Ein Akt der Gleichgültigkeit

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Plötzlich holte er aus. Im nächsten Moment sah ich Sterne und merkte nur noch, wie er mich unsanft auf mein Bett schubste. Das Handtuch war auf einmal auch nicht mehr da. Ich war absolut verwundbar. Alle Versuche, mich auch nur ein wenig zu wehren, wurden sofort von ihm abgeblockt. Die Möglichkeiten blieben aus und ich wusste, dass ich erst die falsche Antwort gewählt hatte. Mein eigenes Verschulden...

Was darauf folgte, war grausam. 

Ich versuchte immer wieder, ihn von mir wegzudrücken, zu verhindern, dass wir miteinander verschmolzen. Doch irgendwann ließ meine Kraft nach, ich konnte seinen Mund nicht mehr von meiner Haut fernhalten - ihn nicht mehr von meinem Körper drücken. Ich konnte nicht einmal weinen, sondern nur noch die Wut und den Frust wegschlucken. Ich mochte es nicht, wie sich an mich presste, wie seine Hände über meinen Körper gleiten ließ. Er fand Stellen mit seinen kalten Händen, die empfindlich waren. Mein Körper wurde zu etwas gezwungen, was ich nicht wollte, doch ich kam nicht dagegen an. Wie von alleine war ich durch seine Berührungen erregt worden, auch wenn ich im Inneren schrie. Ich wünschte mir, einen Schalter in mir zu finden, der die Reaktionen meines Körpers ausstellen konnte - doch es würde nicht so kommen.

Es war schmerzhaft, als er in mich eindrang. Immer wieder stieß er weiter vor und ich schrie auf, da sich mein Geschlechtsorgan aus Unwohlsein zusammengezogen hatte. Doch das schien ihm nur noch mehr zu gefallen, er lachte leise, während er gleichgültig in einen Rhythmus verfiel.

Als mein Flehen und meine Schreie lauter wurden, griff er in der Bewegung nach einem Kissen, welches er mir auf mein Gesicht drückte. Ich hatte keine Chance, mich aus seinem Griff zu wenden, der Sauerstoffmangel ließ mich nach kurzer Zeit halluzinieren.

Es fühlte sich an, als würde er mich auseinanderreißen, mit jeder Bewegung schmerzte mein Unterleib mehr - ich merkte, wie sich Tränen in meinen Augen formten.

Womit hatte ich das verdient?! Warum nutzte dieses Spiel jede verwundbare Stelle aus?

Sex war etwas, was aus Liebe getan werden sollte - man sollte sich wohlfühlen, es sollte kribbeln und schön sein.

In der Vergangenheit hatte ich einmal gezeigt bekommen, wie wunderschön die Vereinigung von zwei Körpern sein konnte. Doch diese liebliche Erinnerung wurde nun von dieser grässlichen, schmerzlichen Erfahrung ersetzt...

Es fühlte sich wie Stunden an, bis er endlich von mir abließ. Er brummte in Freude, als er seine Befriedigung erreichte, mir wurde Übel, als ich die Wärme spürte, die sich in mir ausbreitete.

Mit nur einem Ohr bekam ich mit, wie er seine Kleidung zusammensuchte und durch das Badezimmerfenster wieder verschwand.

Ich konnte und wollte mich nicht bewegen - innerlich hoffte ich, dass es nur ein schlechter Traum gewesen war. Doch meine Schmerzen und das Kribbeln zwischen meinen Beinen, wo Flüssigkeit hinunterlief, zog mich zurück in die Realität.

Es war wirklich passiert.

Ich fühlte mich dreckig. War es meine eigene Schuld gewesen? Wäre es anders ausgegangen, wenn ich anders gewählt hätte? 

Dieses verdammte Spiel. Ich hasste es, ich hasste mich selbst! Dafür, dass ich so naiv gewesen war!

Schwerfällig setzte ich mich auf und blinzelte.

Es tat so weh -

"Ayuna", die leise Stimme drang an mein Ohr und sofort hielt ich inne. Nein... bitte nicht, sei nicht mehr am Telefon. Trotz Schmerzen quälte mich zur Kommode, nachdem ich mich mühselig vom Bett gehievt hatte und tauchte nach dem Handy.

Anruf: 20 Minuten und 55 Sekunden

Er hatte es gehört. Es war schon schlimm genug. Doch diese Erkenntnis machte es noch viel schlimmer. Ich drückte auf den roten Hörer und das Telefon wurde schwarz.

Chishiya hatte alles mitbekommen, er hatte alles gehört. Ich schämte mich in Grund und Boden, es war eine aussichtslose Situation. 

So hilflos hatte ich bis jetzt noch nicht gefühlt. 

Ich würde ihm nie wieder unter die Augen treten können, so viel war klar.

Ich griff nach meinem Handtuch und humpelte zurück ins Bad. Das Fenster war weit offen, die Glaskaraffe, die auf dem Fensterbrett gestanden hatte, lag zerstört auf dem Fußboden. 

Wo war ich falsch abgebogen? Was hätte ich erst schon anders machen können? Gab es einen anderen Weg? 

Ich ließ das Handtuch neben der Wanne fallen und glitt in das Wasser hinein. Der Schmutz würde sich zwar abwaschen lassen, die Handabdrücke aber nicht. Sie würden an mir kleben bleiben, ohne, dass ich auch nur irgendwas daran ändern konnte.

Was jetzt? Was passierte, wenn ich noch einmal eine falsche Antwort wählte und es zu ähnlichen Situationen kommen würde? Was, wenn es noch viel schlimmer wurde? 

Ich war am Ende, konnte schon jetzt nicht mehr. Wie sollte ich denn jetzt bloß noch durchhalten?

Wie sollte ich mein Ziel erreichen?

The Winners Take It All | ChishiyaWhere stories live. Discover now