Kapitel 41

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Am nächsten Morgen war ich schon früh wach gewesen. Zum einen hatte ich in der Nacht erstaunlich gut geschlafen, zum anderen war es die Aufregung, die mich aus dem Bett getrieben hatte. Die Aufregung davor, schwimmen zu lernen. Da Albedo auch schon zeitig auf den Beinen gewesen war, hatten wir uns dann recht zeitnah aufgemacht. Albedo hatte mich zu der Küste am Windblickkap geführt und ich war mir nicht wirklichen im klaren darüber, warum er ausgerechnet diese Stelle gewählt hatte. Aber das spielte auch eigentlich keine Rolle, denn es sollte ja einen Zweck erfüllen.

"Es wird kälter", bemerkte Albedo, als er seinen Blick über das weite blau des Wassers schweifen ließ. Ich nickte. "Ja, der Sommer verblasst. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Herbst anbricht", bestätigte ich und ließ meinen Blick ebenfalls kurzzeitig über den Horizont schweifen, bevor er einmal mehr an Albedo hängen blieb. Egal wie sehr ich mich dagegen wehrte, sein Anblick zog mich immer wieder magisch an und ich wollte am liebsten so nah neben ihn treten, dass ich seine Wärme spüren konnte. Doch ich hielt mich zurück. Die Prüfungen würden in greifbarer Zukunft zu Ende sein und dann konnte ich mir Gedanken über die Beziehung zu Albedo machen.

Es blieb kurz still zwischen uns, bevor Albedo sich schließlich zu mir herum drehte und mich mit festem Blick ansah. "Es tut mir leid, dass ich gestern sauer auf dich war", sagte er dann einfach gerade heraus und ich war kurz ein wenig überrumpelt von seiner Aufrichtigkeit und der Ehrlichkeit in seinen Worten, doch ich hatte mich schnell wieder gefangen. "Du hattest allen Grund dazu. Ich habe euch etwas verschwiegen und das war nicht nur eine kleine Sache. Ich wusste von Anfang an, dass es zur Gefahr werden könnte und trotzdem hatte ich nichts gesagt", gestand ich meinen Fehler ein und meinte meine Worte genau so aufrichtig wie Albedo zuvor.

"Trotzdem hätte ich mich besser unter Kontrolle haben können. Doch ich hatte Angst. Ich habe dich schon einmal fast verloren und gestern wäre es beinahe wieder passiert", sagte er und seine Stimme wurde leiser und ein gewisser Schmerz lag in ihr, der mich zusammen mit seinen Worten tief im Herzen traf. Ich sah den Krieger an. Erblickte seine sorgenvollen, eisblauen Augen und sein aschblondes Haar, das vom Wind zerzaust wurde, seine aufrechte Haltung und seine alabasterfarbene Haut. Er war so wunderschön, dass mein Herz sich ein wenig zusammenzog.

"Ich weiss", sagte ich nur und wusste, dass es eine der schrecklichsten Antworten war, die ich im Moment geben konnte, doch mir fiel nichts anderes ein, mein Hirn war wie leer gefegt, meine Zunge schwer, unfähig Worte zu bilden. Albedos Blick wurde ein wenig weicher und er sagte: "Lass uns dieses Problem beheben. Ich zeig dir, wie man schwimmt." Seine Stimme war so warm, dass sie wie Sonnenstrahlen auf mein Herz trafen und es zum schmelzen brachten.

Albedo lief langsam auf das Wasser zu und watete dann samt Klamotten und Schuhen hinein. Als er meinen verwirrten Blick bemerkte, sagte er: "Die Schuhe sorgen dafür, dass wir uns an den Steinen im Wasser nicht verletzen und die Klamotten behaalten wir an, weil es zunehmend kälter wird und eine Erkältung sehr ungünstig wäre." Nun musste ich ein wenig schmunzeln. Als auch aus Albedos Richtung ein leises Lachen erklang, was ziemlich schnell im seichten Wind verweht wurde, war meine Welt für eine Sekunde in Ordnung.

Kurz darauf setzte sich Albedo wieder in Bewegung und watete weiter in das Wasser hinein. Es dauerte nicht lang, bis er bis zur Hüfte in dem kühlen Nass stand. Langsam begann ich ihm zu folgen. Meine Schuhe versanken im feuchten Sand und mit unsicheren Schritten bewegte ich mich auf das Wasser zu. Als ich bis zu den Knöcheln im Wasser stand, begann sich allmählich tief in mir drin eine Angst zu entwickeln, die sich ziemlich schnell auf den Rest meines Körpers übertrug. Normalerweise konnte ich mit den Füßen problemlos im Wasser stehen, doch der Gedanke, dass ich nun wirklich ins tiefe Wasser gehen würde, versetzte mich in Aufruhr.

Albedo bemerkte mein Zögern und verstand meine Angst. "Das Wasser wird dir nichts tun, ich passe auf, dass dir nichts passiert", sagte er sanft und stand in einiger Entfernung von mir. Albedo war nicht viel größer als ich, weshalb ich wusste, dass ich dort, wo er stand, auch problemlos stehen konnte, doch mein Körper hielt mich zurück, die Angst hatte mich fest im Griff. "Ich trau mich nicht", gestand ich und sah Albedo vorsichtig an, mit der Befürchtung, dass er mich auslachen könnte. Doch ich hätte es besser wissen müssen, Albedo war nicht so ein Mensch. Langsam kam er wieder aus dem tieferen Wasser auf mich zu und sah mich kurz überlegend an, schätzte seine Möglichkeiten ab.

Valor // Genshin Impact Albedo FFHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin