Wie kommt jemand zurecht, der nach siebzig Jahren Kälteschlaf in eine völlig neue, ja fremdartige Umgebung geworfen wird? Wie verarbeitet er den Verlust aller, die ihm einmal etwas bedeutet haben? Ganz besonders der einen Person, der er seine Liebe...
Direktor Fury hatte ihm Luftunterstützung zugesagt und Steve hoffte, dass Agent Romanoff so kompetent war, wie sie aussah. Sie schien auf jeden Fall eine fähige Pilotin zu sein, die den Quinjet ruhig und sicher über das Pariser Lichtermeer steuerte. Etwas musste ihn doch auf die Spur der Entführer bringen.
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„Sie machen sich Sorgen um sie." Diese einfache Feststellung einer völlig fremden Frau öffnete ihm die Augen. Yuki Leclerc war ihm auf eine Weise wichtig, die er noch nicht so recht verstand. Und doch war es wahr und er würde sich dem stellen müssen, wenn – nein sobald, er sie gefunden hatte.
„Ja", sagte er schlicht. Und die rothaarige Frau schnalzte mit der Zunge.
„Das kommt dabei raus, wenn man einen Techie mit auf einen Außeneinsatz nimmt. Ich verstehe nicht, wie Fury so etwas zulassen konnte."
„Es war kein Außeneinsatz. Sondern eine Mischung aus Disziplinarmaßnahme und Bildungsreise."
„Disziplinarmaßnahme? Was haben Sie denn angestellt? Pfadfinderinnen ihre Kekse geklaut?"
„Es war schon etwas mehr als das. Aber wenn Fury Sie nicht aufgeklärt hat, werde ich nicht näher darauf eingehen. Die junge Frau wurde mir jedenfalls als Dolmetscherin beigestellt und hat meinen Aufenthalt hier organisiert."
Agent Romanoff schaute ihn mit gespieltem Erstaunen an. „Also sind Sie in Wirklichkeit nicht Mr. Niceguy, sondern ein ganz schlimmer Finger? Ts, ts, ich fasse es nicht. Wenn Ms. Leclerc zufällig in den Schlamassel geraten ist, tut es mir leid. Ich tue, was ich kann, um zu helfen."
„Wenn man es genau nimmt, ist es kein Zufall, sondern meine Schuld." Als er es ausgesprochen hatte, dämmerte es Steve, dass diese Wahrheit ihn am meisten mitgenommen hatte. „Hätte ich mich vor einigen Wochen besser im Griff gehabt, dann würde sie jetzt an einem Computer sitzen und irgendwelche Datenströme verfolgen." Und nicht im schlimmsten Fall mit durchgeschnittener Kehle in der Gosse enden. Er ging davon aus, dass er derjenige war, der irgendwie die Aufmerksamkeit auf sie beide gezogen hatte. Was sollte man schon von einer Berufsanfängerin wollen? S.H.I.E.L.D-Agentin hin oder her.
Sie zogen nun schon seit einer halben Stunde immer größere konzentrische Kreise über der Stadt, ohne auch nur den kleinsten Hinweis auf Yukis Aufenthaltsort. Agent Romanoff versprach ihm noch eine letzte Runde, doch dann würde sie ihn in der Nähe des Hotels absetzen, wo er sich mit Fury über das weitere Vorgehen beraten konnte. „Morgen ist auch noch ein Tag, und es wird leichter, wenn das Team, das er aus Deutschland angefordert hat, auch hier ist. Dann gibt es das volle Programm."
Er stimmte ihr zu, doch eine leise, und nagende Stimme in seinem Kopf flüsterte, dass es zu spät sein konnte. Dass es jetzt vielleicht schon zu spät WAR. Um sich davon abzulenken, starrte er wieder konzentriert auf die Straßen unter dem Jet, versuchte, etwas Ungewöhnliches oder Verdächtiges zu entdecken. Seine Augen tränten schon, doch er wollte die letzten Minuten in der Luft noch ausnutzen. „Hey Steve! Da vorne!"
