Kapitel 2

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Das Heulen von Wölfen weckt mich.

Am lautesten sticht der Ruf meines Alphas hervor.

Mein Rudel ist in Gefahr.

Schnell springe ich auf und renne in meiner menschlichen Gestalt, auf die Richtung zu, aus der das Heulen herkommt.

Zum Glück haben sich meine Kleider mit mir verwandelt, sonst müsste ich jetzt nackt zu meinem Rudel laufen.

Verwirrt bleibe ich stehen, als ich merke, dass das Heulen aus der Richtung von unserem Haus zu kommen scheint.

Einen Moment zögere ich, aber dann sprinte ich los und bleibe nicht mehr stehen, bis ich unser Haus erreiche.

Von weitem rieche ich den Gestank von Feuer und verbranntem Fleisch.

Zitternd betrete ich die Lichtung, auf der unser Haus stand.

Jetzt ist davon nicht mehr viel übrig.

Unser Rudel steht versammelt vor meinem Haus.

Polizisten vernehmen einige von ihnen und Feuerwehrmänner versuchen den Brand zu löschen.

Plötzlich torkelt eine Person auf mich zu.

Chase.

"Jas. Wo warst du? Warum hast du nichts getan? Es ist deine Schuld. Du hättest sie retten sollen!" lallt er und versucht anschuldigend mit seinem Finger auf mich zu zeigen.

Aber er ist sogar zu besoffen, um grade zu stehen.

Eine weitere Person kommt auf mich zu.

Unser Alpha.

Jacksons Vater.

"Jasmin. Es tut mir sehr leid, aber deine Eltern wurden von Abtrünnigen getötet. Ihr beide wart nicht da, als es passiert ist. Zum Glück. Sonst wäret ihr bestimmt auch nicht mehr am Leben. Sie haben das Haus angezündet, um ihre Spuren zu verwischen."

Geschockt sinke ich auf den Boden.

Meine Eltern sind einfach weg und kommen nicht wieder.

"Ihr beide werdet ab jetzt eine Zeit lang bei uns wohnen..."

Ich kann ihm nicht weiter zuhören, sondern starre einfach nur die Flammen an.

Irgendwann setzt mich jemand in ein Auto und fährt mich zu dem Haus des Alphas.

Dort werden Chase und ich auf verschiedene Zimmer geführt.

Die nächsten Tage verbringe ich in diesem Zimmer und verlasse es nur, um zu essen.

Chase und ich meiden einander, seitdem er mir vorgeworfen hat, dass ich für den Tod unserer Eltern verantwortlich wäre.

Eine Woche ist es jetzt her, dass unsere Eltern gestorben sind.

Ich mache mich grade fertig, um schlafen zu gehen, als ich wieder dieses Ziehen spüre, dieses mal nur viel stärker als vorher.

Ich lasse mich auf mein Bett fallen und versuche nicht laut zu schreien.

Wimmernd liege ich da, Tränen laufen mir über mein Gesicht und warte einfach nur darauf, dass dieser Schmerz endlich aufhört.

Beim ersten Mal dachte ich, er käme von der Verwandlung, aber die Verwandlung tut nur einmal weh.

Nach einiger Zeit verebbt der Schmerz und ich kann mich wieder aufrichten.

Ich hebe meine Hand an mein Herz und fühle etwas nasses.

Erschrocken schaue ich auf meine Hand.

Sie ist voller Blut.

Schnell springe ich auf und laufe zum nächsten Spiegel.

Ich ziehe mein Shirt vorsichtig aus.

Direkt über meinem Herzen befindet sich ein tiefer Schnitt.

Es sieht aus, wie der Schnitt, von einer Klaue.

Blut läuft aus der Wunde und meinen Bauch herunter.

Ein Schluchzen entweicht mir und ich presse schnell meine Hand auf meinen Mund.

Was passiert mit mir?

Hektisch suche ich den Erste-Hilfe-Kasten und verbinde mir die Wunde.

Werwölfe heilen schnell, deshalb weiß ich, dass morgen nur noch eine Narbe übrig sein wird.

Nachdem ich mich fertig verbunden habe, gehe ich zurück ins Bett und falle schnell in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen wache ich auf und merke, dass der Verband komplett durchnässt ist.

Erschrocken keuche ich auf, als ich sehe, dass sich die Wunde kein bisschen geschlossen hat.

Schnell lege ich einen neuen Verband auf die Wunde und mach mich auf die Suche, nach der Frau des Alphas.

Sie ist Ärztin und wird mir bestimmt sagen können, warum meine Wunde nicht verheilt.

Ich finde sie im Wohnzimmer, wo sie sich grade mit einer Freundin unterhält.

"Larissa. Ich brauche deine Hilfe." flüstere ich fast.

Sie dreht sich zu mir um und bedeutet mir, ihr in ein anderes Zimmer zu folgen.

"Was ist los?" fragt sie mich, als sie die Tür des Büros geschlossen hat.

Langsam ziehe ich den Ausschnitts meines Shirts runter, damit sie den Verband sehen kann.

"Was ist das?" fragt sie mich verwirrt.

"Am besten ziehst du das Shirt ganz aus, damit ich mir die Wunde richtig ansehen kann."

Vorsichtig ziehe ich das Shirt aus und sie nimmt mir den Verband ab.

Zischend saugt sie Luft durch ihre Zähne ein.

"Du bist grade 18 geworden nicht war?"

"Ja." antworte ich leise.

"Du hast deinen Gefährte gefunden, oder nicht?"

Als Antwort nicke ich.

"Es ist selten, aber manchmal akzeptiert der eine Partner den anderen nicht. Dein Gefährte schläft mit anderen. Deshalb hast du diese Wunde und verspürst jedes mal den Schmerz, wenn er das tut. Je näher du ihm bist, desto schlimmer der Schmerz und die Verletzung."

Sollte sie die Vermutung haben, dass ihr Sohn mein Gefährte ist, so äußert sie diese nicht.

Ich danke ihr und verschwinde schnell aus dem Raum.

Ein paar Minuten später stehe ich vor Jacksons Raum.

Leise klopfe ich und ein "Herein" ertönt.

Jackson sitzt an seinen Schreibtisch und tippt auf seine Tastatur ein.

"Jackson." sage ich leise und er dreht sich sofort zu mir herum.

"Was willst du?" grummelt er.

"Ich muss mit dir reden. Du..." beginne ich, aber er unterbricht mich einfach.

"Ja ich weiss ich bin dein Gefährte. Das Problem ist nur, ich denke nicht, dass du als mein Gefährte geeignet bist. Ich werde das Alpha dieses Rudels sein. Ich brauche jemanden, der hübsch, klug und stark ist. Jemanden, der unser Rudel verteidigen kann. Eigentlich wollte ich dir noch ein bisschen Zeit lassen dich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich nicht dein Gefährte sein werden, aber du lässt mir keine andere Wahl. Nun gut. Ich lehne dich als mein Gefährte ab."

Wieder durchzuckt mich ein Schmerz dieses mal noch stärker als sonst.

Schwerfällig taumle ich aus seinem Zimmer und zurück in meines, was nur ein paar Türen weiter liegt.

Kaum habe ich die Tür hinter mir geschlossen, falle ich zum zweiten mal in einer Woche in Ohnmacht.

Badgirl AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt