5 - Rache ist Blutwurst

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Sie sah auf die Uhr und rief ins Badezimmer: „Hey Steve, danke für den Kaffee. Hast du Lust, gleich mit zu mir nach Hause mitzukommen? Dann müsste ich nicht noch einmal hierher zurück, um dich abzuholen." Er war einverstanden, natürlich. Yuki grinste. Sie kannte ihn erst kurz, doch hatte sie seine Reaktion direkt vorhergesehen. Die Freundlichkeit und Rücksicht in Person. „Gut, ich warte in der Lobby, dann checken wir zusammen aus."

Während sie der Fahrstuhlmusik lauschte, ärgerte sie sich darüber, dass die Zeit nun zu knapp war, sich etwas besonders Raffiniertes auszudenken, um es den Jungs im Büro heimzuzahlen. Dann würde sie eben einfach improvisieren müssen.


Auf Steves Wunsch nahmen sie die U-Bahn, um zu Yukis Wohnung zu kommen. Er wollte sehen, ob es im öffentlichen Verkehrsmittel der deutschen Metropole genauso unpersönlich, wenn nicht gar unfreundlich, zuging wie in der New Yorker Metro. Er erinnerte sich mit Grauen an die erste Fahrt, die er allein unternommen hatte, um von seiner Unterkunft ins Naturkundemuseum in der Upper Westside zu kommen. Die gesichtslose Menschenmasse auf Gehwegen und Straßenübergängen, die grellbunten und blinkenden Reklameschilder und schließlich das Gedränge in den Metrowaggons, wo sich fast ausnahmslos alle mit allerlei technischem Spielzeug beschäftigten, sei es nun das Smartphone oder eine andere Gerätschaft, um Musik zu hören. Die Menschen wirkten gehetzt und unzufrieden, und das, obwohl alles, wonach ihnen der Sinn stand, rund um die Uhr verfügbar war. Der allgemeine Wohlstand und alle Errungenschaften in Technik und Medizin hätten doch zur Zufriedenheit aller beitragen müssen. Das würde ihm wohl auf ewig ein Rätsel bleiben.

Hier in Deutschland bot sich ihm ein ähnliches Bild, nur dass sich hier seinem Gefühl nach nicht ganz so viele Menschen drängten. „Wir müssen hier aussteigen", riss ihn Yuki jäh aus seinen Gedanken.

Im vierten Stock eines angegrauten Wohnhauses schloss Yuki die Tür auf und ließ ihn als Erstes herein. „Heyho, jemand zu Hause?", rief sie in den dunklen Flur und, als sie Steves hochgezogene Augenbraue bemerkte, sagte sie entschuldigend: „Hier ist es irgendwie immer unordentlich." Sie bedeutete ihm, in der kleinen Küche zu warten, während sie in ihrem Zimmer noch einige Sachen packen würde.

Er ließ den Blick über Geschirrstapel in der Spüle, Becher, Tassen und Zeitungen auf dem Tisch schweifen. Noch bevor er darüber die Nase rümpfen konnte, platzte ein Mann herein, den Steve auf Yukis Alter schätzte. Mit zerzausten, kastanienbraunen Haaren, Schlaf in den Augenwinkeln und nichts mehr an als eine Boxershorts setzte er sich auf den einzigen freien Küchenstuhl und sagte, mühsam ein Gähnen unterdrückend: „Guten Morgen. Wusste ich es doch, dass ich jemanden gehört habe. Bist du mit Yuki hier?"

„Ja, mein Name ist Steve. Darf ich fragen, wer du bist?"

„Ich bin Matze und wohne hier. Ich kann es kaum glauben, sie bringt nicht oft jemanden mit. Manchmal denke ich, sie hat keine Ahnung, wie man sich amüsiert. Scheinst ein netter Kerl zu sein."

Er gähnte nun doch ausgiebig und schien sich danach an seine Pflichten als Gastgeber zu erinnern: „Kaffee gefällig?"

Steves Blick glitt über Geschirrberge.

„Okay, saubere Becher sind aus. Typisch, wenn Paul Küchendienst hat ... ach der kommt ja gerade richtig." Ein ebenso spärlich bekleideter Mann kam zur Tür herein. Im Gegensatz zu dem seines Vorgängers war sein dunkles Haar immerhin schon gekämmt.

„Hey Paul, das ist Steve. Yuki hat ihn mitgebracht." Der Mann namens Matze grinste vielsagend. „Und wenn du hier Ordnung gemacht hättest, könnten wir ihm was anbieten."

„Na dann, hilf mir mal, anstatt zu meckern. Dann klappt's noch mit einem Kaffee."

Steve beobachtete die beiden, wie sie die Spülmaschine einräumten und das übrige Geschirr von Hand abspülten, während sie sich dabei gegenseitig neckten und aufzogen. Lose Sitten waren das, wenn eine junge Frau mit zwei Männern zusammenwohnte. Wie kam es nur, dass Yuki sich nicht um ihren guten Ruf scherte? Denn dumm schien sie nicht zu sein.

Suche Held, biete Phönix (FF Captain America - Steve Rogers - OC)Where stories live. Discover now