Kapitel 3

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Das erste, was sie wahrnahm, waren die brennenden Schmerzen. Stöhnend regte sie sich, versuchte die Glieder anzuheben, um sich in einen schonende Haltung zu bringen. Vergeblich. Als sie zitternd die Augen öffnete, erblickte sie ein verschwommenes, blaues Gesicht, dicht vor dem ihren.

„Jake?" Hoffnung glimmte in ihr auf.

Mit müden Gliedern rieb sie sich die Augen und nach mehrmaligem Blinzeln erkannte sie Quaritch, der sich mit gerunzelter Stirn über sie beugte. Wie ein Schlag ins Gesicht kam die Erinnerung an das Geschehene zurück. Unwillkürlich entwich ihr ein schwaches Fauchen. Langsam drängte sich das ständige Schwanken ihres Untergrundes in ihr Bewusstsein, zusammen mit einem stetigen Dröhnen. Als sie den Kopf hob, fand sie sich in einem Kampf-Heli wieder.

Fragend schaute sie zu Quaritch.

Ein schelmisches Grinsen umspielte seine Lippen. „Ich hab dir doch gesagt, ich kann dich da rausholen."

„Aber ..." Ungläubig starrte sie ihn an, während sie einen unbeholfenen Versuch startete, sich aufzurichten. Quaritch machte Anstalten ihr dabei zu helfen. Fauchend schlug sie nach seiner Hand, wollte keine Schwäche zeigen, aber er ignorierten ihre schwachen Versuche der Gegenwehr und setzte seine Hilfe mit sanftem Nachdruck durch.

„Du bist noch zu schwach." Sein Stimme klang überraschend ruhig und sie meinte einen Hauch von Mitgefühl darin zu erkennen.

Nachdem Quaritch sie gegen einen Sitz gelehnt und angeschnallt hatte, kramte er in einer Tasche zu ihren Füßen. Schließlich reichte er ihr eine Tablette und eine Flasche Wasser.

„Das ist gegen die Schmerzen."

Zögernd und mit einem prüfenden Blick in seine Augen, griff sie danach. Als er ihr aufmunternd zunickte und die Flasche für sie öffnete, griff sie auch danach und führte sie mit schwacher Hand an die Lippen. Nach einem ersten zögerlichen Schluck, merkte sie wie gut das Wasser ihrer ausgetrockneten Kehle tat und trank gierig in wenigen Zügen die halbe Flasche leer. Seufzend setzte sie ab und reichte die Flasche mit zitternder Hand an Quaritch.

„Besser?" Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er die Flasche wieder in der Tasche verstaute.

Sie nickte schwach.

Er ließ seinen Blick noch einmal prüfend über sie gleiten, dann schwang er sich an einem Griff über ihren Köpfen auf den Sitz neben ihr.

„Wir sind auf dem Weg zu den Riffen. Du zeigst uns wo du Sully zum letzten Mal gesehen hast und wenn wir eine Spur finden, der wir folgen können, kannst du gehen."

Sie glaubte ihm kein Wort, nickte aber, um den Schein zu wahren. Hier draußen waren ihre Chancen zu entkommen wenigstens ein bisschen höher als auf dem Schiff. Sie selbst war viel zu schwach, um etwas ausrichten zu können, aber ihr Ikran könnte den Helikopter mit etwas Glück an einer geeigneten Stelle aus der Luft reißen. Um im Flug auf seinen Rücken zu springen, war sie viel zu schwach. Quaritch würde sie garantiert daran hindern. Den Helikopter zu Fall zu bringen, war ihre einzige Möglichkeit.

Also suchte sie in Gedanken die Verbindung zu ihrem Ikran, während sie wie Quaritch die vorbeifliegende Landschaft beobachtete. Es dauerte eine Weile bis sie ihn aufspürte. Er war tatsächlich in der Nähe des Schiffs geblieben, als sie geschnappt wurde. So war es ihr jetzt möglich, Verbindung zu ihm aufzubauen und ihn zu sich zu rufen.

Wenig später flogen sie über eine kleine, abgelegene Insel hinweg. Und da nutzte sie die Chance: Der Ikran schoss im Sturzflug auf den Helikopter herab, schlug seine Krallen in die Frontscheibe des Helis, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Quaritch neben ihr griff sofort nach seiner Waffe, versuchte auf den Ikran zu zielen, konnte aber nicht sein eigenes Gleichgewicht halten, wodurch er orientierungslos in die Luft ballerte. Aber als der Ikran sich wieder von dem Heli löste, schaffte Quaritch es, sich mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen erst die Schwingen des Ikrans, dann auch seinen Körper zu zerfetzen. Mit einem schrecklichen letzten Aufschrei hauchte er sein Leben aus und stürzte vom Himmel.

Rasend vor Wut und Schmerz, löste sie ihren Gurt und stürzte sich auf Quaritch. Zusammen fielen sie aus dem Heli die letzten Meter zu Boden, wo sie hart aufprallte, sich aber in einem letzten Moment der Klarheit abrollen konnte. Keuchend konnte sie einen letzten Blick auf das Blätterdach über ihr erhaschen, dann wurde sie vom Schmerz überrollt und verlor das Bewusstsein.

Verlorene Seelen PandorasWhere stories live. Discover now