Kapitel 55

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Ich empfehle beim Lesen des Kapitels, eines der drei Lieder zu hören, um die Stimmung besser zu erleben: 

Fairy Dance - James Newten Howard (Peter Pan (2003))
Flying - James Newten Howard (Peter Pan (2003))
Kingdom Dance - Alan Menken (Rapunzel neu verföhnt)

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Ich war aufgeregt. Das konnte ich absolut nicht mehr leugnen. Auch wenn ich nach wie vor versuchte mir einzureden, dass es nicht so war. Doch meine Finger schwitzten fürchterlich und und meine Beine zitterten. Ich war froh, dass ich mich für einfache, aber ziemlich hübsche, flache Schuhe entschieden hatte. Wenn ich hohe Absatzschuhe tragen würde, so wie Suha es gerade tat, wäre ich beim laufen vermutlich hingefallen. 

Suha hingegen war mit ihren Absätzen größer als sonst sowieso schon. Und dennoch war sie noch immer kleiner als Kalin. Der nervtötende Krieger hatte heute ebenfalls festliche Kleidung an und man konnte nicht leugnen, dass er wirklich gut aussah. Dennoch hatte der Ältere nur Augen für Suha, die neben ihm stand und einfach nur wunderschön aussah. Ich konnte verstehen, dass er seinen Blick nicht von ihr abwenden konnte. Ein wenig musste ich schmunzeln. Für mich war es offensichtlich, dass Kalin Suha genau so mochte wie Suha Kalin. Aber da mussten sie selbst drauf kommen, es nützte nichts, wenn andere das einem sagten. Ich sprach aus eigener Erfahrung. 

Mein Blick löste sich von den beiden und glitt durch die Menge, die aufgeregt tuschelte. Alle waren feierlich und wirklich schick angezogen. Bis Albedo mir das Kleid geschenkt hatte, hatte ich nicht mal gewusst, dass man sich für den Abschlusstag der Prüfungen so schick machte. Anscheinend war das zwar schon länger Gesprächs Thema Nummer eins gewesen, wer welches Kleid oder anderes festliches Gewand anzog, doch irgendwie war das alles zwischen den Ereignissen der letzten Tage an mir vorbei gegangen. 

Als ich Lani dann von meinem Kleid erzählt hatte, war sie hellauf begeistert gewesen und wollte mir natürlich bei allem weiterem helfen. Sie war auch diejenige, die mir die Schuhe ausgesucht hatte. Suha hingegen hatte meine Frisur kreiert, bei der meine Haare zur Hälfte hochgesteckt worden waren. Die Frisur war sehr schlicht, aber ich mochte es so, so fühlte ich mich wohler, mehr wie ich selbst. Eigentlich hatte ich mich nicht schminken wollen, aber Lani hatte mich schließlich dazu breit geschlagen, dass sie mir doch ein wenig Schminke auftragen durfte, zumindest an den Augen. Und nun stand ich hier, zwischen all den anderen Prüflingen und fühlte mich in dem Kleid, welches nebenbei bemerkt perfekt passte, wie eine Prinzessin. Und dennoch vermisste ich ein wenig meine einfachen Klamotten. Kleider waren einfach nicht ganz so sehr mein Ding. Aber ich beschloss, den Tag in diesem festlichen Aufzug zu genießen. 

Wieder glitt mein Blick durch die Menge. Der Platz um die Anemo Archon Statue war gefüllt mit all den Teilnehmern und ich fühlte mich zum ersten Tag der Prüfungen zurückversetzt, als sich ebenfalls alle hier versammelt hatten. Aber es waren weniger Teilnehmer als ursprünglich.

"Ich bitte um Ruhe!", rief die Frau, die auf einem Podest stand und ich erkannte sie als die Frau wieder, die bereits die Eröffnungsrede gehalten hatte. Wieder hatte sie ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, doch dieses Mal hatte sie ihre einfache Kleidung ebenfalls gegen ein Festgewand getauscht. Es war ein schlichtes, aber wunderschönes Kleid in schwarz. 

Das Getuschel um mich herum wurde leiser, flachte zu einzelnem Flüstern ab, bis schließlich fast alle verstummt waren. 

"Liebe Teilnehmer, nach mehr als drei Monaten der Prüfungen habt ihr es nun endlich geschafft. Ihr habt die letzte Prüfung absolviert und erhaltet nun endlich die Lizenz zum Abenteurer. Es war kein leichter Weg. Ihr musstet Gefahren trotzen, mit Verletzungen umgehen und Monster töten. Ihr habt Dinge gelernt, die ihr vorher nicht wusstet, habt Situationen durchgestanden, die euch unbekannt waren und jetzt steht ihr hier. Stärker, erfahrener, furchtloser. Doch leider konnten den Weg nicht alle zu Ende gehen. Manche haben wir auf dem Weg verloren und niemand wird sie je wiederbringen, denn der Pfad den sie nun beschreiten, führt nur in eine Richtung und niemals zurück. Aus diesem Grund wollen wir eine Schweigeminute für unsere verlorenen Krieger einlegen", erzählte die Frau und hob ihren rechten Arm, um ihre flache Hand direkt über ihrem Herzen zu platzieren. 

Valor // Genshin Impact Albedo FFWhere stories live. Discover now