Kapitel 2

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Ich beeilte mich, mich in Bewegung zu setzen, so wie es die Anderen um mich herum taten. Ich verließ den Platz bei der Anemo Archon Statue und nahm gleich zwei Treppenstufen auf einmal, um schneller voran zu kommen. Eine ausgeprägte Euphorie durchströmte in Höchstgeschwindigkeiten meine Blutbahnen und nahm meinen ganzen Körper ein. Als ich dann endlich alle Treppen herunter gestürmt war, war ich außer Atem und zwang mich dazu, mein Tempo zu drosseln. Euphorie war gut und konnte anspornen, aber sie konnte genau so gut gefährlich sein. Euphorie und Hochgefühl brachten einen dazu, unvorsichtig zu werden und dies konnte in einem Kampf tötlich sein.

Also versuchte ich mein Inneres zu beruhigen, indem ich tief ein und aus atmete und in gleichmäßigen Schritten auf das Tor von Mondstadt zulief. Als ich das große Konstrukt passierte, hatte ich es geschafft, mein Inneres ein wenig unter Kontrolle zu bringen. Während ich einen Fuß vor den anderen setzte und so Stück für Stück die Brücke überquerte, fühlte es sich an, als wäre mein Kopf in Watte gehüllt worden.

Ich hörte nicht viel um mich herum und es kam mir vor, als trug ich Scheuklappen. Alles was ich wirklich wahrnahm, waren meine Schritte. Mein Körper realisierte langsam, dass ich nun wirklich an der ersten Prüfung teilnehmen würde. Mein Kopf verfing sich so in den Gedanken, dass ich nichts anderes wahrnahm. Erst als ich die Brücke vollständig überquert hatte, war ich wieder im Hier und Jetzt. 

Das Nächste, was sich in mein Gehirn drängte war die Frage, wo ich am besten hingehen sollte, um ein paar Hilichurls zu erledigen. Ich war nur mittelmäßig gut im Kämpfen, denn ich hatte es mir nur ein wenig durch Selbststudium beigebracht, das durfte ich nicht vergessen. Außerdem hatte ich bis jetzt nur selten gegen richtige Gegner gekämpft, eher gegen Strohpuppen. Ich musste mir also ein Gebiet suchen, was mir einen Vorteil verschaffen könnte. 

Nachdem ich eine Weile nachgedacht hatte, kam mir der Windblickkap im Sternenfalltal in den Sinn. Mit einem Nicken zu mir selbst, bestätigte ich die Idee. Der Wald, der beim Windblickkap wuchs, bot hervorragenden Platz zum verstecken und dies ließe sich gut ausnutzen. 

Mit einer kurzen Bewegung wanderte meine Hand hinter meinen Rücken, um zu überprüfen, ob sich mein Schwert noch immer dort in der Schwertscheide befand. Für mich war es am praktischsten, das Schwert auf dem Rücken zu tragen, da ich nicht besonders groß war. Als ich das kalte Metall unter meinen Fingern spürte, breitete sich ein Gefühl der Sicherheit in mir aus und ich setzte mich mit einer gewissen Zuversicht in Bewegung. 

Ich entschied mich dazu, bis dorthin, wo der Windblickkap losging, dem Weg zu folgen. Der Weg könnte zwar etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, als Querfeldein zu laufen, aber er war sicher. Auf den Wegen gab es keine Gefahren, dafür sorgten die Abenteurer und für mich war dies momentan die beste Option, denn ich wollte nicht unbedingt kämpfen, bevor ich es wirklich musste. 

Der Weg unter meinen Füßen fühlte sich fest an und ich spürte die Sonne, die meine Haut erwärmte. Während ich mich fortbewegte, entdeckte ich immer wieder Abenteurerprüflinge, die ihre Mission erfüllten. Manche waren weiter weg, andere näher dran. Die Einen suchten sich einzelne Hilichurls, während andere sich dazu entschieden hatten, gleich ein ganzes Camp zu überfallen.

Es war erstaunlich zu sehen, wie gut manche hier schon kämpfen konnten. Sie hatten vermutlich mehrere Jahre an Ausbildung und hatten nun einen gewaltigen Vorsprung. Die Chancen, die Prüfungen heil zu überstehen, waren bei diesen mindestens zehn Mal höher, als bei mir. Doch so einfach ließ ich mich nicht unterkriegen. Ich beschleunigte meine Schritte, um meine Gedanken zu vertreiben und wirbelte immer wieder Staub unter meinen Füßen auf, wenn ich besonders trockene Stellen des Weges betrat. 

Es hatte diesen Sommer noch nicht besonders viel geregnet, wodurch der Boden und die Pflanzen schon halb ausgedorrt waren. Ihr grün war nicht mehr so satt, wie noch am Anfang des Sommers und den Blättern fehlte Flüssigkeit, wodurch sie seltsam starr wirkten. 

Mein Blick schweifte immer wieder durch die Gegend, je weiter ich mich bewegte. Irgendwann sah ich dann die kleinen Felsen, die den Windblickkap einrahmten und atmete erleichtert aus. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt bereits passiert und mittlerweile war die Luft von Hitze geschwängert. 

Ich beeilte mich, die Felsen herunterzuklettern, was nicht besonders lange dauerte. Als ich dann wieder Gras, welches auf dem steinigen Untergrund wuchs, unter meinen Füßen spürte, war ich endlich im Windblickkap angekommen. Ich beeilte mich, in den Schutz der Bäume zu treten. Im Schatten war es wenigstens etwas kühler. 

Mein Blick schweifte nach links und ich entdeckte in ein paar Metern Entfernung direkt vier orange glühende Pyro Schleime. Schnell drehte ich mich in die andere Richtung und hielt mich eher an den rechten Felsen, während ich mich fortbewegte. Im Schatten fiel es mir deutlich einfacher, einen klaren Gedanken zu fassen. 

Als die Bäume sich dann etwas lichteten, eine freie Fläche an deren Stelle trat und ich das Ende der Klippen sehen konnte, entdeckte ich ein kleines Hilichurl Camp. Ich stellte mich hinter einen Baum und versuchte herauszufinden, welche Lebewesen sich alle in dem Camp befanden. Ich zählte zwei Hilichurls und einen Anemo Samachurl, die um eine kleine Feuerstelle standen. Das war schaffbar. 

Ich atmete tief durch und trat von dem Baum weg, nur um mich an einen der Felsen zu nähern. Dann rannte ich los und schlug einen Halbbogen nach rechts ein, um das Camp von hinten zu überfallen. Ich näherte mich zielsicher dem Camp und zog im Sprint mein Schwert. Ich hatte das Camp fast erreicht, als jemand von oben über mich hinweg sprang, "Die gehören mir!", rief und knapp vor mir landete, was mich dazu zwang, mein Tempo zu drosseln, um ihn nicht umzurennen. 

Doch der Kerl hielt nicht mal inne. Kaum hatten seine Füße den harten Boden berührt, sprintete er in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf die Gegner zu. Er nutzte den Schwung seines Sprints, machte eine Halbdrehung und schnitt noch im gleichen Moment einen der Hilichurls in zwei Teile. Wortwörtlich. Der Oberkörper und der Unterkörper des Hilichurls lagen getrennt auf dem Boden. Kurz darauf zierten auch die leblosen Körper des anderen Hilichurls und des Samachurls den Boden. Dem Samachurl war der Kopf abgehackt wurden, der nun über den Boden rollte und der andere Hilichurl war aufgeschlitzt worden, sodass sich dessen Innereien nun auf dem Boden verteilten. 

Das Ganze war so schnell passiert, dass ich es mit den Augen nicht einmal wirklich verfolgen konnte. Bei dem Anblick, der sich mir bot, wurde mir leicht schlecht. Jedoch verdeckte dieses Gefühl nicht den Ärger, der sich in mir breit machte. 

"Was sollte das?", gab ich verärgert von mir und der Kerl wischte im Gras sein Schwert gerade von dem Blut sauber, bevor er sich schließlich zu mir umdrehte. Ein arrogantes Lächeln zierte seine Lippen und seine hell-lila Augen fixierten mich. Er hatte ein ovales Gesicht und seine Haare waren zum Großteil schneeweiß, was aber an den Spitzen in ein helles Grau überging. 

Er trug einen langen, dunkelgrauen Mantel und darunter ein locker sitzendes Hemd, was eine leicht lila Farbe aufwies und dummerweise perfekt mit seinen blass lila Augen harmonierte. Er trug außerdem eine schwarze Hose und schwarze Stiefel und er war so groß, dass ich mir sicher war, dass er mich um viele Zentimeter überragte. 

"Ich habe die Gegner erledigt, für die du offensichtlich zu schwach warst", gab er von sich und betrachtete mich mit einem herablassenden Blick und einem arroganten Lächeln. Ich schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. Er schien sich seiner Sache ja viel zu sicher zu sein. 

Wer zur Hölle war dieser Kerl? 

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Halli Hallo!
Da bin ich mal wieder mit einem Update :)
Jetzt ist schon fast eine Woche meiner Ferien wieder vorbei und ich habe bis jetzt nur gegammelt. Heute hab ich mich endlich aufgerafft und ein Kapitel geschrieben. Und ich hab dank hoseoks_dimples zum ersten Mal Apple crumble gebacken und es war sooo lecker!

Ich wünsche euch allen frohe Ostern! 🐰

Valor // Genshin Impact Albedo FFWhere stories live. Discover now