehr geschlafen. Sein schmales sowie glattes Gesicht verraten jedoch das Gegenteil. Muskeln verzehren seinen Körper und lassen ihn Männlich aussehen. Sein blondes Haar und seine Meeresgleichen blauen Augen ähneln meinen. Das muss bestimmt der König sein. Aber ich hätte es auch ohne all diese Merkmale erkannt. Seine Präsens ist wirklich erstaunlich. Sie ist irgendwie unterwürfig. Fast schon erdrückend. Man spürt sofort, dass er ein Mann von mächtiger Macht ist.

"Du solltest im Nahe stehen!"

Woher kam diese Stimme? Sie hörte sich seltsam an. Als wäre sie in mir.. Ich schaute mich kurz um, doch konnte nichts erkennen. 
"Siehst du nicht wer vor dir steht? Muss ich deine Augen aufschlitzen, damit du mich sehen kannst."
Ich stand auf und kam ihm leicht näher. 

"Er wird dein Mörder in naher Zukunft sein!"



Vom Alpha zum Aristokraten mit SchizophrenieWhere stories live. Discover now