Kapitel 36.

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Widow

Es klopfte. Ich saß im Schneidersitz auf dem Bett, eine der Blutkonserven im Mundwinkel hängend. Mein Handy lag mit der unvollständigen Clanliste auf dem Oberschenkel und ein Klemmbrett, mit einem Bogen Papier, daneben.
Ich war grade dabei mir die Namen anzusehen und ein paar Verbindungen zu knüpfen. Es musste noch ein paar Anlaufstellen geben um mehr Infos zu bekommen.

Auf das klopfen antwortete ich nicht.
Um ehrlich zu sein hatte ich keine Lust mit jemandem zu reden.
Doch es klopft noch einmal. Genervt seufzte ich und hob den Blick zur Tür.

"Was?!", Fragte ich dann, als ich hörte wie jemand im Flur von einem Fuß auf den anderen trat. Die Tür öffnete sich und Jonas stand im Rahmen. Er kam rein und schloss sie hinter sich zügig wieder.

"Was ist passiert?", Fragte er direkt.

"Bitte?", Erwiderte ich und zog eine Augenbraue hoch.

"Was passiert ist? Jenny spricht seit zwei Tagen kein Wort mehr mit uns."

"Dann hat sie wohl den Vorteil der eigenen Gesellschaft schätzen gelernt. Den ich übrigens auch sehr genossen habe. Bis vor zehn Sekunden.", Ich ließ den Kugelschreiber neben mir auf's Bett fallen. Das würde sicherlich ein paar Minuten dauern.

"Widow. Sie kam vom Dach. Ein paar Stunden später bist du ebenfalls von dort gekommen. Und keiner von euch beiden hat sich seitdem blicken lassen oder groß mit jemandem geredet."

"Muss an der Mondphase liegen.", Ich senkte den Blick wieder auf das Handy und scrollte ein Stück weiter hinab.

"Leg das Ding weg.", Forderte er jetzt und verschränkte die Arme.

Ich schloss langsam die Augen und sperrte das Handy. Dann blickte ich ihn geduldig an.
"Was möchtest du hören Jonas?", Fragte ich dann ruhig.

"Die Wahrheit."

"Dann bist du an der falschen Adresse. Du weißt doch, andere denken sich die Geschichte aus, ich bestätige dann nur."

"Du redest von London?"

"Wie kommst du darauf?", Ich setzte für ca. zwei Sekunden ein Lächeln auf, ließ es aber auch genauso schnell wieder fallen. Dann legte ich die Papiere zur Seite und lehnte mich zurück.

"Ich mache mir Sorgen um meine Tochter. Würdest du mir bitte erzählen, was auf dem Dach passiert ist?"

"Ich war sauer und bin vielleicht ein wenig persönlich geworden, als sie mir zu sehr auf die Pelle gerückt ist.", Ja, Situationen zu umschreiben war tatsächlich eine meiner Stärken.

"Und das ist alles?", Fragte Jonas und zog die Augenbrauen hoch.

"Grob zusammengefasst? Ja."

"Gut, dann jetzt die Details bitte.", Er lehnte sich gegen die Wand und sah mich abwartend an.

Nur leider schien er das mittlerweile zu wissen...

"Deine Tochter hat mich geküsst und ich hätte sie um ein Haar umgebracht, weil sie den womöglich schlechtesten Moment abgepasst hat, den es gab.", War das was ich im ersten Ansatz sagen wollte, bevor ich mir auf die Zunge biss um mich zu stoppen.
Es wäre nur schlau, wenn ich das etwas... Nun ja, schöner auslege.

"Nun, ich wollte alleine sein, ohne am Ende wieder Ärger für mein Verschwinden zu bekommen, deswegen war ich auf dem Dach.
Deine Tochter ist mir gefolgt und wollte sich nach mehrmaligem Bitten auch nicht verpissen. Dann hat sie mir etwas erzählt von dem ich der Meinung bin, dass ich es dir eigentlich sagen sollte, aber das tue ich nur wenn du versprichst, mit was auch immer zu warten, bis ich ausgeredet habe.", Sagte ich ruhig und musterte ihn aufmerksam.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt