The Winners Take It All | Chishiya

Eisblaue Augen

Ich ließ mich wie die letzten Male von der Menge schieben, bis ich meinen Zettel bekam. Nummer 15. Ich war dieses Mal im letzten Auto. Schnell schlüpfte ich aus dem Gebäude hinaus auf den Parkplatz. Natürlich war ich so die Erste, die am Fahrzeug ankam und musste daher länger warten, bis der Rest kam.

Drei von ihnen waren sturzbesoffen. Wie würden sie so ein Spiel spielen können? Manche Menschen waren so dumm. Sie schmissen ihr Leben weg, nur um Spaß zu haben? Warum hatte Yuki dann nicht ihres behalten können?

Als ich merkte, dass meine Gedanken wieder abschweiften, sah ich schnell woanders hin. Kuina stieg gerade zusammen mit An und dem jungen Mann in ein Auto ein. Sie spielten also zusammen?

War das so eine Art von Prüfung, die auch ich durchlaufen war?

Ich wandte meinen Blick ab, als Kuina es bemerkte, dass ich sie ansah. Sie schien mich kurz zu mustern, doch ich verschwand schnell im Inneren des Fahrzeuges. Zu meinem Glück traf nun auch der letzte Typ ein. Mir entging jedoch nicht, wie er mich ansah.

Ein scharfer, genauer Blick.

Er hatte einen Plan. Er wusste etwas, was ich nicht wusste. Und es setzte meinen Verstand praktisch auf heiße Kohlestücke. Ich war wirklich verrückt geworden.

Wir fuhren los und ich genoss es kurz, mal etwas anderes zu sehen. Doch die Fahrt war genauso schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. Wir waren schon im Spielfeld. Ich hatte es gar nicht mitbekommen - genau wie bei der Herz 9. Ein schlechtes Omen...

"Seltsam", lallte Girl 1 neben mir und quetschte sich hinaus. Ich folgte ihr. War es schon wieder so ein komisches Spiel mit einem riesigen Spielfeld? Mein Glück war wohl wirklich noch nie vorhanden gewesen. Schicksal - was hattest du bloß mit mir vor?

Der weiße Tisch fiel in mein Blickfeld und ich ging langsam darauf zu. Es gab vierzehn Handys. Fünf davon waren schon von anderen Spielern genommen worden. Ich griff nach einem, welches eine gelbe Hülle hatte, bevor ich mich ein wenig gesondert hinstellte. Von hier hatte ich einen guten Überblick über meine Mitspieler.

War ich schon immer so aufmerksam vor einem Spiel gewesen? Oder wollte ich mein Leben einfach nur nicht aufgeben, um ihnen zu zeigen, dass ich mich nicht von ihnen einschüchtern ließ?

Es war seltsam. Mein Überlebenswille ist gestiegen. Ich hatte immer gedacht, dass ich davor auch nicht hatte sterben wollen. Doch anscheinend war es mir vorher egal gewesen, was genau mit mir passierte.

Wie gruselig...

Registrierung abgeschlossen!

Das Spiel beginnt nun!

Teilnehmeranzahl: 10

Spielname: Battle Royale

Schwierigkeitsgrad: Pik 9

Zeitlimit: 80 Minuten

Regeln:

Alle Spieler haben nur ein Ziel: Sei der/die Letzte, der/die am Leben ist.

Das Spielfeld ist rund und hat einen Radius von 1000m.

Alle 20 Minuten wird es um 250 Meter verkleinert.

Sollte sich ein Spieler dann außerhalb des neuen Feldes befinden, stirbt er.

Auf dem Gelände sind Rüstungspakete mit Nahrung und Erste Hilfe Kits versteckt.

Auch Waffen sind zu finden.

Eigene Waffen sind verboten.

Wie getötet wird, ist nicht festgelegt.

Das Spiel beginnt in

3

2

1

Spiel beginnt nun.

Pik 9. Beinahe die höchste Schwierigkeitsstufe. Eine Strafe? Oder vielleicht doch ein Segen? Ich hatte keine Ahnung.

Jedenfalls rannte ich. Ich musste von diesem Zentralpunkt weg.

9/10 Teilnehmern sind noch am Leben!

Ich wollte gewinnen. Ich würde jetzt nicht sterben!

Und wenn es hieß, dass ich morden musste... Dann würde ich es tun.

Ich wollte kein Killer sein. Aber war man in diesem Land überhaupt einer? War man ein Mörder, wenn man dazu gezwungen wurde?

Was würde die Psychologie dazu sagen, war es moralisch vertretbar?

"Gib dir nicht die Schuld, Ayu. Du musst leben, Ayu, lebe für mich weiter! Zeige ihnen, wer die wirkliche Hayashi Ayuna ist!"

Es war moralisch vertretbar. Ich war in der Lage, diese grausame Sache durchzuziehen, ich war schon vorher durch die Hölle gegangen.

Ich erschrak mich, als ich an einem Schaufenster vorbeilief, weil ich dachte, dass ich ein fremdes Augenpaar gesehen hatte. Doch als ich vorsichtig nachsah, bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen. Es war mein eigenes Augenpaar gewesen...

Eisblaue Augen.

Sie zeigten, was sie schon erlebt hatten.

Das war ich.

Hatte mich das Borderland wirklich so sehr verändert?

Hatte Sakusa vielleicht Recht gehabt? War ich vielleicht schon jetzt eine andere Person, ohne es selbst zu realisieren?

Die schwache, naive Ayuna, die Problemen aus dem Weg ging, war kaum noch wiederzuerkennen.

Verdammt, es machte mir Angst.

8/10 Teilnehmern sind noch am Leben!

Wenn ich zurück am Beach war, würde ich mich rächen. Ich würde mich für Sakusa rächen. Ayumi musste sterben - sie durfte nicht mehr leben! Sie hatte so etwas Kostbares nicht verdient! Und dann...

...dann würde ich Beach für immer verlassen. Wie ich beides anstellen sollte, wusste ich noch nicht.

Aber ich war mir sicher, dass ich schon bald eine Lösung finden würde.