Kapitel 14.

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Widow

Als ich schließlich auf der Toilette fertig war und mir den Mund mehrmals ausgespült hatte, verließ ich die Kabine zittrig und begab mich wieder zu meinem Sitzplatz.
Jonas hörte mich wohl kommen und stand auf um mir Platz zu machen.

"Geht's wieder?", fragte er während ich mich setzte.

"Hm", murrte ich, setzte meine Kapuze auf und lümmelte mich zurück ins Polster.

"Bis jetzt gab es selten jemanden, der von dem Zeug so starke Nebenwirkungen hatte.", sagte er, setzte sich wieder und schlug nun ein Buch auf.

"Meinst du abgesehen von Löwen und Elefanten?", murrte ich sarkastisch.

"Es gibt leider nicht viel, was eure Spezies innerhalb kürzester Zeit aus den Socken haut.", entschuldigte sich Jonas ohne aufzublicken.

"Wie lange fliegen wir schon?", wollte ich dann nach kurzem Schweigen wissen.

"Seit ca. drei Stunden. Das hier ist ein Nonstopflug, das ist..."

"Ich weiß was ein Nonstopflug ist du Depp", unterbrach ich ihn, als er zu einer Erklärung ansetzen wollte.

Er blickte mich prüfend an.
"...Wir fliegen noch etwa vier Stunden.", sagte er dann, tat ein Lesezeichen in sein Buch und legte es zur Seite.

"Dreck.", murmelte ich.

"Wie oft bist du schon geflogen?"

Ich schwieg.

"Erstes Mal?", fragte er, weil ich keine Antwort gab.

"Ja.", gab ich murrend zu.
Er reichte mir etwas und ich erkannte, dass es sich um Kaugummi handelte.
Ich zögerte kurz, nahm es dann jedoch.

"Wenn du es nicht runterschluckst, solltest du es vertragen.", sagte er und beobachtete mich, während ich es auspackte und mir wortlos in den Mund schob.
Dann setzte ich mich wieder auf.
Solange mir so schlecht war, würde ich ohnehin kein Auge zubekommen.

"Wo ist deine Gefolgschaft?", fragte ich, da ich die zwei Agenten bis jetzt noch nirgends gesehen hatte.

"Sie haben dich nur ins Flugzeug gebracht und sind dann wieder zum Quartier gefahren. Zusammen mit dem Datenträger, den sie in deiner Hosentasche gefunden haben.", er sah mich an, als ob er ein Geständnis erwartete.

"Was man so alles mit sich rumträgt.", ich zuckte mit den Schultern und lehnte den Kopf wieder nach hinten.

"Du bist dir für nichts zu schade, oder?", fragte er mich und presste die Lippen enttäuscht zusammen.

"Ich hab in die Daten eingesehen und da ich weder eure Absichten kenne, noch die des ursprünglichen Auftraggebers, halte ich eigentlich nicht viel davon, das Teil in fremde Hände fallen zu lassen."

"Also bist du nur ein besorgter Bürger, der helfen will.", er nickte mit einem gespielt gutgläubigen Blick.

"Lustig. Weißt du denn überhaut was da drauf ist?"

"Nein."

"Ich weiß nicht ob ich dir das glauben soll.", sagte ich und überprüfte den Bildschirm an der Rückseite des Sitzes vor mir.

"Im Gegensatz zu dir bin ich kein zwanghafter Lügner.", er verfolgte jede meiner Bewegungen mit seinem Blick.

"Die Worte des Gutachters?", Fragte ich rhetorisch und schnaubte abwertend, "Ich habe andere Prioritäten als ihr Menschen. Unter anderem die, dass die Rezeptur für ein neu entwickeltes Nervengift nicht zwingend in die falschen Hände gelangen sollte."
Er würde den Inhalt des Datenträgers sowieso inspizieren.
Irgendwann.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt