Kapitel 42.

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Widow

Ich rief zwar bei Vlad an, aber er ging nicht ans Telefon.
Wahrscheinlich schlief er, deshalb sprach ich nur auf's Band und bat um Rückruf. Dann schmiss ich den PC, an dem mir zugewiesenen Arbeitsplatz, an und versuchte auf der Internetseite mit unseren Akten etwas zu finden. Die Fallakten waren gottseidank im Besitz der Kammer, das heißt die Clans durften nicht darüber Verfügen, wie sie es über die Akten in der Bibliothek taten. Noch war also alles vollständig. Und das musste ich ausnutzen, so lange ich konnte.
Ich lud mir ein paar Dokumente runter und sah mich in dem Abteil nach einem Drucker um, damit ich mir per Hand Notizen auf dem Papier machen konnte, doch es gab keinen.
Mit gerunzelter Stirn stand ich auf und spähte über den Abteilrand zu dem Mann, der vor ein paar Stunden eine Waffe auf mich gerichtet hatte. Auch bei ihm stand kein Drucker.
Seinen Namen hatte ich mir gar nicht erst gemerkt.
Irgendwas mit J.

"Ey", sagte ich und wartete auf eine Reaktion.
Ich wusste, dass er mich gehört hatte. Allerdings reagierte er nicht.
Er arbeitete weiter und ignorierte mich.
Ich knüllte ein Stück Papier und warf es ihm an den Hinterkopf. Er fuhr verärgert herum, eine Hand zu der Stelle gehoben, an der ich ihn getroffen hatte.

"Es gibt Leute die wichtigere Dinge zu tun haben, Arschloch.", Sagte er schroff.

"Wo habt ihr den Drucker stehen?", Fragte ich und ignorierte seine Beschimpfung.

"Keine Ahnung", knurrte der Mann und wandte sich wieder ab.

Ich knüllte noch ein Papier und warf ihn erneut ab.

"Ich muss was ausdrucken. Solange kann ich nicht weiterarbeiten. Und wenn ich nicht arbeiten kann, habe ich jede Menge Zeit Papier zu knüllen und meine Wurfkünste zu verfeinern.", Sagte ich kompromisslos.

"... Er steht ganz rechts in der Halle an der Wand. Wähl einfach den Drucker aus, der als Standard gespeichert ist und lass mich endlich in Ruhe.", fauchte er schließlich, nachdem ich ihm noch zwei weitere Papiere an den Kopf geworfen hatte.

"Danke", sagte ich einfach und wadte mich ab.
Ging doch.
Als ich den Druckauftrag dann fertig machte, fiel mein Blick auf die ellenlange Warteschleife. Ich seufzte.
Dann stand ich wieder auf, knüllte noch ein Papier und warf es erneut.

"WAS?!", der Mann fuhr so schnell herum, dass seine Sehnen knackten.

"Habt ihr hier 'ne Zeitung rumfliegen?"
Ich sollte mich zwar ranhalten, aber ein bisschen Spaß musste sein, wenn ich schon keine Zeit zum Ausruhen hatte.

Der Mann starrte mich düster an.
"Nein. Wir lesen hier keine Zeitung. Wenn du Glück hast, steckt eine im Briefkasten.", Er setzte sich wieder und rieb sich über's Gesicht.

Ich warf einen weiteren Blick auf die Wartschleife und schnalzte dann mit der Zunge.
Das würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern. Aber den ganzen Weg nach oben würde ich nicht rennen, nur um ein bisschen was zum Lesen zu haben.
Genervt ließ ich mich wieder in den Sitz fallen.
Wie ich diese Art von Büroarbeit hasste.
Ich startete eine Runde Spider Solitär, das Fenster mit den Druckeraufträgen daneben.
Nach der geschätzten halben Stunde waren meine Papiere endlich dran und ich holte sie mir am Drucker ab um sie weiter zu bearbeiten.
Aber so viel Neues stand in den Fallakten auf den ersten Blick nicht drin.
Ich biss mir auf die Lippe, während ich die Orte auflistete, in denen Penelope zuletzt unterwegs gewesen ist.
Dann schrieb ich die Art der Aufträge daneben auf und die lächerlich niedrigen Bezahlungen daneben.

Ich schüttelte den Kopf als ich alles im Blick hatte. Sie hat in den letzen Jahren quasi für umsonst gearbeitet.
Einbrüche, ein paar Diebstähle, und unbezahlte Morde.
Mit gerunzelter Stirn schrieb ich mir die Auftraggeber dazu und überprüfte diese.

Vampire Agent (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt