Vergangenes

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Geräuschlos fielen die weißen Flocken zu Boden. Sie bildeten eine weiße Decke und hüllten alles mit ihrer Schönheit ein. Die düstere Nacht bildete den kompletten Gegensatz zu der weißen Schneedecke, die sich auf Bäume, Boden, Sträucher und Häuser legte. Der Mond scheint hell, erleuchtet den Himmel und spendete etwas Licht. Eine sanfte Brise wirbelte immer wieder etwas von dem frisch gefallenen Schnee auf, bevor sie leise weiterzog. Die kahlen Bäume ragen schon fast bedrohlich in den Himmel und warfen Fantasie erregende Schatten auf den Boden. Die Sträucher am Boden sind schon fast vollkommen eingegangen und nur noch die mickrigen Überreste waren zwischen dem frisch gefallenen Schnee zu sehen. Jegliches Geräusch verschluckt die weiße Schönheit und bietet so den vier wandelnden Gestalten Schutz. In schwarze bodenlange Kutten sind sie gehüllt und die Kapuzen verbargen ihre Gesichter vor der Außenwelt. Ihre Schritte knirschen leise auf dem weichen Untergrund, aber dieses Geräusch begrüßten sie, da das Knacken von Ästen und das Rascheln von Blätter, sie sofort verraten hätte. Schnell und flink liefen sie durch den dichten Wald. Wichen den herunterhängenden Ästen aus, die die Last des gefallenden Schnees nicht mehr lange tragen würden und sprangen über Wurzeln, die sie unter der weißen Masse nur erahnen konnten. Aber fallen, stolpern, oder verweilen durften sie nicht. Sonst würden sie nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr bringen, sondern auch das vieler anderen. Die vier Gestalten rannten weiter, immer auf der Hut und immer mit einem panischen Blick in alle Richtungen. Immer weiter und immer tiefer in den Wald hinein. Geradeaus, kein Blick zurück, denn das würde Zeit kosten. Und die hatten sie nicht. Sie waren die letzten ihrer Sippe und mussten dafür sorgen, dass sie ihren Auftrag ausführten. Sie durften nicht versagen, sie mussten die Hoffnung, die sie mit sich brachten, in Sicherheit bringen. So weit weg, wie möglich, von den zwei Bruderschaften. Die von Hass getrieben waren und von ihrem Streben nach Macht geleitet wurden. Doch sollten sie nicht wieder zerstören, was endlich wieder gedeiht war. Das Gleichgewicht herrschte wieder und alles Übel war in Vergessenheit geraten. Doch dann wurden sie verraten. Von ihren eigenen Leuten. Von jemanden, den sie einen Freund nannten. Jemanden, dem sie vertraut hatten. Für den sie ihr eigenes Leben opfern würden. Jemand, der sich von der Dunkelheit verführen ließ. Getarnt mit einer lieblichen und wunderschönen Gestalt war sie, sodass er sich von der Versuchung locken und vom rechten Weg abbringen ließ. Durch die Augen bloß das Trugbild sehend, wurde seinem Verstand etwas vorgegaukelt, dass er glauben wollte. Von dem Anblick betört, verließen seinem Mund die Worte, die dem Licht das Verderben bringen werde. Vollkommen eingenommen von der Dunkelheit beschloss er ihr zu dienen und zwar für immer. Er hatte dafür gesorgt, dass die Sippe, der vier fliehenden, fast vollständig vernichtet wurde. Das Gleichgewicht fast vollkommen aus den Fugen geriet und das der Tag anfängt, der Nacht zu weichen. Der Sommer zieht sich immer mehr zurück und die Pflanzen verkommen langsam, aber stetig. Doch verloren war noch gar nichts. Hoffnung wurde geboren und wächst langsam heran. Im Stillen, verborgen im Schatten, strahlt ein, noch schwaches, Licht. Die Welt, wie sie ein jeder einst kannte, existierte nicht mehr. Sie geriet langsam aus dem Gleichgewicht und offenbart immer mehr ihre wahre Gestalt. Unter dem Einfluss von Magie formt sie sich neu. Schon längst in Vergessen geratene Wesen tauchen immer zahlreicher auf und ein Naturspektakel folgt auf das andere. Wunder scheinen wahr zu werden. Den Wissenden wurde bewusst, dass sich etwas anbahnte. Mit etwas Magie ist alles möglich. Besonders, wenn sie so stark und rein ist, wie diese.





"Wir befinden uns im Wandel." sprach er aus, was sie alle dachten. "Nicht nur wir, die ganze Welt." fügte ein anderer hinzu. "Jedoch, vermögen nur wir es zu wissen, nur wir es zu spüren und nur wir es zu sehen." erklang eine raue und tiefe Stimme, am Tischende. Zustimmendes Gemurmel erklang. "Aber weder stoppen, noch ändern können wir dies." warf eine schmächtige Gestalt ein. "Dies ist wohl wahr." pflichtete der nächste bei. "Solange wir die Ursache nicht kennen, können wir nicht gegen an gehen." schlussfolgerte einer nahe der Mitte. "Aber die Ursache ist uns bekannt sowie das Mittel, um Einheit zu bieten." Erhob ein anderer seine Stimme. "Dem stimme ich zu, jedoch sind wir uns alle dem Risiko bewusst, das dieses sogenannte Mittel mit sich bringt." gab ein hochgewachsener zu bedenken. "Ob der Wandel beschleunigt wird, oder ob wir ihn verhindern, eins von beidem wäre die Konsequenz." Überlegte einer. "Da ist doch das Risiko sehr gering." mutmaßte der jüngste. "Wir sollten es wagen!" forderte der vor Kraft strotzende. "Nicht, bevor wir jegliches Unwissen beseitigt haben!" erwiderte einer. "Schluss mit dem Gerede!" ordnete der gefürchtetste und gleichzeitig am meisten geschätzte sowie höchste von allen an. Sofortiges Schweigen trat ein. "Leere Worte bringen uns auch nicht weiter. Verfolgt unser Ziel, verliert es nicht aus den Augen! Denn weder den Wandel auf halten noch ihn beschleunigen, ist es, was wir wollen. Formen, lenken und uns an ihm bereichern, so ist es uns bestimmt. Wir haben eine Mission und diese darf nicht scheitern. Das werde ich nicht zu lassen!" seine Stimme donnerte über die Gesellschaft, der versammelten Männer. "Die Welt befindet sich im Wandel und diesen Wandel können wir beeinflussen! Wir können verändern, formen und bauen. Jedoch nur, wenn wir die Macht, die wir dazu benötigen, besitzen." forschend sah er die zwölf stummen Männer an. Erwartungsvoll sahen sie zu ihm auf. Da erhob er sich. "Jetzt geht und findet zumindest einen von beiden!" rief er. Die zwölf nickten kurz und erhoben sich dann alle nacheinander. Die Kapuzen der Kutten zogen sie sich tief ins Gesicht, danach wirbelten sie herum und verschwanden in schwarzen Rauch, aus denen die unterschiedlichsten Gestalten traten, jedoch allesamt pechschwarz und furchteinflößend. Kurz darauf verschwanden sie, nacheinander, aus dem großen düsteren Saal. "Geht! Und bringt mir, was ich suche. Geht und enttäuscht mich bloß nicht!" schrie er ihnen hinterher, ehe er den nun leeren Saal verließ. Mit langsamen gezielten Schritten bahnte er sich seinen Weg, durch das dunkle Gemäuer. Stille beherrschte den düsteren Ort und diese zu stören ist nicht gerade ratsam. Zu viele Mythen und Geschichten ranken sich um diesen Ort. Gefährliche, den Tod bringende und verstörende. Selten handelten sie von der Liebe, oder Frieden. Er kannte jede einzelne von ihnen und erschauderte auch nur bei dem bloßen Gedanken an sie. Er wurde gefürchtet, respektiert und bewundert, weshalb er ungeheure Macht besaß und diese auch zu nutzen wusste. Doch jede Macht, jede Magie erfordert ein Opfer, welches auch er einst brachte. Verloren hat er alles und ein weiteres Mal konnte er einen so schmerzhaften Verlust nicht ertragen. Das was er jetzt hatte musst er schützen und er konnte nicht akzeptieren, dass ihm alles genommen werden konnte. Schweigend ging er die Stufen, der endlos langen Wendeltreppe hinab und verdrängte seine erdrückenden Gedanken. Finden musste er die zwei, die alles änderten. Sie, die vom pulsierenden Leben erfüllt und vom Licht der Sonne gezeichnet ist. Er, der die Kälte und das Eis beherrschte und das Zeichen, des Mondes trug. Findest und vereinst du beide, so sollst du die größte Macht besitzen, die auf Erden wandelt. Findest du jedoch nur einen, dann bringst du dem anderen den Tod und löscht aus, was bringt den Tag, oder die Nacht. Kälte, oder Hitze wird herein brechen und der einen Seite den Tod bringen. Sterben jedoch beide, dann wird unter gehen, was du einst kanntest und aus Asche entstehen, was die Geister, der Toten, formen.

Love Between Fire And IceWhere stories live. Discover now