04 | Boom, Boom, Ciao

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,,Wie viele Tonnen sollen wir zum Schmelzen bringen?", las Nairobi von der Karteikarte ab und wartete auf meine Antwort.

,,90", kam diese wie aus der Pistole geschossen.

Sie wirkte zufrieden und legte die Karte zur Seite. ,,Die Schmelztemperatur von Gold?"

Angestrengt durchforstete ich den Schatz an neuem Wissen, welches ich mir über die letzten Tage aneignete, aber die große Fülle an Informationen überforderten aktuell noch mein Gehirn. Ich hatte mich noch nie so intensiv mit den Themen "Gold", "Schmelzöfen" und zahlreichen technischen Hintergründen dazu auseinandergesetzt. ,,1000 Grad?", versuchte ich es auf gut Glück.

Nairobi schnalzte mit der Zunge. ,,1064 Grad", verbesserte sie.

Fast. ,,Das ist doch dasselbe", redete ich mich raus.

,,Ist es nicht. Du musst Bescheid wissen, wie man die Öfen bedient. Falls mir etwas passiert, bist du diejenige, die die volle Verantwortung dafür übernehmen muss."

Nairobi erzählte mir vor einiger Zeit, dass sie ihren Schulabschluss erst im Gefängnis nachholte, weil ihr Drogengeschäft ihr damals einen Verweis einbrachte. Man konnte ihr vieles nachsagen, aber ihr umfangreiches Fachwissen über Gold und sämtliche andere Edelmetalle beeindruckte mich enorm. Zeigte sie für etwas Begeisterung, konnte sie einem jedes kleine Detail nennen, sei es noch so kompliziert.

Ich sah sie streng an. ,,Sag das nie wieder, cariña! Dir wird nichts zustoßen!"

Der Professor betonte immer wieder, dass dieser Überfall auf einem anderen Level stattfand, als der letzte. Wir riskieren alle unsere Leben, aber es widerstrebte mir zu denken, dass Nairobi dabei auch nur ein Haar gekrümmt wurde.

Nairobi küsste mich kurz und drückte mir den Stapel Karteikarten in die Hand. ,,Komm schon, es gibt Essen."

Als wir an der Küche vorbeikamen, hörten wir schallendes Gelächter. Wir wechselten uns mit Kochen ab, heute waren Denver, Tokyo und Helsinki an der Reihe. Vermutlich richteten sie mehr Chaos an, als dass sie ernsthaft kochten.

Draußen deckten Monica und Raquel den Tisch. ,,Ich muss euch vorwarnen. Denver hat zu viel Tabasco in das Chilli gekippt", begrüßte Monica uns.

,,Er sagt, es ist ausversehen passiert", ergänzte Raquel schmunzelnd.

Ich half den beiden, das Besteck zu verteilen. ,,Scharfes Essen macht mir nichts aus", sagte ich.

Monica und Raquel tauschten vielsagende Blicke.

,,So schlimm?"

,,Lass es mich so ausdrücken... Wenn eine Geisel in der Bank nicht zuhören will, könnten wir sie mit Denvers Chilli vergiften", sagte Monica mit einem schiefen Grinsen.

In diesem Moment stieß einer der "Meisterköche" zu unserer kleinen Runde dazu. Der aufgedrehte Helsinki klatschte lachend in die Hände. ,,Denver ist ein Idiot!", grölte er. ,,Ich habe ihm gesagt, dass wir alle Feuer speien werden, aber er wollte nicht zuhören."

Nairobi grinste. ,,Ihr seid mir welche..."

Nach und nach füllte sich der Tisch. Denvers Chilli war wie versprochen ein scharfes Geschmackserlebnis. Nach nur drei Löffeln brannte mein Mund fürchterlich. In die Runde sehend merkte ich, dass alle sich Mühe gaben, sich nichts ansehen zu lassen.

Dieses unangenehme Schweigen brach Nairobi, als sie nach einer besonders scharfen Portion hustend eine halbe Flasche Wasser trank. ,,Ihr habt es gut gemeint..."

Denver und Tokyo sahen es glücklicherweise mit Humor. Sie gaben sich einen High Five. ,,Denver wollte, dass es schärfer ist als wir", behauptete Tokyo.

Criminal Passion [2] ˡᵃ ᶜᵃˢᵃ ᵈᵉ ᵖᵃᵖᵉˡΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα