Unbekannt~ Schuld

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Das Entscheidungen schwerwiegend sind und einem Leben, insbesondere dem eigenen, jedoch auch dem anderer, eine drastische Wendung geben können, musste ich selbst noch lernen. Unterbewusst ist einem vieles klar. Im hintersten Winkel, hinter den eigenen Ängsten, Sehnsüchten und eingeredeten Trugbildern, verbirgt sich die Wahrheit, das Wissen über richtig und falsch. Sieht man genau hin, dann findet man diese und kann sich derer zu eigen machen. Schlussendlich ist Wissen Macht und wer diese besitzt hat die Macht über andere zu herrschen. Jedoch ist es fatal zu viel zu wissen sowie die gegebene Macht zu missbrauchen. Hinzu kommt, das Entscheidungen nicht rückgängig gemacht werden können. Beschreitest du einen Weg, ist es schwierig einen anderen ein zu schlagen.

Das, was man tut, sollte man gründlichst überdenken, da die Folgen schwerwiegend sein können...

Entgeistert sehe ich mir den Trümmerhaufen vor mir an. Der beißende und erdrückende Geruch von Rauch liegt in der Luft. Der Himmel hat sich verdunkelt, als würde er um die Toten trauern. Jedoch regnet es nicht. Vereinzelnd scheint schon wieder die Sonne. Das Grau verzieht sich langsam wieder und weicht einem hellen Blau. Keine Geräusche sind zu vernehmen und es ist, als hielte das Leben inne, als stünde die Welt still. Das Bild, dass sich mir bietet, ist einfach nur schrecklich. Ich kann nicht glauben, was ich sehe. Will meinen Augen nicht trauen. Hoffe auf ein Trugbild, einen Schein, eine Wahnvorstellung, oder einfach darauf, dass dies die Wirklichkeit eines Traumes ist. Die Realität vermag nicht so grausam zu sein. Das Leid, dass sich hier zeigt, das kann nicht wirklich sein. Tränen steigen mir in die Augen, als ich die angesengten Haare, die verbrannte Haut und das viele Blut bemerke. Das einst imposante Gebäude, war einem Trümmerhaufen gewichen. Vereinzelnd glühen die Überreste von Balken und die Kleidung derer, die nicht überlebten. "Der Mensch ist schwach, verletzlich und ein Leben ist so leicht zu beenden, so schnell zuende. Vielleicht verstehst du jetzt, weshalb es deine Pflicht ist, deine Kraft zu beherrschen. Der Tod, dieser Menschen ist dein Verdienst. Sei dir dessen bewusst!"

Gedankenverloren sieht sie hinaus. Der Wind pfeift laut um das Haus herum. Die Sonne ist teils von grauen Wolken verdeckt und gerade dabei hinter dem Horizont zu versinken. Sie taucht den Himmel in ein tiefes Rot, welches von einem warmen Orange und einem hellen Gelb durchzogen wird. Das Blau darum ist trüb. Die Wolken verdecken den größten Teil des Schauspiels.
Ihr rotbraunes Haar hat sie in einen Dutt hoch gebunden, aus dem sich vereinzelnd ein paar Strähnen gelöst haben. Ihre braunen Augen sehen ins Leere. Ihre Gedanken beherrschen ihren Körper, welcher in eine beche Decke gewickelt ist. Mit angewinkelten Beinen sitzt sie auf ihrer Fensterbank und lehnt ihren Kopf gegen die Wand. Ihr Blick ist nach draußen gerichtet, jedoch nimmt sie das Spektakel in keinster Weise wahr. Ihre Gestalt spiegelt sich in dem durchsichtigen Glas. Leise erfüllt ihr Lieblingsklavierstück das spärlich beleuchtete Zimmer. Eine Träne schimmert verräterisch auf ihrer Wange und krampfhaft versucht sie weitere zu verhindern.
Ihr leerer Blick spricht Bände und die Traurigkeit darin lässt nur erahnen, welches Leid ihr wiederfahren ist.
Die Sonne lässt die einzelne Träne in ihrem Licht glitzern. Kraftlos hebt sie den Kopf und schenkt erstmals der Schönheit vor ihrem Fenster Aufmerksamkeit. Müde legt sie ihre linke Hand flach auf die Scheibe. Die gesamte Handfläche nimmt die Kälte des Glases auf. Ihrer Hand folgt ihre Stirn, welche sie behutsam an das kühle Glas lehnt. Erschöpft schließt sie die Augen und genießt die leichten Sonnenstrahlen auf ihrer Haut sowie die Kühle des Glases, welche sie beruhigt.
Ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen erreichen ihre Hand, ebenso ihre Stirn. Ein leichter goldener Schimmer ziert ihre Haut und rotgoldene Adern zeichnen ein Muster. Ruckartig schlägt sie ihre Augen auf und betrachtet ihren Handrücken, den ein verworrenes undefinierbares Muster ziert. Goldend und rötlich schimmernd ziehen sich hauchzarte Äderchen ihren Arm empor. Fasziniert dreht sie ihre Hand im Licht und erkennt das kleine Symbol, welches sich auf ihrer Handfläche abzeichnet. Neugierig spreizt sie ihre Finger und betrachtet das Muster genauer. Die, sich in der Sonne befindene, Haut ist von den goldenen Äderchen durchzogen. Die, sich im Schatten befindene, Haut sieht vollkommen normal aus. Kein Zeichen, keine golden schimmerden Äderchen und kein leichtes Glitzern auf der Hautoberfläche. Plötzlich scheint sie zu realisieren, dass es ihre eigene Haut ist, welche sie zuvor faszinierend betrachtet hatte. Erschrocken zuckt sie zusammen. Angst breitet sich in ihr aus, und als sie in ihr eigenes Spiegelbild blickt, ergreift diese Besitz von ihr. Ihre Augen. Das dunkelbraun ihrer Augen ist mit zahlreichen goldenen Sprenkeln geschmückt. Geschockt schreckt sie zurück und entfernt sich zitternd vom Fenster. Erschöpft und ängstlich sackt sie auf dem Boden zusammen. Gerade eben wurde sie aus dem Schlaf gerissen. Quälende Träume, welche ihr ihre Taten aufzeigen, suchen sie heim. Jede Nacht aufs Neue. Ihr Schicksal sowie ihr Leben sind vorbestimmt und sie kann sich nicht dagegen wehren. Nun ist sie nicht mehr im Stande, die aufkommenden Tränen zurück zuhalten, dafür fehlt ihr die Kraft. Während das Licht die zuvor schützende Dunkelheit des Raumes durchdringt und sich schleichend seinen Weg zu ihr bahnt, kauert sie sich auf dem Boden zusammen. Sie kann sich nicht mehr verstecken und hofft, dass das Leid nicht dermaßend grausam, wie in ihren Träumen wird.







Love Between Fire And IceWhere stories live. Discover now