Kapitel 50 - Elijah

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Kapitel 50:



Elijah



Langsam öffnen sich meine Augen. Ich spüre, wie mich eine warme Hand an meiner Wange streichelt. Es ist Kira. Sofort bildet sich ein erfreutes Lächeln auf meinen Lippen. Ich blicke zu ihr runter. Sie hat ihren Arm um mich geschlungen und liegt mit dem Kopf auf meiner Brust. „Guten Morgen“, begrüße ich sie und streiche mit meiner linken Hand über ihr Haar. „Du bist wach“, antwortet sie und gibt mir einen federleichten Kuss. Ich richte mich leicht auf und ziehe diese zu mir, sodass sie auf meinem Oberkörper sitzt. Kira muss grinsen. „Tut mir leid. Ich bin gestern Abend schon eingeschlafen“, entschuldige ich mich direkt. „Das ist doch nicht schlimm. Ich bin auch sofort eingeschlafen“, beruhigt sie mich und küsst mich. Ich merke, wie sie dabei ihr Becken nach vorne schiebt und mich damit hart werden lässt.

„D…Die anderen schlafen bestimmt noch“, keuche ich auf, als sie in meine pralle Boxershorts greift. Kira kichert. „Das ist mir egal.“ Wieder drückt sie ihre Lippen auf meine, wobei sie mit ihrer Hand meine Erektion umschließt. „Aber...“, fahr ich fort, doch ich komme nicht dazu, den Satz zu beenden. Sie zieht mir meine Boxershorts bis zu den Knöcheln runter. Anschließend beugt sie sich über mich und nimmt meinen Penis in den Mund. „Fuck“, kommt es stöhnend aus mir heraus und drücke meinen Kopf ins Kissen. Was macht sie nur mit mir? Ihre Mundbewegung bewegt sich und als würde das nicht schon reichen, nimmt sie auch noch ihre Hand zur Hilfe.

„Gefällt dir das?“, fragt sie mich halb flüsternd, halb stöhnend und das in einen verführerischen Ton. „Wenn du so weiter machst, k…komm ich…“, antworte ich und vergrabe eine Hand in Kiras Haar. Dort halte ich mich fest und bringe sie damit selbst zum aufstöhnen. Jedoch nutzt sie dies auch, um mir mehr zu geben. Sie blickt kurz zu mir auf, wodurch ich diese Sehnsucht nach mehr, in ihren Augen sehe. Diese lila Augen machen Kira noch mehr einzigartig, wie sie es eh schon ist.

„K...Kira ich...“, wimmere ich und mein ganzer Körper fängt an zu beben. Jeder Muskel und jede Faser meines Körpers spannen sich an, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Doch bevor ich kommen kann, löst sie sich von mir und küsst mich. Verdammt! Warum macht sie das? Das macht mich wahnsinnig. „Ich habe noch mehr auf Lager“, flüstert sie mir ins Ohr und bereitet mir Gänsehaut zu. Wieder reibt sie ihr Becken an meinem harten Penis. Diesmal ist es jedoch intensiver, da sie mich zuvor von meiner Boxershorts befreit hat, welche ich nun mit den Füßen ungeduldig wegstrample. Meine harte Erektion streift an ihrer vom Slip bedeckten Öffnung entlang, was ein kleines Stöhnen bei ihr auslöst. Sie zieht ihr T-Shirt aus, beugt sie nach vorne, um mich diesmal intensiver zu küssen und öffnet dabei ihren BH, der direkt auf die Decke fällt. Ich kann nicht mehr klar denken. Kira ist wie eine Droge, bei der man nach jeder Berührung noch mehr High wird, als wie man schon ist. Sie bewegt sich auf mir und ich umfasse ihre vollen Brüste. Ihre Lippen lassen nicht von mir los und zeigt mir so, dass sie noch mehr will. Da ist sie nicht die einzige.

Ich lege meine Hände an ihre Taille und halte sie fest. Wir drehen uns so, dass sie nun unter mir liegt. Kaum liegt Kira, legt sie ihre Hände in meinen Nacken, zieht damit meinen Kopf wieder zu sich und schiebt dann ihre Zunge in meinen Mund. Ich hacke mich in ihren Slip ein, ziehe diesen nach unten und befreie sie somit von dem schwarzen Stoff. Jetzt sind wir beide komplett nackt. So wie vorletzte Nacht auch.

Sofort stöhnt Kira auf, als meine Finger in sie eindringen. „Sag mir, dass es dir gefällt“, hauche ich in ihr Ohr. „Mehr...“, fleht sie ohne zu zögern und hält sich an meinem Oberarm fest. „So ist gut“, antworte ich. „Wie feucht du schon bist, für mich...“ Ich übe mehr Druck auf meinen Fingern aus, was ihr noch besser gefällt

„E...Elijah ich...“, wimmert sie kurz darauf und streckt mir ihr Becken entgegen. Ihr Griff verstärkt sich. Ihr Körper spannt sich wieder an. Genauso, wie die anderen Male in unserer ersten, gemeinsamen Nacht. Gleich bekommt sie ihren Orgasmus, wenn ich diesen nicht wieder hinauszögere. Doch will ich das überhaupt? Sie quälend unter mir liegen zu haben, macht mich heiß.

„Komm für mich“, hauche ich verführerisch in ihr Ohr. Sie drückt erneut ihre Lippen auf meine und küsst mich. Diesmal aber deutlich intensiver. „Fick mich“, verlangt sie. „Ich will dich… Hier und jetzt“, wiederholt sie sich, diesmal mit mehr Ausdruck. Ich kann nicht anders, als ihren Wunsch zu erfüllen. So wie sie mich mit ihren Augen anschaut, kann ich doch unmöglich nein sagen. Deswegen greife ich schnell in die Schublade meines Nachttisches, hole dort ein Kondom heraus und ziehe es über meinen Penis. Ich hatte nur ein einziges mit auf Ferienfahr genommen. Anfangs war ich etwas unsicher, ob eins allein überhaupt reicht, da ich beim See schon dieses intensive knistern spürte, doch als wir dann wirklich miteinander geschlafen haben, merkte ich, dass es richtig war, nur eins mitzunehmen. Schließlich sollte es auch nicht so rüberkommen, als würde ich sie nur abschleppen wollen.

Gierig greift sie nach ihm und versucht, diesen von selbst in sich hinein zu stecken. Kira krallt sich in meinen Rücken fest, als ich in sie eindringe. Wo ist auf einmal das unschuldige Mädchen hin, dass ich vor einer Woche kennengelernt habe? Davon ist jetzt nichts mehr zu erkennen. Sie ist... wie ausgewechselt.

„So kenne ich dich gar nicht“, gebe ich zu, als wir neben einander liegen und durchatmen. Sie dreht sich auf die Seite und zeichnet Kreise auf meinen Bauch. „Tja. Ich kann noch viel mehr“, antwortet sie mir und gibt mir ein Kuss auf die Wange. Allein der Kuss lässt meine Wangen wieder leicht rot werden.

„Wie spät ist es eigentlich?“, frag ich sie ein paar Minuten später. Kira schaut auf ihre Armbanduhr. „Viertel nach neun“, antwortet sie. „Scheiße!“, kommt es geschockt aus mir heraus. „Was ist denn?“ Schnell werfe ich die Bettdecke nach vorne und springe auf. „Das Gespräch ist um zehn und ich bin weder geduscht, noch habe ich was gegessen.“ „Oh“, sagt sie und fängt an zu kichern. „T…Tut mir leid.“ Mit einem entschuldigenden Blick, schaut mir Kira nach. „Alles gut“, versichere ich ihr direkt, wodurch sich die Verunsicherung auf ihrem Gesicht sich in Luft auflöst und gegen ein zartes Lächeln eingetauscht wird. „Ich warte hier solange.“ Eigentlich hätte ich auch nichts dagegen, wenn sie mit unter die Duschen kommt, aber dann wird es noch länger dauern und das kann ich mir einfach nicht leisten. Zumindest nicht heute. Aus dem Kleiderschrank hole ich mir noch frische Sachen heraus und gehe ins Bad, welches direkt an mein Zimmer grenzt.

Diesmal stelle ich das Wasser etwas kühler, damit es meine heiße Haut besser abkühlen kann. Was war das eben? So kenne ich sie gar nicht, wenn ich das überhaupt sagen kann. Schließlich kennen wir uns erst richtig, seit einer Woche. Kira war wie ausgewechselt. So anders. So… leidenschaftlich. Als wenn sie das schon mal gemacht hat. Dadurch kommt nun wieder dieses ungewissen in mir hoch, dass sie vielleicht doch irgendwas verheimlicht. Doch sicher bin ich mir schon gar nicht. Vielleicht hat sie ja auch gestern Abend mit Lilly darüber geredet, dass wäre auch eine Option. Ich weiß es nicht. Ich mach mir wieder viel zu viele Gedanken.

Wo ich gerade darüber nachdenke... Ich sehe meinen Dad gleich wieder. Wir wollten eigentlich am Freitag, nach dem letzten Schultag, in den Urlaub fliegen, doch darauf wurde ja nichts. Ich war sauer auf ihn, ziemlich sogar und weiß nicht, wie ich mich jetzt ihm gegenüber verhalten soll. Bin ich denn immer noch sauer auf ihn? Nicht einmal das weiß ich. Ein Teil von mir, möchte ihn einfach wiedersehen.

Nach ein paar weiteren Minuten stelle ich das Wasser wieder ab und fang an, mich abzutrocknen. Dabei richte ich meine Haare, auch wenn ich ganz genau weiß, dass diese naher wieder zerzaust aussehen werden und ziehe mir daraufhin eine frische Boxershorts an. Ich habe nur die Boxershorts mit ins Bad genommen.

Jedoch schieben sich beim Aufräumen wieder ein paar meiner Gedanken in den Vordergrund. Kira hat mir die meiste Angst bereits genommen, aber trotzdem ist sie noch dort. Die Angst existiert immer noch. Auch wenn sie nur gering ist. Aber das sollte doch normal sein, oder?

Ich stelle mich vor dem Badezimmerspiegel und mustere meinen Oberkörper. Meine Augen wandern von oben nach unten, von unten nach oben und bleiben schließlich an meiner neusten Verletzung hängen. Dem Streifschuss, den ich Mika zu verdanken habe. Vorsichtig streiche ich mit meinen Fingerspitzen über die Wunde. Ich zucke zusammen, als ich merke, dass es doch noch ein wenig weh tut. Jedoch ist der Schmerz zum Glück erträglich, weswegen es reicht, wenn ich etwas von der Salbe auftrage. Ich tue mir etwas davon auf den Finger und verteile es dort. Kira war an dem Tag mein kleiner, persönlicher Schutzengel. Als wir miteinander Sex hatten, hat sie extra drauf geachtet, mir dort nicht wehzutun. Dafür bin ich ihr echt dankbar, auch wenn das nicht immer ganz so einfach war.

Wenig Augenblicke später, öffne ich die Tür vom Badezimmer und sehe Kira, wie sie sich gerade anzieht. Sofort richtet sich mein Blick auf sie. „Das ging aber schnell“, sagt sie und zieht sich ihren BH an. Es ist genau derselbe, den sie auch am vorletzten Abend anhatte. Darin sieht sie so unfassbar heiß aus, dass man sich schon regelrecht zurückhalten muss, diesen nicht sofort wieder auszuziehen. Und mit ihren intensiven Blicken, die sie mir dabei die ganze Zeit zuwirft, wird es nicht besser. Sie weiß ganz genau, welche Knöpfe sie drücken muss. Dabei kennt mich dieses Mädchen erst seit einer Woche.

Nachdem sie sich auch T-Shirt und Jogginghose angezogen hat, kommt sie auf mich zu. Auf ihren Lippen liegt ein zartes, warmes Lächeln. Ich liebe dieses Lächeln über alles. Ich liebe dieses Mädchen über alles. „Wie geht es dir?“, möchte ich wissen und lege meine Hände an ihre Taille. „Mir ging es noch nie besser?“ Aus ihrem zarten Lächeln, wird ein freudiges Strahlen. „Mir auch“, antworte ich. Ich beuge mich nach vorne und gebe ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich Elijah“, flüstert sie und seufzt auf. Dieses seufzen… „Ich liebe dich Kira.“ Sie schlingt ihre Arme um mich und legt ihren Kopf an meine Brust ab. Meine Hand bewegt sich streichend ihren Rücken entlang.

„Aber jetzt muss ich mich wirklich fertig machen“, bringe ich schweren Herzens über die Lippen und löse mich von Kira. Auch wenn ich ehrlich gesagt, nicht so wirklich Lust dazu habe. „Ausnahmsweise“, gibt sie frech nach und setzt sich daraufhin auf mein Bett. Ich weiß, wie schwer es für sie sein muss, nicht wieder über mich herzufallen. Ich muss mich ja schließlich auch zusammenreißen. Nun bin ich derjenige, der sie intensiv anschaut. Das ich nur in Boxershorts vor ihr stehe, bringt sie dazu, sich verlegen auf die Unterlippe zu beißen. „Schau mich nicht so an…“, murmelt sie leise vor sich hin und hofft, dass ich es nicht gehört haben. Doch das habe ich. Jeder Buchstabe, jede Silbe und jedes Wort.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, gehe ich zu meinem Kleiderschrank und suche mir als erstes eine saubere Jeans, dann Socken und zum Schluss ein einfaches, weißes T-Shirt heraus, was ich auch direkt anziehe. „Kein Hemd?“, fragt sie, legt sich auf den Bauch und stützt dabei ihren Kopf mit den Händen ab. „Nein. Für das Gespräch reicht das“, antworte ich. „Aber darin siehst du bestimmt heiß aus.“ Ihr Gesicht wird leicht rot und beißt sich auf die Unterlippe. Ich werde ebenfalls rot und muss schmunzeln. „Das tu ich auch ohne“, gebe ich von mir und zwinkere diesem Mädchen zu. „Stimmt.“ Ich ziehe mir schnell noch das T-Shirt an, damit Kira nicht die ganze Zeit auf meinen nackten Oberkörper starrt, obwohl ich diese kleine Bestätigung schon ziemlich süß finde.

„Bist du noch müde?“, frage ich wenig später und setze mich zu ihr aufs Bett. „Weiß nicht. Hier ist es so gemütlich. Ich habe keine Lust aufzustehen, zumindest noch nicht und ich weiß nicht, was mich in meinem Zimmer erwartet.“ Wir beide fangen an, zu lachen. „Dann mach es dir hier gemütlich und zur Not, klopfst du vorher an.“ Sie nickt. „Ich gehe jetzt in die Küche, eine Kleinigkeit frühstücken. Wünsche mir Glück.“ „Du schaffst das. Ich bin dein Glücksbringer“, versichert sie mir und gibt mir ein Kuss. „Bis naher.“ Ich nehme mein Handy vom Nachttisch, stecke es in meine Jeans und verlasse im Anschluss mein Zimmer. Verdammt bin ich aufgeregt.

Leise schließe ich die Tür hinter mir, drehe mich nach links und gehe durch den Vorflur. Ob von den anderen schon jemand wach ist? Auf dem Weg zur Küche komme ich am Büro der Betreuer vorbei. Sie ist geschlossen. Ich klopfe. Niemand antwortet. Neugierig drücke ich die Klinke hinunter und ziehe vorsichtig. Abgeschlossen. Wo sind die? Sicher das heute das Gespräch ist?

„Guten Morgen“, werde ich plötzlich erschreckt, als ich träumend die Küche betrete. Es ist Jannes. „Hey“, begrüße ich ihn. Langsam fährt mein Puls wieder runter. Ich nehme mir eine Tasse, suche mir diesmal zwei Teebeutel und koche das Wasser dafür auf. „Alles gut bei dir?“, erkundigt er sich bei mir und trinkt selbst einen Schluck aus seiner Tasse. Dem Geruch nach zu urteilen, scheint es Kaffee zu sein. „Ja. Ich habe nur nicht gedacht, wen hier anzutreffen, beziehungsweise ist niemand im Büro“, erkläre ich und gieße das aufgekochte Wasser, in meine Tasse. Der Pfefferminzduft steigt mir schon jetzt in die Nase. „Ich wollte dir schließlich noch mal persönlich Glück wünschen“, antwortet er mit einem warmen Lächeln auf den Lippen Dennoch müssen wir beide kurz darauf schmunzeln. „Danke.“ Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich merke, wie nervöser ich werde. Nur noch zwanzig Minuten.

„Weißt du, wo Herr Rosenbach oder ein anderer von unseren Betreuern steckt?“, versuche ich herauszufinden und setze mich an den Esstisch. Jannes kaut schnell auf, bevor er mit: „Herr Rosenbach ist oben und trinkt Kaffee“, antwortet „Na super“, murmle ich vor mich hin und verdrehe die Augen. „Aber es waren auch noch zwei weitere Personen bei ihm. Allerdings konnte ich nicht richtig erkennen, wer sie waren. Er hat eine Kanne Kaffee gekocht und ist mit den beiden dann nach oben gegangen“, fügt er hinzu. War das vielleicht mein Dad? Doch wer war dann die andere Person? „Achso“, kann ich daraufhin bloß antworten und nippe an meinem Pfefferminztee. Der warme Tee wirkt wie ein kleines Beruhigungsmittel. Ich sollte diese Sorte wieder öfters trinken.

„Schläft Lilly noch?“, frag ich kurze Zeit später und wechsle damit geschickt das Thema. Jannes nickt. „Wir hatten heute Morgen wieder...“, fängt er an und schaut mich mit geweiteten Augen an. Ich richte mich neugierig auf. „War es wieder so gut?“ Wieder nickt er, nur das sich diesmal seine Wangen verfärben. Uns zwar rot. „Mehr als nur gut…“, antwortet er und fährt sich mit der Hand durch sein Haar, welches im zerzaust auf der Stirn liegt. „Wir hatten ja schon des Öfteren Sex…, aber heute Morgen...“ Jannes hält kurz inne und schaut mit seinen grünen Augen, in meine. „Da hat sie Sachen gemacht, die sie sonst nicht macht...“ Seine Wangen werden noch röter. „Bei dir auch?“, hake ich nach. Meine Augen weiten sich ebenfalls. „Wie meinst du das?“ Er schaut mich verwundert an.

„Kira und ich hatten heute Morgen auch miteinander Sex gehabt. Intensiven Sex…“, fange ich an, zu erklären und werde nun auch rot im Gesicht. „Da hat sie auch Sachen gemacht, die sie zuvor noch nicht tat.“ Wieder kaut er schnell seine Cornflakes auf, bevor er antwortet. „Dann waren beide… anders. Ob das Zufall ist?“, fragt er mich unsicher und neugierig zugleich. Aber ich schüttle sicher den Kopf. „Nein, ich denke nicht. Das ist kein Zufall…“ „Was ist es dann Elijah?“, will er wissen und nippt an seinem Kaffee. „Die beiden waren gestern Abend zusammen in der Stadt, was essen und das nicht gerade kurz.“ Über seinen Kopf beginnt die unsichtbare Glühbirne, zu leuchten. Jetzt weiß er, was ich meine. „Glaubst du… Glaubst du die beiden haben darüber geredet?“, hinterfragt er und ist genauso neugierig, wie ich, wenn das überhaupt möglich ist. Diesmal antworte ich mit einem Nicken. „Das sind nicht nur irgendwelche Teenager Mädchen, sondern beste Freundinnen. Die bereden alles miteinander.“ Jannes nickt verständnisvoll. „Vielleicht haben sie sich gegenseitig Tipps und so gegeben“, schlussfolgert er nun.

„Wer hat hier, wem Tipps gegeben?“, werden wir plötzlich von jemanden unterbrochen. Es ist Herr Rosenbach, welcher mit der Kaffeekanne in der Hand, zu uns in die Küche kommt. „Niemand“, antworten wir beide gleichzeitig und laufen rot an. Noch unpassender hätte er nicht auftauchen können. „Eure Gesichter sagen aber eindeutig was anderes aus“, sagt er mit einer gespielten Strenge, geht zur Kaffeemaschine und setzt eine neue Kanne auf. Haben die drei Personen die etwa schon leer getrunken? Ich weiß bloß, dass mein Dad selbst nicht so viel Kaffee trinkt. Er mag genauso wie ich, Tee am liebsten. Dann habe ich diese Eigenschaft bestimmt von ihm. „Das ist zu privat“, schafft es Jannes zu antworten und hofft wie ich, dass er dadurch lockerlässt.

„Bist du aufgeregt?“, fragt mich Herr Rosenbach stattdessen. Erleichtert atme ich aus. „Ja“, kann ich darauf nur antworten. Er lehnt sich mit den Rücken an die Spüle und nimmt sich dann eine Banane aus dem Obstkorb. „Wir bekommen das schon hin“, versichert er mir und zwinkert. „Das will ich hoffen“, kommentiert Jannes und lacht auf, womit er Herr Rosenbach und mich gleichzeitig ansteckt. Das Lachen tut gerade enorm gut. Ich hätte nie gedacht, hier einen so schnellen Anschluss zu finden. Jetzt möchte ich hier ungern wieder weg.

Auf einmal höre ich, wie eine weitere Person den Flur entlang geht und in der Türschwelle der Küche stehen bleibt. Ich drehe mich um, da ich wissen möchte, wer dort steht. Doch meine Augen weiten sich. „D...Dad“, kommt es aus mir heraus. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Überforderung macht sich in mir breit. „Elijah mein Junge“, begrüßt er mich in einem ruhigen und warmen Ton. Irgendwie freue ich mich, ihn zu sehen. Zu wissen, dass es ihm gut geht. Auch wenn ich vor zehn Tagen, noch sauer auf ihn war, kann ich davon nichts mehr spüren. Ich stehe auf und nehme ihn einfach nur in den Arm. Er ist ein bisschen kleiner als ich. Liebevoll streicht er mir über den Rücken und eine Freudenträne läuft meine Wangen hinunter. „Du hast mir gefehlt großer“, sagt er. Ich höre es nicht oft, aber wenn, dann hat es schon was zu bedeuten. „Ich dich auch“, gebe ich zu und schließe die Augen. Ihm jetzt so nah zu sein, hätte ich letzten Freitag nicht gedacht.

Wir bleiben ein paar Minuten in dieser Position, bis ich mich vorsichtig von ihm löse. „Hat sich denn mein Sohn auch immer an die Regeln gehalten?“, fragt er scherzend. Am Freitag wäre ein Teil von mir über diese Frage erzürnt. Doch davon ist nichts zu spüren. „Dad....!“ Ich muss lachen. Es ist ein ehrliches Lachen. „Aber natürlich“, antwortet Herr Rosenbach, ohne zu zögern. Er schraubt die Kaffeekanne zu, welche gerade fertig geworden ist, holt eine Packung Milch aus dem Kühlschrank und verlässt mit den Sachen, die Küche. „Wir können schon mal ins Wohnzimmer“, ruft er hinter sich her. Er schaut mich mit seinen tiefblauen Augen an und will sich vergewissern, ob es in Ordnung ist, wenn er schon mit ins Wohnzimmer geht. Ich nicke nur.

„War das dein Dad?“, hakt Jannes nach, auch wenn er sich die Frage eigentlich auch selbst beantworten kann. Wieder nicke ich. „Ja“, sag ich kurz und knapp. Auch wenn die Umarmung wirklich guttat, bin ich dennoch ein bisschen überfordert. Ich weiß immer noch nicht, wie ich mich jetzt verhalten soll. Meine Angespanntheit bemerkt selbst Jannes, der aufsteht und sein Geschirr in den Spüler einräumt. „Dein Dad wirkt schon ziemlich sympathisch“, meint er und bringt mich damit etwas zum Schmunzeln. „Das wird ihm oft gesagt“, erkläre ich und stehe nun auch auf. „Du hast seine Augen Elijah.“ Ich nicke und räume mein Geschirr ebenfalls weg. „Meine sind aber etwas heller. Seine hingegen dunkler.“ Jannes stößt sich von der Arbeitsplatte auf, kommt auf mich zu und umarmt mich. „Du schaffst das, ja? Wir stehen alle hinter dir und drücken ganz fest die Daumen.“ Genau das habe ich gerade noch gebraucht. Wir beide kennen uns zwar erst seit Freitagabend, doch ich bin mir schon jetzt ziemlich sicher, dass Jannes mein bester Freund hier in Deutschland wird.

„Danke“, sag ich und löse mich kurz darauf wieder von ihm. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt zu Lilly gehen.“ Dabei sehe ich, wie sich seine Wangen rot färben. Das habe ich mir schon fast gedacht. „Mach ruhig“, antworte ich und kann mir ein kleines kichern nicht verkneifen. „Du verstehst mich“, sagt er, klopft mir auf die Schulter und verlässt im Anschluss die Küche. Die beiden werden es sich sicher nicht nehmen lassen, nochmal miteinander zu schlafen. Solange man sie beim Sex nicht hört, ist alles gut. Ich trinke noch schnell ein Glas Wasser und begebe mich dann selbst ins Wohnzimmer.

„Kommt Herr Reuter eigentlich noch?“, frage ich neugierig. Zumindest meinte Herr Rosenbach das. Ich setze mich auf die Couch, schräg gegenüber von meinem Dad. „Er müsste eigentlich...“, doch bevor Herr Rosenbach ausreden kann, öffnet sich die Tür der Wohngruppe. Herr Reuter, sowie eine Frau, die ich nicht kenne, kommen zu uns ins Wohnzimmer. „Sie habe ich ja eben schon kennengelernt“, sagt die Frau und nickt meinen Dad zu. Dann schaut sie zu mir. „Dann musst du Elijah sein“, schlussfolgert sie. Ich nicke. „Ich bin Frau Hoza, die Leiterin dieser Einrichtung“, begrüßt mich diese und setzt sich dann in den Sessel. Ich schätze sie auf jeden Fall unter vierzig. Ihr Haar ist hell und glatt, dass Make-Up auf ihrem Gesicht ist nicht zu wild und steht ihr und die Kleidung die sie trägt, rundet alles gut ab.

Plötzlich klingelt es an der Tür. „Ich mache auf“, höre ich Frau Hoza sagen und steht auf. Sie öffnet die Tür und es kommt eine weitere Frau in den Raum, die mich sofort ansieht. Meine Tante. „Entschuldigung für die Verspätung, aber im Jugendamt ist zurzeit viel los“, erklärt sie sich entschuldigend und setzt sich ebenfalls hin. „Dann können wir ja anfangen“, beschließt die Leiterin.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerOnde as histórias ganham vida. Descobre agora