❄️ || Zwei

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Sowohl Jenna als auch Mason waren überfordert mit der Situation. Sie standen da, wie von der Kälte, die sich außerhalb des Gebäudes befand, vereist. Wer hätte ahnen können, dass sie sich heute wiedersehen würden? -Überhaupt wiederzusehen, wenn sie ehrlich waren.
Keiner der beiden hatte damit gerechnet, doch ausgemalt hatten sie es sich beide.

„Es tut mir leid", stotterte Jenna. Es war die innere Stimme, das schlechte Gewissen, was in diesem Moment aus ihr sprach. Ansonsten hätte Jenna das niemals angesprochen.

Doch Mason ging gar nicht auf die Aussage der Dunkelhaarigen ein, wohl offensichtlich, dass dieser in seiner eigenen Welt war. Denn in dem Kopf des jungen Mannes war viel zu viel auf einmal los. Sein Inneres spürte ganz im Gegensatz zu Jennas jedoch vor allem Freude. Diese konnte er in diesem Moment, als er einen weiteren Schritt auf Jenna zuging, auch nicht verstecken. Er hatte die vielen anderen Menschen, auch das kleine Kind, welches in diesem Moment zwischen den beiden durch rannte, komplett ausgeblendet.

„Gehen wir einen Kaffee trinken?"
Masons Frage passte gar nicht in das Geschehen, doch in seinem Kopf ergab diese mehr Sinn. Deutlich mehr Sinn.

„Was?" Jenna war sichtlich überrascht von der Direktheit des Brünetten. Sie realisierte jedoch schnell, was er gesagt hatte. „Mason, ich kann nicht. Ich muss wirklich dringend etwas für meine Familie finden." Sie deutete vor sich, womit sie erklärte, dass sie von Geschenken sprach.

„So wie jedes Jahr, ich weiß, Jenna."
Natürlich wusste er es. Schließlich hatten sie sich dadurch kennengelernt. Nicht nur das, es hätte vermutlich zu einer Tradition werden können, dass sie sich gemeinsam jedes Jahr vor Weihnachten den Stress machten. Hätte.

„Dann lass uns Geschenke suchen und danach einen Kaffee trinken."
Wie aus einer heißen Schokolade Kaffee wurde, zeigte wohl, dass sie älter geworden waren, dass einige Zeit vergangen war.

„Okay", murmelte Jenna bloß, wohl wissend, dass sie gegen Masons Sturkopf sowieso keine Chance hatte. Vielleicht würde es gemeinsam auch schneller gehen, etwas Passendes zu finden.
Mit Mason hatte sie immerhin jemanden an der Seite, der ihre Familie kannte. -Und sie kannte seine.

„Super", antwortete Mason erfreut. „Ich habe auch schon eine Idee, was du deiner Mum schenken könntest."

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„Ich finde, das war eine super Ausbeute." Mason schaute stolz auf die vielen Einkaufstaschen, die er in der Hand hielt. So viel hätte er ohne Jennas Hilfe wahrscheinlich gekauft.

„Finde ich auch", antwortete Jenna schmunzelnd. „Aber jetzt hätte ich gerne meinen Kakao." Stolz grinste die Dunkelhaarige. Sie hatte wirklich tolle Sachen gefunden, - so tolle Sachen fand sie für ihre eigene Familie nie.
Einen Kakao hatte sie sich jetzt wirklich verdient.

„Natürlich", lachte Mason. „Folgen Sie mir, junge Dame." Der Ältere machte eine merkwürdige Handbewegung, die vermutlich andeuten sollte, dass Jenna ihm folgen soll. Und so, als würde sie Mason schon ewig kennen, tat sie es auch einfach. Er strahlte unfassbar viel Sympathie aus, dass Jenna nicht mal einen Gedanken daran verlor, dass er ihr eigentlich fremd war.

Beladen mit den vielen Einkaufstaschen bahnten sie sich ihren Weg in ein Café, welches zwar ziemlich voll war, doch noch einen Tisch für die beiden freihatte. Glücklicherweise, denn Jennas Füße taten langsam bereits weh von dem vielen Laufen und Stehen.

„Erzähl mir etwas über dich, Jenna."
Mason musterte die junge Frau interessiert, während er seine seinen Kopf auf seinen Händen abstützte.
„Eigentlich gibt es da nicht sonderlich viel zu erzählen", antwortete sie. Jenna tat sich schwer, etwas über ihr Leben oder ihre Person zu erzählen. Ihr Leben war nichts Besonderes.

„Schwachsinn", äußerte sich Mason. „Dann erzähle ich dir etwas über dich", fing er an, woraufhin Jenna sich gespannt nach hinten lehnte.
„Du bist eine hilfsbereite Person, die übrigens eine super Shopping-Begleitung ist."

Masons Selbstbewusstsein überraschte Jenna bereits zum wiederholten Male an diesem Tag. Doch seine Aussage brachte sie zum Grinsen.
„Das war's schon?", schmunzelte sie provokant. Es war offensichtlich, dass die zwei sich binnen kürzester Zeit ziemlich gut verstanden. Sie waren wohl einfach auf einer Wellenlänge.

„Nein, ich könnte noch etwas sagen", antwortete Mason. „Aber du sollst erst etwas über mich sagen."
Die heiße Schokolade fand just in diesem Moment den Weg zu ihnen, was Jenna mehr Zeit verschaffte darüber nachzudenken. Glücklicherweise, denn sie war sichtlich überfordert.

Sie legte ihre Hände um die warme Tasse, was sie etwas beruhigte.
„Du bist ziemlich selbstbewusst", sprach sie ihre Feststellung aus. Vermutlich war das, das erste gewesen, was ihr aufgefallen war.
„Ist das so?", lachte Mason. „Ja, wahrscheinlich bin ich das."

Jenna nickte bloß, schaute ihn abwartend an. Er hatte schließlich behauptet, er könne noch mehr sagen.
Doch mit seiner Aussage hätte sie wahrscheinlich niemals gerechnet, auch wenn sie wusste, dass er nur vor Selbstbewusstsein strotzte.

„Du bist nicht nur hilfsbereit, sondern auch ziemlich hübsch."

CHRISTMAS DEJA VU - mason mountWhere stories live. Discover now