Kapitel 3

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~Legolas~(einige Stunden zuvor)

Ich trieb mein Pferd Alvaron zu höherer Geschwindigkeit an. Seine Hufen schlugen melodisch auf die schöne grüne Ebene des Wilderlands. Die Sonne war gerade untergegangen und die letzte Abendröte wich dem Dunkel der Nacht. Ich war auf dem Weg nach Hause. Es fühlte sich gut an. Nach der großen Schlacht, half ich noch verletzte in Rhodan zu heilen und war deshalb noch länger geblieben. Die Orks und Urukai unter Saurons Hand, hatten viele verletzt und getötet. Es war eine bittere Schlacht gewesen, mit vielen Opfern. Tapfere Menschen, gute Elben und starke Zwergen kamen ums Leben. Es war knapp gewesen und der Sieg fühlte sich nicht wie einer an, bei so vielen Verlusten. Ich blieb noch eine Woche in Rhodan, dann begann ich nach Hause zu reiten. Heute war der 24. Tag nach der Schlacht. Ich hing mit den Gedanken seit Wochen immer zwischen Mirkwood und Rhodan. Es fühlte sich befreiend an, wieder nach Hause zu können. Ich wollte mit meinem Vater reden. Nach allem, was passiert war. Ich war sehr erleichtert gewesen, zu hören, dass die Hobbits es heil in ihre Lande geschafft hatten. Sie hatten unglaublichen Mut bewiesen und waren mir wahrlich ans Herz gewachsen. Nach dem Fall Saurons, hatten sich die restlichen Orks über ganz Mittelerde verteilt. Ich hoffte, sie würden sich nicht erneut unter der Herrschaft eines grausamen Wesens vereinen, denn wir hätten nicht mehr die nötigen Mittel, sie zurückzudrängen oder gar vollends zu besiegen.

Ich verdrängte meine Gedanken und konzentrierte mich auf das, was nun vor mir lag. Dann zügelte ich Alvaron.

Durch das Licht des Halbmondes sah ich die Grenze des Düsterwaldes vor mir. Ich seufzte erleichtert auf. Ich würde noch vor dem Morgengrauen in meinen Gemächern sein können. Ein Bad nehmen können. Denn äußeren Schmutz abwaschen und endlich das Blut von Freund und Feind von meinem Körper bekommen. Noch höchstens drei Stunden, bis ich die Grenze erreichen würde. Alvaron schnaubte. Ich lächelte leicht und klopfte ihn lobend. Er hatte mich quer durch Mittelerde getragen und ich war meinem treuen Freund dafür unmessbar dankbar. Ich sah wieder zu dem Wald und erneut dachte ich an meinen Vater. In dem Krieg musste er den Wald mit allen Soldaten, die ihm blieben, vor einem Angriff der Orks und Urukai beschützen. Ich fragte mich, ob er mich vermisst hatte. Mir wurde plötzlich erst jetzt wirklich bewusst, dass mein Verlassen, ihn wahrscheinlich verletzt haben musste. Ich war die einzige Familie, die ihm geblieben war, nachdem meine Mutter... Aber mein Vater und mich vermissen? Er ist der König von Mirkwood, ich bezweifle, dass er viel Zeit hatte sich um mich zu sorgen. Zwar hatten wir nicht immer das beste Verhältnis zueinander, doch ich begann immer mehr, ihn zu verstehen. Die Wunden und Verluste des Krieges verbanden uns auf eine komische Art und Weise. Schmerz, Trauer, Schuld. Diese drei tödlichen Gefühle hatten meinen Vater damals in etwas verwandelt. Etwas Grausames. Er hatte begonnen, zu trinken. Wein. Viel Wein. Tauriels Mutter und ich, waren die einzigen gewesen, die ihn je da herausbekommen hatten. Er hatte sich gebessert und ist zu einem guten König geworden, doch die inneren Wunden sind es, die bleiben. Und sie bleiben für immer. Es war schwer, die drei tödlichen Gefühle zu verstecken, doch mein Vater hatte diese Kunst bereits in jungen Jahren gemeistert.

Ich seufzte erneut und trieb Alvaron wieder in den Trab. Noch immer hing ich meinen Gedanken nach und merkte gar nicht, wie drei Stunden vergingen.

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Wir erreichten die Grenze des Düsterwaldes und ich stieg von Alvaron ab und führte ihn an den Zügeln in den Wald. Wir liefen ein Stück und ich war verwundert, dass dieser Tag ereignislos zu Ende gehen sollte. In den letzten Tagen wurde ich jedes Mal, hauptsächlich Nachts, von umherstreifenden Orks oder Urukais angegriffen. Heute jedoch überhaupt nichts und niemand. Kaum hatte ich den Gedanken fertig gedacht, hörte ich auch schon dumpfe Schritte und das Knacken von Ästen. Mein Kopf zuckte zu der Richtung, aus der das Geräusch kam. Alvarons Ohren legten sich ängstlich an seinen Kopf und ich sah die Panik in seinen Augen funkeln. Ich stellte mich vor ihn und murmelte beruhigenden Worte auf elbisch. Er beruhigte sich nur mäßig. Ich umrundete ihn mit leisen Schritten. Ich griff nach dem Schwert, welches an einer Lasche am Sattel hing. Geräuschlos löste ich die Lasche und band es um meine Hüfte, ließ meine Ohren aber weiter dem auffälligen Getrampel folgen. Ich zog den Bogen von meinem Rücken und spannte in derselben Bewegung einen Pfeil auf die Sehne. Ich zielte in die Dunkelheit des Waldes. Die Schritte stockten plötzlich und hielten dann ganz inne. Dann war alles leise. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich nur auf mein Gehör. Abgehackte, schwere Atemzüge. Unterdrücktes schnauben und raue Hände, die über Klingen fuhren. Orks. Ich öffnete meine Augen. Ich versuchte in der Dunkelheit wenigstens einen Schemen auszumachen, doch es war einfach zu dunkel in diesem Teil des Waldes. Kein Mondlicht konnte die dicke Walddecke durchbrechen.

Erneut schloss ich meine Augen und verließ mich auf meine Ohren. Ich berichtigte meine Schussrichtung. Im selben Moment machte der Ork einen Schritt und ich ließ meinen Pfeil fliegen. Der Pfeil rauschte durch die Dunkelheit, bis ich den Einschlag in dicke Haut hörte und die Kreatur keuchend nach Luft röchelte. Treffer. Ein gedämpftes ,,wumm, ertönte, als der Körper des Orks auf den Waldboden aufschlug. Ich hörte mich nochmals genau um, bis ich meinen schussbereiten Bogen senkte. Anscheinend war es nur ein einzelner gewesen.

Ich atmete erleichtert aus. Noch ein Kampf wollte ich gerade am wenigsten. Ich steckte den Pfeil wieder zurück über meinen Rücken in meinen Köcher und zog mich am Knauf des Sattels hoch.

Plötzlich durchbrach der Kampfschrei eines Urukais die einst friedliche Nacht. Das Geräusch von aufeinander prallenden Klingen ließ mich Alvaron durch den Wald hetzten lassen. Ich hörte noch etwas anderes aus den Kampfschreien heraus und meine Vermutung wurde so nur bestätigt. Das waren nicht nur streitende Orks. Eine wütende, weibliche Stimme durchbrach ebenfalls die Nacht. Ich jagte mein treues Pferd durch den Wald auf die Kampfschreie zu. Die Schreie kamen immer näher und ich zog mein um die Hüfte gebundenes Schwert.

So viel zum Thema, ein Tag ohne Zwischenfälle.

Barad-dûr-Der dunkle Turm-Where stories live. Discover now