GRINSER SIE GRINSEN

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Dieses Grinsen würde Elia bis in seine Alpträume verfolgen

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Dieses Grinsen würde Elia bis in seine Alpträume verfolgen. Mit rasselndem Atem taumelte er auf die Straße. Sein Herz überschlug sich. Er rannte. Schneller. Schneller! Immer mit seinen Gedanken um die Wette. Er hatte alles so gemacht, wie das Buch es beschrieben hatte, die Kreide, das Salz ...

Den Grinser hatte es nicht gestoppt.

Scheiße, Scheiße, Scheiße! Otis hätte ihm für diese Wortwahl die Ohren langgezogen, aber wen interessierte das jetzt? Irgendetwas war gründlich schief gelaufen und Elia hatte keine Zeit um stehenzubleiben und den Schutzkreis zu überprüfen.

Der Grinser kam bereits aus der Tür gekrochen und streckte seine langen, schattenhaften Finger nach ihm aus. Elia stolperte ein paar Schritte zurück und wäre fast nach hinten übergefallen. Renn! Na los, renn schon! Doch Elia rannte nicht. Er blieb wie festgefroren mitten auf der Straße stehen und konnte nicht anders, als das Monster mit blankem Entsetzen anzustarren. Es war wirklich kein schöner Anblick. Das Wesen schien direkt Elias Skizzenheft entsprungen zu sein, die Haut hing in Fetzen an ihm herunter und bleiche Rippen stachen wie vergiftete Dolche durch das rauchschwarze Fleisch.

Das Schlimmste aber war
D A S     B R E I T E     G R I N S E N.

Elia krallte die Finger in seinen Schlafanzug und hielt die Luft an. Grinser hatten keine Augen, aber Elia musste verdammt noch mal still bleiben, wenn er diese Nacht überleben wollte. Kurz schoss ihm das Bild eines Mädchens durch den Kopf. Der Nacken in einem seltsamen Winkel angeknickt, Beine und Arme ein paar Meter weiter im Gebüsch. Der Grinser hielt nun in seiner Bewegung inne und legte gurgelnd den Kopf schief. Elia blieb mucksmäuschenstill. Seine Lunge fing an zu brennen. Sie wollte Sauerstoff, aber den konnte Elia ihr nicht geben. Noch nicht. Nicht, wenn der Grinser genau vor ihm stand. Er begann, zu zählen.

Einundzwanzig ...
Zweiundzwanzig ...
Dreiundzwanzig ...

Noch immer hatte der Grinser sich kein Stück bewegt. Das Blut rauschte ihm tosend in den Ohren, begleitet von dem Feuer in seinen Lungen. Elia hielt es nicht mehr aus. Er musste atmen! Zitternd nahm er einen kleinen Zug und frische Luft kühlte die Hitze in seinen Atemwegen.

Schlagartig hörte das Gurgeln auf.

Zu laut. Elia sah voller Entsetzen, wie das Wesen sich nun direkt über ihn beugte, das Grinsen nur für ihn bestimmt. Er verkniff sich ein Wimmern, doch nun war es eh egal. Der Tod schloss seine dürren, kalten Finger um sein Gesicht und—

"Nimm das, Grinser!", grölte eine Jungenstimme hinter ihm und schleuderte dem Gerippe eine Handvoll Salz entgegen. Ein Kreischen erfüllte die Stille, dann zerfloss das Grinsen in Zeitlupe vor Elias Augen. Ein intensiver Schwefelgeruch stieg ihm in die Nase. Schwarzer Schleim tropfte zähflüssig auf den Asphalt und erinnerte ihn irgendwie an dunklen Schokoladenpudding. Nur nicht so lecker.

Der Junge lachte. "Ja genau, verpiss dich."

"Kiran!" Ein Mädchen kam aus dem Nachbarsgarten gerannt. Mit einem Sprung war sie über der kleinen Hecke und hetzte zu ihnen auf die Straße. "Oh shit, war das eben ein Grinser?" Sie holte hastig Luft. "Du musst zum Park kommen. Paula und Yusuf haben mir gerade geschrieben, die werden da von Knochenknackern umzingelt und—", wieder ein Atemzug, "Und haben nicht mehr genug Salz."

Erst jetzt schien sie Elia zu bemerken, der noch vor den Überresten des Grinsers kauerte und ganz blass um die Nase war. "Alles okay mit dir?"

Elia antwortete nicht, denn es war offensichtlich: Nein, er war nicht okay. Er hatte seit zwei Wochen keine ruhige Minute mehr gehabt, was sollte daran okay sein? Kiran leuchtete Elia mit seiner Taschenlampe direkt ins Gesicht. "Aufstehen, Streber. Netter Schlafanzug übrigens."

Elia merkte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Er trug den babyblauen Pyjama mit Herzchenmuster, den seine Mutter ihm letztes Jahr von der Gemeinde zu Weihnachten geschenkt hatte. Morgen in der Schule würde Kiran es sicher allen erzählen. Kiran verzog den Mundwinkel zu seinem typisch frechen Lächeln, so als würde er genau wissen, was Elia gerade durch den Kopf ging. Dann senkte er die Taschenlampe und nickte dem Mädchen zu. "Alles klar, dann ab zum Park. Hast du noch Salz, Emma? Elia?"

Kaum merklich schüttelte Elia den Kopf. "H-hab es in meinem Zimmer liegen lassen."

Kiran stöhnte auf. "War ja klar, Alter. Du bist echt zu nichts zu gebrauchen. Glaub bloß nicht, dass ich dir etwas abgebe oder so. Wer zu dumm ist, muss es eben fühlen, Survival of the Best und so."

Elia biss sich auf seine vorlaute Zunge, um nicht schon wieder den unbezahlten Hilfslehrer vom Dienst heraushängen zu lassen. Sie hatten die Evolutionstheorie von Darwin erst letzten Monat in Bio durchgenommen, aber den selbsternannten König der Klasse mit Wissen zu füttern, funktionierte leider ungefähr so gut, wie ein Sieb als Becher zu benutzen: Es ging alles durch.

Schade nur, dachte Elia sich, dass der Tod immer die Falschen trifft. Sofort bereute er den Gedanken wieder. Aber wenn einer diese Scheiße überleben würde, dann sein Rivale.

Hinter Kirans Rücken schnitt Elia eine Grimasse und versuchte vergeblich, ihn und Emma einzuholen. Warum hatten die beiden auch so lange Beine? "H-he! Wartet auf mich!"

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Tadaaa! Hier ist der Prolog! Ich hoffe, es gefällt euch : ) Schreibt mir gerne Feedback, ich freue mich!

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𝕰𝖓𝖈𝖞𝖈𝖑𝖔𝖕𝖆𝖊𝖉𝖎𝖆 𝕴𝖓𝖒𝖔𝖗𝖙𝖚𝖆𝖊Where stories live. Discover now