34. Kapitel

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Triggerwarnung Körperliche Gewalt

Ich war Elli sehr dankbar, dass sie mich nicht allzu sehr bedrängte. Trotzdem merkte ich, wie sie mich mehr als sonst im Auge behielt und vorsichtig behandelte.

Als wir abends gemeinsam auf dem Sofa saßen, sie mit einem Glas Weißwein und ich mit einer Tasse Kakao, pausierte Elli unerwartet den Film und sah mich an, ohne ein Wort zu sagen.

„Was ist los?", fragte ich meine beste Freundin.

„Das würde ich gerne von dir wissen. Du siehst scheiße aus", sagte sie ernst und stellte ihr Glas auf den Tisch.

„Wow. Danke, nett von dir", murmelte ich und nahm einen Schluck von meinen Kakao.

„Ich bedränge dich wirklich selten und mache das auch nur ungern, aber du sollst nicht alles in dich hineinfressen. Was ist zwischen dir und Adrian vorgefallen?"

„Es ist nichts vorgefallen, ich wollte einfach nur nach Hause", sagte ich und spielte mit meinen Fingern.

„Und wieso siehst du aus, als hätte dich ein Lastwagen überrollt?", fragte sie skeptisch und musterte mich eingehend.

„Ich war mit Adrian bei einem Brunch und habe dort André getroffen", rutschte es mir unwillkürlich raus. Mist. Eigentlich hatte ich es Elli nicht erzählen wollen, damit sie nicht in Panik verfiel oder einen Wutausbruch bekam. Ihre Reaktion war eine Mischung aus beidem.

„Wie bitte?" Ihr stand der Mund offen. „Was hat der Penner von dir gewollt? Wieso war er dort? Was hat er gesagt? Was hat er gemacht? Was hast du gemacht? Oh Gott, woher wusste er, dass du da warst? Stalkt er dich etwa wieder, wenn ja, dann schwöre ich, dass -", schoss es aus Elli heraus. Mir dröhnten die Ohren von ihren vielen Fragen.

„Stop!", sagte ich laut und stellte meine Tasse auf den Tisch. „Hör auf, so viele Fragen auf einmal zu stellen."

Ich erzählte meiner besten Freundin alles haargenau. Als ich bei dem Teil mit der Panikattacke und dem Krankenhausaufenthalt angekommen war, sah Elli selbst so aus, als würde sie gleich einen Krankenwagen benötigen.

„Es geht mir gut", sagte ich und nahm ihre Hand. „Es war ein Schock für mich, aber es geht mir gut."

„Wie kannst du das sagen? Es kann dir nicht gut gehen, Gia. Wieso hast du nicht angerufen?", fragte sie viel ruhiger.

„Ich wollte nicht, dass du in Panik ausbrichst. Und du hättest mit Sicherheit Mason angerufen, der jetzt wahrscheinlich im Gefängnis sitzen würde, weil er einen Mord begangen hätte", schmunzelte ich, während Elli mich finster ansah.

„Hätte mir nichts ausgemacht. Für den Mord an André würde ich ihn auch mein Leben lang im Knast besuchen, wenn's denn sein muss", brummte sie.

„Ich habe mich zum Teil Adrian anvertraut", sagte ich leise und Elli wurde ganz still. Ihre Augen wurden groß.

„Hast du ihm ... alles erzählt?", fragte sie vorsichtig, da sie ganz genau wusste, was für ein heikles Thema es war.

„Nicht alles. Ich habe mit ihm über den Anfang meiner Beziehung mit André gesprochen. Als er begonnen hat, mich zu schlagen", sagte ich niedergeschlagen, als mich die Erinnerungen an den heutigen Nachmittag wieder einholten.

„Wie hat er reagiert?", wollte Elli wissen. Ich konnte ihr ansehen, wie überrascht sie war. Ich hatte mich bis jetzt niemanden außer ihr und Mason anvertraut, und das aus einem guten Grund.

„Er war sehr wütend", erzählte ich wahrheitsgemäß. „Und er hatte Verständnis, dass ich mich nicht vollständig öffnen konnte, sondern nur ein Stück weit."

Kiss MeWhere stories live. Discover now