Kapitel 26

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-----Rin-----

"War das Schicksal? Wohl kaum.", sagte sie hinter mir.

Ich dachte über ihre Worte nach. Was weiß sie schon, als Adelstochter, die an einem hübschen Spektakel im Palast teilnahm. Obwohl ich sie so überhaupt nicht betrachtete. Sie war nicht so, das hat sie oft unter Beweis gestellt. Aber würde man mich fragen, wie sie denn sei, ich könnte keine Antwort geben.

War es denn wirklich wie sie sagte? Wir sind unser eigenes Schicksal? Den ganzen Morgen dachte ich nach, über mich und mein Schicksal. Ich fragte mich, wer ich sein will und mich plagten diese Gedanken zutiefst. Sie ließen mich in die Ferne starren und machten mich krank. Doch Caasi stieß mir vor den Kopf. Hart und so, dass ich Kopfschmerzen bekam, die jegliche andere Schmerzen übertönten.

"Und was wenn doch?", fragte ich. Ich fand ihre Ansichten sehr interessant und versuchte mich daran zu klammern, um nicht an meine eigenen zu denken.

"Also willst du, Verzeihung, wollt ihr-"

"Du kannst gerne du sagen, wenn wir zu zweit sind.", sagte ich. Es war unbeschreiblich angenehm, nicht in der Mehrzahl angesprochen zu werden. Sie gab mir das Gefühl, dass sie nur mich ansah, so wie ich bin. Nicht wer ich für das Land war, nicht wer ich sein wollte, nicht wer ich sein sollte, einfach nur, wie ich war, ganz unverblümt.

"Also willst du mir sagen, dass alles vorbestimmt ist, was mit uns passiert.", fuhr sie fort.

"Ist das nicht ein beruhigender Gedanke?", fragte ich.

"Vielleicht für eine Ziege, die in einem Stall geboren wurde, die Angst vor dem Wolf hat, der auf der anderen Seite der Stalltür wartet. Für mich ist das ein gruseliger Gedanke. Ich meine, wenn ich jetzt einen Schritt in die falsche Richtung setzte, ist dann der Rest meines Lebens Geschichte."

"Und...", fragte ich vorsichtig "Was, wenn der Schritt auch schon vorbestimmt wurde?"

Sie stöhnte hinter mir und ich spürte eine weitere Beere an meinem Hinterkopf.

"Du nimmst dich doch selbst gerade nicht ernst, oder?", reif sie empört.

"Meine Mutter hat mir und meinen Geschwistern bereits ganz früh den Gedanken vom Schicksal ausgeredet. Da wo ich herkomme, brauchen die Leute etwas, an das sie sich klammern können, um nicht dem Elend zu verfallen. Das hilft ihnen vielleicht, führt aber auch dazu, dass sie sich nur noch im Kreis bewegen. Sie fühlen sich sicher in ihrem erbärmlichen Leben und lassen die Welt um sie herum einfach geschehen. Und wenn ich dann euch angucke, eure Hoheit, muss ich lachen. Dass ihr an Schicksal glaubt, obwohl euch die Welt gehört."

Selbstredend würde sie so denken. Sie glaubt an 'Eure Hoheit', nicht an Rinnero. Ich seufzte. Doch plötzlich erschien mir die Antwort klar vor Augen. Statt mich im Selbstmitleid zu suhlen und über die Zukunft zu philosophieren, kann ich eine Sache selbst in die Hand nehmen. Nämlich ihr, Caasi von Amaury zu zeigen, wer Rinnero eigentlich ist. Ich biete mir damit selbst die Möglichkeit, zu mir zu finden. Und das durch die Augen von jemanden, die um Welten näher an der Realität lebt wie ich. Sie kennt weder meine Vergangenheit, noch weiß sie von meiner unliebsamen, erdachten Zukunft. Außerdem werde ich ihr nichts vormachen können. Ich könnte nichts vor ihren scharfen grünen Augen verbergen.

"Da wo ihr herkommt?", fragte ich und drehte mich zu ihr um. Ronja blieb stehen.

"Ja, genau. Aus einer großen Stadt, da wo die Häuser goldene Dächer haben.", sagte sie und sah mich nicht an.

"Und wie heißt diese Stadt?", hakte ich weiter nach. Ich wusste, dass sie etwas zu verbergen hatte, vielleicht war es ja ihre Herkunft.

"Ähm. Das will ich nicht sagen. Ich schäme mich."

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