,,Antonia, bitte. Nun schlaf doch endlich'', flehe ich meine kleine Schwester an, die weinend in ihrem Bettchen liegt. Ich hebe sie hoch und drücke sie an meine Brust. Sofort wird sie ruhig und schließt die Äugelein. Ich wiege sie leicht und summe das Schlaflied ,,Guten Abend, gute Nacht''. Sie möchte nicht alleine sein und das kann ich sehr gut verstehen. Am liebsten würde ich sie mit in mein Zimmer schmuggeln, damit sie bei mir schlafen kann. Doch ich weiß, dass meine Eltern mit so etwas nicht einverstanden wären. Ich streichle ihr mit den Fingern über den weichen Kopf. Sie hat bereits blonde Löckchen, die sich kringeln.
Ich hoffe, dass wir uns auch verstehen werden, wenn sie älter ist. Natürlich gehört es dazu, dass Bruder und Schwester auch einmal miteinander streiten. Doch am Ende des Tages möchte ich, dass wir uns wieder versöhnen und uns in den Armen liegen. Wenn Antonia einmal nicht mit unseren Eltern über irgendwelche Probleme sprechen möchte, dann soll sie es mit mir tun. Doch bis dahin wird noch sehr viel Zeit vergehen. Antonia muss erst einmal lernen, wie man zum Beispiel einen Löffel richtig hält, krabbelt oder spricht.
Und dann wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, wo ich ihr dabei zusehen werde, wie sie sich an ihren ersten Schritten probiert. Ich kann mir gar nicht richtig vorstellen, wie aus dem kleinen Geschöpf ein großes Mädchen und irgendwann eine junge, hübsche Frau werden soll. Antonia duftet nach Babyöl und ist sehr brav. Sobald man sie auf den Arm nimmt, ist sie das liebste Kind auf Erden. Ich lausche ihrem Atem und bemerke, dass er immer ruhiger wird. Es wird nicht mehr lange dauern und sie befindet sich im Traumland. Als sie eingeschlafen ist, lege ich sie vorsichtig wieder zurück ins Bettchen und decke sie zu.
Natürlich vergesse ich nicht, ihren Lieblingsteddy ,,Fussel'' zu ihr zu legen. Sie umarmt ihn gerne und babbelt immer so lustig, wenn man ihn ihr gibt. Ich gebe ihr ein Küsschen und schleiche mich auf leisen Sohlen aus dem Zimmer. Auf dem Weg zu meinem Zimmer überlege ich mir, was ich morgen mit Antonia machen könnte. Vielleicht könnte ich ja gemeinsam mit ihr an ihrem Mobile spielen. Ich liebe meine Schwester über alles.
Es ist ein Tag wie jeder andere. Ein liebevoller große Bruder bringt seine kleine Schwester ins Bett und sorgt dafür, dass sie sich geliebt und wertgeschätzt fühlt. Damals konnte keiner von beiden ahnen, dass morgen alles anders sein wird. Antonia Baumgartner wird keinen weiteren Morgen miterleben. Es wird das letzte Mal sein, dass Noah Baumgartner seine Schwester in seinen Armen gehalten hat. Ab morgen wird sein Leben komplett auf dem Kopf stehen. Doch er wird sich eines Tages wieder aus dem tiefen Loch der Trauer hinauskämpfen und weitermachen. Denn er ist nicht allein.
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𝐃𝐮 𝐛𝐢𝐬𝐭 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐚𝐥𝐥𝐞𝐢𝐧! ✔️
Jugendliteratur,,𝑨𝒏 𝒎𝒂𝒏𝒄𝒉𝒆𝒏 𝑻𝒂𝒈𝒆𝒏 𝒌𝒂𝒏𝒏 𝒊𝒄𝒉 𝒎𝒊𝒄𝒉 𝒌𝒂𝒖𝒎 𝒂𝒏𝒔𝒆𝒉𝒆𝒏, 𝒐𝒉𝒏𝒆 𝒅𝒊𝒆 𝑳𝒂𝒔𝒕 𝒎𝒆𝒊𝒏𝒆𝒓 𝑭𝒆𝒉𝒍𝒆𝒓 𝒛𝒖 𝒔𝒑ü𝒓𝒆𝒏'', 𝒉ö𝒓𝒆 𝒊𝒄𝒉 𝒔𝒊𝒆 𝒊𝒓𝒈𝒆𝒏𝒅𝒘𝒂𝒏𝒏 𝒇𝒍ü𝒔𝒕𝒆𝒓𝒏. ,,Ich weiß, was du meinst. Ich kenn...