„Ich hab heute wohl einen Glückstag." Ironisch grinsend verzog sie ihr Gesicht.

„Na los, fahren wir", sagte Adrian und half mir auf. Bevor wir aus der Wohnung gingen, bestand er darauf, dass ich das Glas Wasser austrank. Dafür erntete er einen genervten Blick meinerseits.

Adrian nahm Elli ihre Tasche ab und wir machten uns gemeinsam auf den Weg zu seinem Auto.

„Ich hoffe dein Gästezimmer ist weit von deinem Schlafzimmer entfernt, Kumpel", brach Elli das Schweigen während der Fahrt. „Ich bin ziemlich empfindlich, wenn es um meinen Schlaf geht." Manchmal verfluchte ich Elli und ihre große Klappe.

„Du kannst auch gerne in meinem Gartenhäuschen schlafen, wenn dir das lieber ist." Adrians Stimme tropfte vor Sarkasmus.

„Wie, du hast nicht einmal ein Poolhaus? Was für ein reicher Geschäftsmann bist du bitte?", stichelte Elli weiter. Kopfschüttelnd lauschte ich auf der ganzen Fahrt ihren scherzhaften Sticheleien. Ich hatte das Gefühl, dass sich die beiden gut verstehen würden. Dadurch fiel mir schon mal ein großer Stein vom Herzen.

„Wow", sagte Elli, als wir schließlich vor Adrians Haus hielten. „Ich nehme alles zurück. Konntest du nicht noch mehr angeben?"

„Ich dachte, ich halte es schlicht", scherzte Adrian weiter. Er ging zum Kofferraum und nahm Ellis Tasche heraus, woraufhin wir zum Haus gingen.

„Jetzt lasst mal gut sein, ihr beiden. Das hält ja keiner aus", sagte ich in dem Moment, als Elli ihren Mund aufmachte, um ihm zu antworten.

„Willst du direkt schlafen gehen?", fragte ich Elli.

„Nein, aber ich denke ich lege mich schon mal ins Bett. Was ist mit euch?"

„Schlafen werden wir garantiert nicht", sagte Adrian im Vorbeigehen. Lachend schüttelte ich den Kopf. Im nächsten Moment meldeten sich meine Alarmglocken, da ich glaubte, einen traurigen Schatten in Ellis Augen gesehen zu haben.

„Was ist los?", fragte ich alarmiert.

„Nichts, wieso?" Sie lächelte mich an.

„Geht es um Mason?", fragte ich vorsichtig. Als ich ihr Zögern bemerkte, wusste ich, dass ich mit meiner Ahnung richtig gelegen hatte. „Du kannst mit mir darüber sprechen, Elli, auch wenn er mein Bruder ist. Glaub mir, ich weiß am besten, was er manchmal für ein Idiot sein kann."

„Wir hatten unseren ersten großen Streit und seitdem meldet er sich nicht mehr bei mir", platzte es plötzlich aus meiner besten Freundin heraus. „Es war ein dummer Streit, aber wir haben uns beide so in Rage geredet, dass es eskaliert ist. Ich versuche ihn seit zwei Tagen zu erreichen, aber er meldet sich nicht."

„Seit zwei Tagen?", fragte ich fassungslos. Wie konnte Mason bloß so verbohrt sein. „Habt ihr nicht einmal miteinander geschrieben?"

Elli schüttelte den Kopf. „Er hat alle Nachrichten gelesen. Anrufe nimmt er auch nicht an und auf E-Mails antwortet er auch nicht. Ich weiß wirklich nicht, was ich noch tun soll. Mal abgesehen davon, dass der Streit ja nicht vollständig meine Schuld war."

„Um was habt ihr euch denn gestritten?", fragte ich, während wir ins Wohnzimmer gingen. Adrian hatte offenbar bemerkt, dass wir ein ernstes Gespräch führten, denn ich hörte ihn absichtlich laut in der Küche klappern.

„Es ist bescheuert. Mich nervt es, dass er so oft feiern geht und ihn nervt es, dass ich so oft Überstunden mache. Nichts, was man nicht zivilisiert klären kann. Ich kann dir nicht mal sagen, wieso es eskaliert ist, aber irgendwann haben wir uns beide angeschrien. Ich habe vorgeschlagen, am nächsten Tag darüber zu sprechen, wenn wir uns beide etwas beruhigt haben, aber er wollte nichts davon wissen. Dann ist er gegangen und seitdem habe ich nichts mehr gehört."

„Warte mal kurz", sagte ich und holte mein Handy raus, um Mason eine Nachricht zu schreiben.

„Was machst du?", wollte Elli wissen.

„Ich habe Mason geschrieben", sagte ich. „911. Wenn er darauf nicht antwortet, muss wirklich was los sein."

Ich behielt recht. Nach nicht einmal zwei Minuten klingelte mein Handy.

„Was ist los?" Mein Bruder klang ziemlich außer Atem.

„Du bist ein Scheißkerl, das ist los", schnauzte ich ihn durchs Telefon an. „Was fällt dir ein, meine beste Freundin so mies zu behandeln?"

„Wir haben uns gestritten, na und?", brummte er. „Das regelt sich schon wieder."

„Und wie, wenn du nicht an dein bescheuertes Telefon gehst? Schluck deinen Stolz runter und entschuldige dich gefälligst bei ihr, sonst versohl ich dir deinen kleinen Hintern!" Ich legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.

„So. Und wenn er das nochmal macht, dann schieß ihn in den Wind", sagte ich zu Elli. „Er ist zwar mein Bruder, aber das heißt nicht, dass er sich alles erlauben darf."

Als ich mich umdrehte, stand Adrian im Türrahmen. Fragend schaute ich ihn an.

„Das hat mich gerade total scharf gemacht, Kleine", lachte er.

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