An diesem Fass stand Albedo mit dem Rücken zu mir und schien sich zu waschen. Sein Oberkörper war frei von jeglichen Klamotten und entblößte seine alabasterfarbene Haut. Meine Schmerzen, die mich mit eiserner Hand fest im Griff hatten, waren mit einmal vergessen. Es war ungewohnt ihn so zu sehen und lenkte mich dementsprechend ab.

"Frierst du nicht?", rutschte es mir heraus und meine eigene Stimme klang in meinen Ohren fremd und kratzig, als hätte sie jemand mit Schnörkelpapier bearbeitet. Sein Kopf zuckte zu mir und er drehte sich um. Kurzerhand kam er auf mich zu, betrat das kleine Zelt und ließ sich gemächlich auf den kleinen Hocker nieder. Sein Blick suchte mein Gesicht nach irgendetwas ab, was ich mir nicht erklären konnte, während mein Blick erst an seinen eisblauen Augen hängen blieb und dann tiefer wanderte. Ich konnte nicht anders, als mit meinen Augen über seine glatte Haut und die fein definierten Muskeln darunter zu wandern. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Mit einem Mal sah ich Albedo in einem etwas anderen Licht. Aus einer anderen Perspektive. 

Die ganze Zeit hatte ich ihn als einfachen Freund oder Kameraden betrachtet. Doch jetzt sah ich ihn zum ersten Mal als den attraktiven jungen Mann, der er war. Wie er vor mir saß, mit seinem entblößtem Oberkörper, seinen leicht zerzausten, aschblonden Haaren, die ihm locker um sein Gesicht fielen und sein eisblauen Augen, die mich aufmerksam musterten und in denen ich ein Hauch Sorge zu erkennen schien. Ich konnte nicht leugnen, dass das mit mir irgendwas anstellte. Es fühlte sich an wie eine sanfte Frühlingsbrise, die die Schmetterlinge in meinem Bauch aufweckte und sie so leicht flattern ließ, dass ich mich regelrecht an dem Gefühl festklammerte, weil es meine Schmerzen vertrieb. 

"Du bist wach", kam es von dem Krieger und ich meinte Erleichterung in seiner Stimme zu hören. Erneut ließ ich  meinen Blick schweifen, während ich langsam nickte. "Was ist passiert?", wollte ich wissen und stellte gleichzeitig damit die stummen Frage, wie ich hier hin gekommen war und wo ich mich überhaupt befand. Ich wusste, dass ich noch im Drachengrat sein musste. Das verriet mir die Kälte, die immer mal wieder durch den Höhleneingang wehte und ab und zu unter dem Zelt hindurchkroch und mein Gesicht streifte. 

"Du bist abgestürzt", fing Albedo an und aktivierte damit bei mir einen Knopf, der dafür sorgte, dass augenblicklich unzählige Bilder auf mich zurasten, über mir einstürzten und mich unter sich begruben. Plötzlich spürte ich wieder die stechende Kälte, die ich verspürt hatte, als ich endlich auf der Spitze des Berges angekommen war. Das Stechen in meinen Lungen, der verschneite Stein. Dann eisblaue Augen. Ein Messer, Gerangel, der plötzliche Haltverlust, der freie Fall. Und dann...

"Der Achat!", stieß ich atemlos hervor und erinnerte mich daran, wie er vor meinem Auge in Millionen Splitter zersprang. Wie aus Reflex wollte ich mir verzweifelt die Haare raufen doch hielt mitten in der Bewegung inne und stöhnte schmerzerfüllt auf. Ich kniff meine Augen zusammen und biss mir auf die Lippe, bis das unangenehme Gefühl verschwunden war. Dann wandte ich panisch meinen Blick wieder an Albedo. 

"Er ist komplett zerstört", hauchte ich mit zittriger Stimme. Doch plötzlich kam mir etwas anderes in den Sinn, etwas was viel viel wichtiger war als der wertvolle Stein. "Welcher Tag ist heute?", kam es mir über die Lippen und ich hatte Angst vor der Antwort, die der Aschblonde Krieger mir geben würde.

"Du bist gestern Mittag abgestürzt. Du warst eineinhalb Tage bewusstlos", erklärte Albedo mir und ich schnappte nach Luft, obwohl eineinhalb Tage für meine Situation noch recht wenig zu sein schienen. "Die Prüfungen", sagte ich panisch zu Albedo und war trotz meiner körperlichen Schmerzen drauf und dran, von meinem Bett aufzustehen und mich bereit zu machen. Doch Albedo war schneller als ich aufgestanden und drückte mich an meinen Schultern wieder in meine sitzende Position zurück. Von dem gleichaltrigen ging eine enorme Ruhe aus, die langsam anfing, ähnlich wie bei unserem Training letztens, sich auf mich zu übertragen. 

"Ayumi beruhig dich. Es ist mitten in der Nacht, momentan könntest du sowieso nichts ausrichten. Die nächste Prüfung ist erst morgen, du hast nicht viel verpasst", erklärte er mir, was allerdings nur dafür sorgte, dass meine Panik zurückkam. Sie wühlte mein gesamtes Inneres auf und schlug ihre Krallen in mein Herz, welches es geschafft hatte, mich am Leben zu erhalten. 

"In diesem Zustand kann ich nicht teilnehmen", sprach ich die Wahrheit mit zittriger Stimme aus, die mir in diesem Moment bewusst geworden war. "Ich weiß", sprach Albedo leise und sah auf mich herunter. Sein Blick war nachdenklich. Als verstand er etwas nicht und versuchte hinter das Geheimnis zu kommen. "Ich brauche die Punkte", sagte ich so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob Albedo sie überhaupt gehört hatte. In ihnen lag so viel Angst, denn mein Traum hing an den Punkten der Prüfungen und wenn ich Punkte verlor, konnte das meinen Traum gefährden. Immerhin standen noch einige Prüfungen bevor und wer wusste schon, ob ich die alle überstehen würde?

Wie aus dem nichts begann mein Körper zu zittern und ich wusste, dass, in dem Moment wo mir Tränen in die Augen stiegen, all der Druck von meinem Körper abfiel, den ich die ganze Zeit mit mir herumgeschleppt hatte, wie einen schweren Stein. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich mich selbst unterbewusst damit so unter Druck setzte, doch es war überall bekannt dass die Prüfungen Nerven aus Stahl erforderten. Das wurde mir selbst klar, als unkontrollierte Schluchzer meinen Körper schüttelten  und die ersten Tränen sich ihren Weg über meine Wangen bahnte. 

Albedo, der immer noch vor mir gestanden hatte, setzte sich ohne zu zögern neben mich und zog mich stumm in seine Arme. Kein Wort verließ seine Lippen und doch tröstete es mich irgendwie. Ich weinte und weinte und benetzte seine nackte Brust mit meinen Tränen, doch das schien ihn in keiner Weise zu stören. Sanft strich er über mein Haar und wartete bis ich mich etwas beruhigt hatte, bevor er das Wort ergriff. "Um die Prüfung morgen musst du dir erstmal keine Sorgen machen. Der Achat hat dir eine Menge Zusatzpunkte eingebracht", erklärte er mir leise und ich hob den Kopf, um den gleichaltrigen verwirrt in die Augen zu schauen. 

"Aber der Achat, er ist zerschmetternd worden. Kaputt", gab ich von mir und verstand nicht, was Albedo mir versuchte zu erklären. 

"Nur weil etwas kaputt ist, heißt es nicht zwangsläufig, dass es weniger Wert ist."

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Mir geht es zum Glück wieder besser und ich gehe morgen endlich wieder arbeiten :D

Meine Tage zum ausruhen hab ich mit K-drama gucken verbracht. Hach, war das toll.

Mögt ihr K-drama oder habt ihr schonmal davon gehört?

Song Empfehlung #13:
No - Little Mix

Valor // Genshin Impact Albedo FFHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin