❄️ || Drei

217 23 24
                                    

Jenna konnte nicht lügen. Mason hatte ihr wirklich dabei geholfen, etwas Passendes für ihre Familie zu finden.
Es war beinahe so, als würde er ihre Familie besser kennen, als sie selbst.

Sie war die ganze Zeit über eher schweigsam gewesen, fragte sich, was das Schicksal ihr mit dieser Begegnung verdeutlichen wollte? Dass es die falsche Entscheidung gewesen war?

„Jen“, wiederholte Mason ihren Spitznamen, als er merkte, dass diese mit ihren Gedanken völlig woanders war und nicht bemerkt hatte, dass er gerade mit ihr sprach. „Alles in Ordnung?“

Er sah ihr an, dass etwas nicht stimmte.
Sofort kam das schlechte Gewissen in ihm hoch, dass er sie zu etwas gedrängt hatte, was sie gar nicht wollte.
„Du musst nicht mit mir Kaffee trinken gehen, schon okay.“ Er umklammerte die Einkaufstasche in seiner Hand fester, gespannt darauf, was sie ihm sagen würde.

Jenna nickte zögerlich.
„Mason, ich kann das nicht. Noch nicht.
Ich muss erstmal meine Gedanken sortieren.“ In ihr war so ein gewaltiges Chaos, dass sie nicht wusste, wie sie überhaupt reagieren sollte. Sie wollte mit Mason reden, nur nicht jetzt.
Wahrscheinlich würde sie erst tausende Male durchdenken müssen, was sie ihm sagen wollte.

„Okay“, murmelte er, während er verstehend nickte. „Ist okay.“
Die Freude in ihm verblasste immer mehr und auch auf seinen Lippen war das fröhliche Lächeln verschwunden.
„Ich hoffe, wir sehen uns wieder, Jenna.“

Sie beide standen da, unsicher darüber, was sie tun sollten, und starrten sich für eine Weile an. Jennas Herz klopfte in einem unangenehmen Tempo, während sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Wenn Mason wüsste, dass er nach all der Zeit noch immer ihr Herz zum schneller schlagen brachte.

Doch Mason wusste es nicht.
Er wusste es nicht und ging in diesem Moment schweigend. Denn während Jennas Herz heftiger als je zuvor schlug, spürte Mason die Enttäuschung und den Schmerz in seinem.

„Frohe Weihnachten, Mason“, murmelte Jenna leise und ging daraufhin in die entgegengesetzte Richtung.

...

Um so näher Weihnachten rückte, desto angespannter wurde Jenna.
Ihre Gedanken fanden ihren Weg immer wieder zu Mason zurück. Mit diesen auch das schlechte Gewissen.

Als sie am Morgen des 25. Dezembers in dem Haus ihrer Eltern aufwachte, die Uhr leise ticken hörte, und alle anderen noch zu schlafen schienen, wurden ihre Gedanken lauter als jemals zuvor. All die Gefühle, das schlechte Gewissen, die Vorwürfe, die sich monatelang gemacht hatte, kamen wieder hoch.

Vielleicht war es die dümmste Idee, die sie in diesem Moment haben konnte – wahrscheinlich war es sogar die dümmste Idee, die sie jemals hatte. Immerhin war es gerade einmal kurz nach sieben. Und sie wusste, dass Mason ein Langschläfer war.

Doch selbst dieses Wissen konnte sie nicht davon abhalten, nach ihrem Handy, welches auf ihrem Nachttisch lag, zu greifen. Hektisch entsperrte sie ihren Bildschirm, öffnete ihre Kontakte und scrollte anschließend bis zu dem Buchstaben M.

Eine Weile lang starrte Jenna seinen Namen an. In diesem Moment verfluchte sie sich dafür, dass sie seine Nummer nicht gelöscht hatte. Denn das hätte sie abhalten können, etwas ganz Dummes zu tun.

Jenna drückte auf Masons Kontakt.
Zögerlich hielt sie ihren Daumen über das Anrufsymbol. Ohne weiter darüber nachzudenken, tätigte sie den Anruf und hielt sich das Handy ans Ohr.

Das nervtötende Freizeichen ließ Jennas Herz nur noch schneller schlagen, sie glaubte für einen Moment, dass ihr das Herz gleich aus der Brust sprang. Sie biss auf ihrer Unterlippe, als ihr der Gedanke kam, dass er mittlerweile vielleicht eine andere Nummer hatte.

Doch genau in diesem Moment nahm jemand den Anruf entgegen.
„Hallo?“ Es war Masons raue Stimme, die er jeden Morgen hatte, wenn er gerade aufwachte. Unwillkürlich begann Jenna idiotisch zu grinsen.
Wie viele Erinnerungen in diesem Moment in ihr hochkamen.

„Hi“, antwortete Jenna leise, noch immer am Grinsen. Sie durchlebte ein gewaltiges Gefühlschaos in den letzten Minuten.

„Jen?“ Auf einmal hörte er sich viel wacher an, als zuvor. „Alles in Ordnung? Ist was passiert?“ In Masons Stimme schwing gewisse Panik mit. Er konnte sich nicht erklären, wieso sie ihn in diesem Moment anrief, weswegen er sich bereits die dramatischsten Ereignisse ausmalte.

„Ja, alles gut. Tut mir leid, ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist“, plapperte die junge Frau hektisch. Sie wusste, dass die Idee dumm gewesen war, doch jetzt fühlte sie sich noch tausendmal bescheuerter an.

Mason schwieg und Jenna dachte bereits, er hätte aufgelegt, als ein nachdenkliches Grummeln seinerseits ertönte.
„Du hast meine Nummer noch“, stellte er daraufhin fest. Jenna erkannte sofort, dass sich dabei ein Lächeln auf seine Lippen geschlichen hatte.

„Ich konnte sie nicht löschen“, erklärte sie ihm. Es war nicht gelogen. Wie oft hatte sie in der Vergangenheit versucht, seine Nummer zu löschen. „Mason, können wir reden?“

Natürlich redeten die Beiden in diesem Moment bereits, doch Mason wusste sofort, was Jenna in diesem Moment meinte. Sie wollte ihn sehen. Persönlich.

„Gott“, murmelte er, fuhr sich in diesem Moment durch das Gesicht. Es war eigentlich viel zu früh und ein Teil von ihm, verfluchte Jenna in diesem Moment. Doch der andere Teil konnte Jenna diesen Wunsch nicht ausschlagen. Schließlich wollte er sie auch sehen.

„Okay“, antwortete Mason. „Du kannst vorbeikommen.“ Wie oft hatte Mason sich ausgemalt, Jenna wieder bei ihm willkommen zu heißen? „Ich schick dir die Adresse.“

Es war noch dieselbe Adresse wie vor knapp einem Jahr, trotzdem sendete Mason ihr diese. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Jenna noch wusste, wo genau er wohnte. Doch sie tat es.

„Danke“, antwortete Jenna ihm erleichtert. „Bis gleich.“
Mason nickte, auch wenn es niemand sehen konnte.
„Bis gleich, Jen“, antwortete er, bevor er mit einem breiten Grinsen auflegte.
Er realisierte, dass nur Jenna ihn um diese Uhrzeit zum Grinsen bringen konnte.

CHRISTMAS DEJA VU - mason mountWhere stories live. Discover now