"Warum schämen? Ich dachte die Dächer der Häuser sind aus Gold?", hakte ich nach und brachte das Pferd zum Stehen.

"Ronja, hopp. Warum bleiben wir stehen?"

Ich wollte sie nicht weiter in die Bredouille bringen, also kehrte ich ihr wieder den Rücken zu und führte das Pferd weiter. Wir waren mittlerweile auf befestigtem Weg angekommen und in weiter Ferne waren auch die anderen Reiterinnen zu sehen.

"Caasi, ihr könnt nicht reiten, oder?"

Sie schnaubte. "Ihr habt eine bemerkenswerte Auffassungsgabe."

"Ich kenne einen guten Lehrer, er kann auch gut mit Pferden. Ich könnte ihn euch vorstellen."

"Ich weiß nicht... Ich möchte ungern aus der Reihe der anderen Mädchen tanzen.", entgegnete sie unentschlossen.

"Verstehe, ja natürlich." Ich war so benebelt von der ganzen Zeit, die ich bereits mit ihr verbracht habe, dass ich die anderen Teilnehmerinnen völlig ausgeblendet habe.

"Aber... wenn es in der Nacht ist... wo alle anderen schlafen..."

Ich grinste. Wahrscheinlich war es ihr längst klar, dass ich mich als Lehrer ausgeben wollte. Ich ließ Ronja neben mir etwas schneller laufen.

"Was wird das?"

Als das Pferd eine gewisse Geschwindigkeit erreicht hatte, stieg ich mit einem Fuß in den Steigbügel und zog mich am Sattel auf ihren Rücken. Gerade als ich noch das andere Bein rüber schwang, gab ich das Kommando zum Galopp und Ronja raste los. Caasi vor mir fing an zu Schreien und verfluchte mich und die Welt. Sie krallte sich mit der einen Hand in Ronjas Mähne und mit der anderen in meinen Oberschenkel. Ich lachte, als wir so den Feldweg zu den anderen entlang preschten.

"Eure Hoheit!", rief Konrad, ein kleingewachsener Mann, der für die Stallungen und Pferde des Palastes verantwortlich war.

"Wir haben uns Sorgen gemacht, als wir euch nicht mehr in unseren Reihen gesehen haben. Was ist denn passiert?" Er war abgestiegen und hielt Ronja an den Zügeln fest.

"Ein Fuchs kam und ich bin vom Pferd gefallen, der Vorfall ist nicht der Rede wert."

"Habt ihr euch auch wirklich nicht verletzt?" Während er so redete, griff er nach Caasis Rock und fing an, sie vom Pferd zu ziehen.

"Konrad. Was tust du da?", sagte ich und versuchte bedrohlich zu wirken.

"Eure Majestät, verzeiht, ich werde sie augenblicklich da runter holen."

Caasi machte Anstalten selbst aus dem Sattel zu gleiten, doch Konrad packte sie am Knöchel und zog sie runter. Sie krallte sich noch in meinen Oberschenkel, doch sie fand keinen Halt und fiel hart zu Boden.

"Bist du von allen guten Geistern verlassen?", rief ich, als ich von Ronja sprang. Caasi war längst wieder aufgesprungen und hielt mich am Arm zurück. Sie schüttelte den Kopf. Ich bemerkte, dass ein Raunen durch die Menge ging. Natürlich waren alle Blicke auf uns gerichtet, einige der Mädchen waren ebenfalls abgestiegen. Ich musste mich zusammenreißen, um Konrad nicht anzuschreien. Sie ist mir in kürzester Zeit sehr wichtig geworden und zu sehen, wie er sie behandelte, ließ mich vor Wut schäumen.

"Gib mir dein Pferd.", orderte ich und legte demonstrativ meine Hand auf meinem Schwert ab. Er war sichtlich erschrocken und tat sofort wie ihm geheißen.

"Du wirst ab hier laufen.", sagte ich, als er sein Pferd zu mir führte. Doch bevor ich ihm die Zügel abnehmen konnte, lehnte sich Caasi erneut zu mir. Ich war beeindruckt, was für eine liebe, und gutherzige Seele sie war, dass sie derartig für ihren Peiniger eintrat.

"Lass ihn barfuß gehen.", flüsterte sie mir ins Ohr. Oh, sehr gutherzig.

"Zieh... deine Stiefel aus Konrad.", sagte ich.

"Die Socken auch."

Da stand er nun, barfuß und mit hochrotem Kopf. Einige der Mädchen lachten und auch Caasi grinste genugtuend. Sie ist immer für eine Überraschung offen. Kurz darauf ritten wir weiter, ich allen voran. Um Caasi nicht noch einmal in Verlegenheit zu bringen, gab ich Ronja subtile Kommandos und ließ sie direkt hinter mit trotten. Der Rest des Ausflugs verlief ruhig und war sehr schön. Wir ritten durch einen kleinen Waldabschnitt und dann zurück zum Palast. Konrad hinter uns fing auf halber Strecke an zu wimmern und flehte um Vergebung, doch jedes Mal, wenn ich mich selbst zu Erbarmen überreden wollte, erinnerte ich mich an Caasi auf den Boden. Und musste grinsen, wenn ich an ihren gemeinen Vorschlag denken musste.

Außerdem konnte ich nicht unnütz in Gedanken versinken, ich wusste, dass mir Fräulein Amaury im Nacken saß. Jedes Mal, wenn ich zu weit abstreifen würde, war es, als würde sich mich hart an einer Leine zurück in die Realität ziehen. Es war fast schon beängstigend, was sie bereits jetzt für einen Einfluss auf mich hatte.

The prince or the kingdom Where stories live. Discover now