„Es bedeutet mir viel, dass du so offen zu mir bist. Ich weiß, wie schwer dir das fällt", antwortete Adrian um einiges sanfter als vorhin. „Es ist in Ordnung, wenn du nicht mehr erzählen möchtest. Aber irgendwann musst du komplett ehrlich zu mir sein Gia, sonst wird das zwischen uns nicht funktionieren."

Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz in meiner Brust stolperte. Überrascht sah ich ihn an. „Zwischen uns?"

„Ich merke doch, dass jeder Schritt, den ich mit dir gehen möchte, dir höllische Angst einjagt", erwiderte Adrian. Doch ich sah ihn immer noch verwirrt an. „Es war deutlich zu sehen, dass du dich sehr überwinden musstest, dass ich dich berühren und nackt sehen darf, Liebes."

Ein hässliches Gefühl machte sich in mir breit. Ohne es wirklich zugeben zu wollen, hatte sich ein kleiner Teil von mir gewünscht, dass er mir eine andere Antwort gegeben hätte. Eine, die nicht bloß auf Sex ausgerichtet war.

„Hab ich etwas falsches gesagt?" Adrian drückte meine Hand, als ich nicht sofort antwortete. „Verschließ dich nicht vor mir."

„Sonst was? Macht der Sex dann nicht so viel Spaß?", antwortete ich eine Spur bissig. Ich wollte nicht schwierig sein, doch ich war gegen meinen Willen verletzt.

Geschockt sah mir Adrian ins Gesicht. „Gianna, was redest du da? Ich würde dich niemals zu etwas drängen."

Stur sah ich geradeaus. Plötzlich sehnte ich mich nach Elli und Mason. „Kannst du mich nach Hause fahren?"

„Nein."

Ich wandte meinen Kopf zu Adrian und zog eine Augenbraue hoch. „Nein?", wiederholte ich.

„Ich fahre dich erst nach Hause, wenn du mir sagst, was ich getan habe, dass du so abweisend zu mir bist", sagte Adrian und wollte meine Hand nehmen, als ich sie zurückzog. Er runzelte die Stirn.

„Ich möchte einfach nur nach Hause, Adrian. Kannst du mich nicht einfach fahren?", seufzte ich.

„Du bist doch zuhause", gab er zurück.

Ich schloss meine Augen, weil ich nicht wusste, wie ich diese Äußerung interpretieren sollte. Ich fand es schön, dass Adrian so dachte, doch gleichzeitig war ich immer noch verletzt. Mir war schmerzlich bewusst, dass ich mich in genau jener Situation befand, auf die wir uns in London geeinigt hatten. Eine Affäre mit dem Chef.

„Na schön, ich fahre dich", gab sich Adrian geschlagen. Er achtete penibel genau darauf, dass ich mich kaum bewegte und erlaubte mir nicht, zum Auto zu laufen.

Auf der Fahrt sprachen wir kein Wort miteinander, doch dieses Mal war es ein sehr unangenehmes Schweigen. Einerseits wollte ich es brechen, aber andererseits hatte ich absolut keine Lust, ein Gespräch mit Adrian zu führen. Ich wollte absolut nicht, dass er mich erneut fragte, wieso ich nach Hause wollte. Das wusste ich selbst nicht einmal genau.

„Wir sind da", riss mich Adrian aus meinen Gedanken.

„Danke, dass du mich gefahren hast. Auf Wiedersehen", murmelte ich, ohne Adrian in die Augen zu sehen, und schnallte mich ab. Mit wackeligen Beinen stieg ich aus und machte mich auf den Weg zur Haustür, ohne mich erneut umzudrehen, auch wenn jede Zelle meines Körpers danach verlangte.

Meine Hand zitterte, als ich den Schlüssel in das Schloss stecken wollte und so eierte ich einige Male herum, bis es mir schließlich gelang, die Tür zu öffnen.

„Ich will nicht, dass du dich so von mir verabschiedest", hörte ich Adrians Stimme hinter mir und ich schreckte zusammen. Ich hatte nicht gemerkt, dass er ausgestiegen und mir gefolgt war.

„Wie meinst du das?", fragte ich ohne mich umzudrehen.

„Ich will nicht, dass du mir wie eine Bekannte Auf Wiedersehen sagst Gianna. Wir sind verdammt nochmal mehr als Bekannte." Ich hörte aus seiner Stimme heraus, dass er mit seiner Wut kämpfte.

Adrian drehte mich um und eine Sekunde später lagen seine Lippen auf meinen. Sein Kuss machte mich sofort willenlos und ich schmiegte mich wie ein Kätzchen an ihn. Als er sich von mir löste, entfloh mir ein leises Wimmern. Mit feurigem Blick sah er mir in die Augen. „So verabschieden wir uns und nicht anders. Ich rufe dich an, Liebes."

Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ich beobachtete ihn dabei, wie er zu seinem Auto ging, einstieg und wegfuhr.

Mit einem Stich im Herzen betrat ich den Hausflur und lehnte mich mit geschlossenen Augen mit dem Rücken gegen die Tür.

„Verdammt", fluchte ich leise.

Elli hatte mal wieder Recht gehabt. Einer verliebte sich immer. Und ich war gerade auf dem besten Weg, mein Herz an einen kalten Geschäftsmann zu verlieren, der bloß an einer Affäre interessiert war. Verdammter Mist!

Kiss MeWhere stories live. Discover now