In der Menge der Menschen war es gar nicht so leicht, ihn zu finden, doch nach einer gewissen Weile hatte ich Erfolg. Er saß in der zweiten Etage an einem der Tische an der Wand. Ein wenig unsicher trat ich auf ihn zu und ich war kaum stehen geblieben, als er aufsah, mich erblickte und mit einem Ruck von seinem Stuhl aufstand. Es lag Überraschung in seinen Augen. "Ich hätte nicht gedacht, dass sie dich wieder hinkriegen, du sahst echt zugerichtet aus", sagte er ohne zu zögern und ich nickte langsam. Er sah mich wirklich so an, als wäre es ein Wunder, dass ich vor ihm stand, was es in gewisser Weise ja auch war. 

"Setz dich", sagte er dann und zeigte auf den Stuhl ihm gegenüber. Langsam setzte ich mich und musterte den Mann. Er sah genau so aus, wie Albedo ihn beschrieben hatte. Er war äußerst unscheinbar und hatte ein schmales Gesicht. Generell schien er mir eher der Introvertierte Typ zu sein. "Geht es dir wieder vollkommen gut?", fragte er mich und sah mich interessiert an. "Ja, Jean hat mich wieder zusammengebastelt", antwortete ich und ließ außen vor, dass ich momentan mental dennoch nicht in der besten Stimmung war, aber das musste er nicht wissen. 

"Ich wusste, dass Jean eine großartige Heilerin ist, aber dass sie so genial ist, hätte ich nie auch nur erahnen können. Wenn du wüsstest, wie zugerichtet du warst...  Es war ein Wunder, dass ich dich überhaupt lebend zu Albedo bringen konnte. Ich hatte auf dem Weg die ganze Zeit Angst, dass du mir weg stirbst", sagte er und hatte seine Augen leicht geweitet, so als würde er vor seinem inneren Auge immer noch meinen blutigen Körper vor sich sehen. 

"Aber wärst du nicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich überhaupt nicht überlebt. Du musst großes Talent haben, wenn du dein Element so gut kontrollieren kannst, dass du einen verletzten Menschen transportieren kannst", gab ich von mir und machte eine kurze Pause. "Danke, dass du mir das Leben gerettet hast", sprach ich dann aufrichtig die Worte aus, die ich schon die ganze Zeit loswerden wollte. Ich sah Feng in die dunklen Augen und erkannte darin Erleichterung. 

"Ich hätte es ehrlich gesagt nie für möglich gehalten, dass du das durchstehst. Als ich nach dem Sturz zu dir geeilt war, hattest du schon nur noch so flach geatmet, dass man es durch die dicken Klamotten nicht einmal mehr sehen konnte. Und oh Gott, ich hab mir solche Gedanken gemacht, dass ich dich noch mehr verletze, wenn ich dich transportiere. Dein Anblick war schrecklich, es hat sich mir ins Gedächtnis gebrannt", sagte er mir und ich wusste, dass er es nicht böse meinte. Es schien für ihn wohl nur irgendwie traumatisierend gewesen zu sein, was ich ihm nicht verübeln konnte. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, der sich zeitgleich mit dem schlechten Gewissen gebildet hatte, was in mir aufstieg. 

"Sah ich wirklich so schlimm aus?", fragte ich etwas unsicher und Feng nickte langsam und sah mich nachdenklich an. Er wog ab, ob er es mir erzählen sollte oder nicht und was das Wissen dann mit mir anstellen würde.

"Es war wirklich schrecklich. Ich stand so unter Adrenalin, dass ich in dem Moment gar nicht wirklich darauf reagiert habe, aber Albedo... Als er dich sah, ist ihm alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Pure Angst und blanke Panik standen in seinem Blick. Es war, als bereitete ihm dein Anblick unendlich große Schmerzen. Und dabei ging es noch, als du deinen dicken Mantel noch anhattest. Als Albedo dich aus dem zerrissenen Mantel geholt hat, haben seine Hände die ganze Zeit gezittert und der Anblick unter dem Mantel war das wirklich schlimme. Alles war mit Blut getränkt und manche Gliedmaßen standen in komischen Winkeln ab. Dein Gesicht war voller Kratzer und Schrammen. Aber Albedo hat dir die meiste Zeit nur ins Gesicht geschaut, als hätte er Angst, dass du aufhörst zu atmen. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Sonst behält er immer die Fassung, aber in diesem Moment... Ich glaube er hatte noch nie solche Angst wegen eines Menschen", erläuterte mir Feng und starrte dabei gedankenverloren auf den braunen Holztisch. 

Ich musste erst einmal verarbeiten, was Feng mir da erzählte. Ich konnte mir Albedo in so einer Verfassung überhaupt nicht vorstellen, aber das hieß ja nicht, dass es nicht doch der Fall gewesen war. 

Einmal mehr an diesem Tag, zog sich mein Herz ein wenig zusammen, weil mir die Vorstellung nicht gefiel, dass er wegen mir in so einer Verfassung gewesen war. 

Ich wollte gerade aufstehen, als Feng mich noch zurückhielt. "Ayumi, ich denke du bedeutest ihm wirklich etwas. Er ist sonst nie wirklich daran interessiert, Kontakte zu knüpfen oder engere Beziehungen zu Menschen aufzubauen."

_________________________

Ich habe es gestern nicht mehr geschafft, das Kapitel zu überarbeiten, deswegen kommt das Update heute ^^

Ich muss heute mal mein ganzes Zimmer putzen und aufräumen. So richtig motiviert bin ich nicht, aber was muss das muss ;)

Wie verbringt ihr euren Samstag?

Habt ein tolles Wochenende!

Valor // Genshin Impact Albedo FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt