6 - Wenn jemand eine Reise tut

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„Ich wollte, mit der richtigen Frau. Aber nach Peggy kann ich mir das nicht mehr vorstellen." Er sah ihr an, dass sie merkte, wie sie sich wieder auf heikles Terrain begab. Und er war froh, dass sie auch klug genug war, nicht weiter in ihn zu dringen. „Wie sieht es bei dir aus? Du wärst im richtigen Alter."

„Wie du sagst, dazu braucht man den richtigen Partner. Das richtige Alter ist abhängig von der Lebenssituation. Da ich Ersteres nicht habe und mir vorher sowieso mein eigenes Leben aufbauen und es genießen will, denke ich da noch gar nicht drüber nach. Aber später will ich auf jeden Fall Kinder."

Peggys Antwort wäre ähnlich ausgefallen. Damals, während des Krieges und ihrer Tätigkeit für den S.S.R. war der Zeitpunkt denkbar schlecht für Familienplanung. Zwar lag die Sache heute in Zeiten des Friedens anders, doch er verstand Yukis Sicht. Es war niemandem, erst recht den Kindern nicht, gedient, wenn eine Frau sich nicht voll und ganz darauf einlassen wollte, zumal Schwangerschaften sich heute zuverlässig verhindern ließen. Was Peggy wohl von dieser Antibaby-Pille gehalten hätte? Andererseits hatte sie diese seit den Sechzigern vielleicht sogar selbst benutzt, denn sie war eine Frau gewesen, die Wert darauf gelegt hatte, frei entscheiden zu können.

Plötzlich wurde sein Blick magisch in den hinteren Bereich des Raumes gezogen. „Nicht umdrehen! Sieben Uhr, der fünfte Tisch." Ihr fragender Blick machte eine weitere Erklärung notwendig: „Zwölf Uhr ist die Position frontal vor dir, sechs Uhr direkt hinter dir. Schau unauffällig dorthin, wo auf dem Ziffernblatt sieben Uhr wäre."

„Meinst du das Pärchen? Sie brünett, Typ graue Maus – er grau meliert, fieses Gesicht wie ein Preisboxer?"

„Ja, die beiden haben uns in Berlin ein Stück des Weges verfolgt. Ich wusste, dass ich mich nicht getäuscht habe."

„Und was machen wir jetzt?!" Ihre Panik strahlte in Wellen aus und ließ auch ihn schaudern. Andererseits war noch nichts passiert, und das sagte er laut, wie um sie und auch sich selbst zu beruhigen.

„Wenn wir wieder an Bord sind, werde ich Fury anrufen und ihn bitten, alle Kontakte zu prüfen, die von meiner Reise wissen. Vielleicht hat jemand etwas ausgeplaudert, und das sind nur zwei Paparazzi, die versuchen, ein Bild von mir zu ergattern. Ich weiß nicht, woran es liegt, doch in meiner ersten Pressekonferenz in New York kam ich mir vor wie ein seltenes Ausstellungsstück. Gut möglich, dass die Boulevardblätter hier auch mit Captain America in Europa titeln wollen."

Yuki nickte und wirkte gefasster als noch wenige Minuten zuvor. „Ja, die sind vielleicht ganz harmlos. Aber ehrlich, die haben keine Kamera dabei. Sehen so professionelle Fotografen der Klatschpresse aus? Am liebsten würde ich gleich hier verschwinden."

Er verstand sie gut, doch er überzeugte sie, dass es klüger wäre, den Abend wie geplant ausklingen zu lassen. Ein überhasteter Aufbruch wäre zu auffällig gewesen, hätte das seltsame Paar aufgescheucht und vielleicht vertrieben. Doch dann wäre jede Chance dahin, herauszufinden, was die beiden vorhatten.


Zwei Stunden später stand Yuki wieder an der Reling, an der gleichen Stelle wie am Nachmittag, nur dass sie dieses Mal nicht dem Geschehen an Bord folgte, sondern an Land nach dem Mann und der Frau Ausschau hielt, die sie erst in Berlin und schließlich auch hier beobachtet hatten. Eines war sicher: Diese beiden seltsamen Gestalten waren keine Gäste auf der MS Switzerland, denn Yuki hatte sie noch nie zuvor unter den Mitreisenden gesehen, die sich untereinander inzwischen so gut kannten, wie man es auf einem nicht allzu großen Schiff erwarten konnte. Ihr Handy piepste und als sie die Bildschirmsperre wegwischte, las sie Steves Kurznachricht: „Komm in meine Kabine, ich habe Fury dran." Sie strich sich die Haare glatt und überprüfte im Vorbeigehen ihr Spiegelbild in der Vitrine, in der sowohl der Kapitän des Schiffs als auch verschiedene Mitarbeiter des Monats vorgestellt wurden. Immerhin würde sie jetzt den Boss ihres Bosses kennenlernen.

Suche Held, biete Phönix (FF Captain America - Steve Rogers - OC)Where stories live. Discover now