Aussprache

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Als ich die Wohnungstür öffnete, hörte man leise den Fernseher aus dem Wohnzimmer. Irgendwie hatte ich doch Zweifel gehabt, dass Max nicht mehr da sein würde, wenn wir zurück kämen, umso erleichterte war ich jetzt. "Ich bin in meinem Zimmer. Wenn irgendwas ist, oder du Hilfe brauchst, dann musst du nur laut rufen.", informierte mich meine Mitbewohnerin zwinkernd, bevor sie den Flur hinunter verschwand.

Nachdem ich unser Wohnzimmer betreten hatte sah ich Max auf dem Sofa sitzen, während auf dem Fernseher scheinbar eine Folge Supernatural lief. Die ersten zwei oder drei Staffeln hatte ich damals auch noch geschaut. Doch seit ich in Köln lebte, hatte ich bisher nicht mehr wirklich Zeit gehabt weiterzuschauen.

"Hey.", lächelte mich der dunkelblonde an. Etwas zögernd ging ich auf ihn zu. "Du, wegen vorhin...", setzte ich an und wollte mich grade neben ihn setzten, als er mir unerwartet seine Hände an die Hüften legte und mich auf seinen Schoß zog. Nun saß ich rittlings auf ihm. Meine Knie rechts und links neben seiner Hüfte. Sein Gesicht so nah vor mir, dass ich mich nur minimal vorlehnen müsste um ihn zu küssen.

"Max, wegen vorhin...", setzte ich nochmal an, hielt aber inne als er mir einen Finger an die Lippen legte. "Es tut mir leid.", ergriff er stattdessen das Wort. "Es ist dein Sohn und damit deine Entscheidung, wer ihn wann und wo hinbringt oder abholt und irgendwelche Erklärungen dazu bist du mir auch nicht schuldig.", fuhr er ruhig fort. "Auch wenn ich gestern hoffentlich alle Zweifel in dir aus der Welt schaffen konnte, kann ich irgendwie verstehen, dass du noch immer vorsichtig bist. Grade wenn es um Nils geht."

"Ich möchte trotzdem das du weißt, dass es nichts mit dir zutun hat. Zumindest nicht mit dir persönlich...", versuchte ich es trotzdem nochmal in der Hoffnung, dass er mich diesmal ausreden lässt. Scheinbar hatte ich Glück, denn er nickte mir leicht zu. "Seit Nils auf der Welt ist, habe ich keinen Mann mehr in mein bzw. unser Leben gelassen. Naja... Eigentlich hatte ich auch nie Zeit gehabt, irgendjemanden kennenzulernen. Ein Kind, Job und Haushalt sind halt nicht so einfach unter einen Hut zu bekommen.", ein bitteres Lachen entwich mir. Zwar hatte ich nie das Gefühl gehabt, dass es mir fehlte, doch im nachhinein war es schon eher deprimierend.

"Und jetzt bist du da... und ich will dem ganzen eine Chance geben!" ein vorsichtiges Lächeln stahl sich bei diesen Worten auf meine Lippen. "Ich habe die letzten Jahre alles dafür gegeben, Nils glücklich zu machen. Doch ich weiß auch, dass es für ihn grade nach den KiGa Ferien nicht immer leicht war. Wenn alle seine Freunde erzählen, was sie in ihrem Urlaub erlebt haben und was sie tolles unternommen haben. Er hatte nie wirklich was zu erzählen. Wenn ich ein günstiges Angebot gefunden hatte, waren wir mal ein paar Tage in irgendeiner Jugendherberge in der Eifel oder so. Mehr war aber leider nie drin.", es war komisch ihm das alles zu erzählen, doch irgendwie wollte ich das er es wusste.

"Nur durch den ersten Job bei der Formel 1 in Zandvoort, hat Nils das erste Mal in seinem Leben das Meer gesehen. Und diese Faszination und Freude dabei in seinen Augen zu sehen... es war unglaublich..." die Erinnerung daran war so schön, dass sich ein warmes Gefühl in mir ausbreitete. "Und um ihm solche Erlebnisse öfter ermöglichen zu können, werde ich auch das Jobangebot von meinem Chef annehmen, weshalb ich auch später noch in die Agentur muss. Aber das ist ein anderes Thema...", schnitt ich das Thema kurz an, was seine Augen freudig aufleuchten ließ.

"Doch ich weiß nicht wie er damit umgehen wird, wenn er genau mitbekommt wer du bist. Wenn du nun Teil seines Lebens wirst... Ich will das er weiterhin sein Leben leben kann... ohne das Bilder von ihm in der Öffentlichkeit auftauchen...", versuchte ich die richtigen Worte zu finden. Doch ob mir das so richtig gelang, wusste ich nicht. "Das heißt nicht, dass wir nicht zusammen was unternehmen können... denn das möchte ich...", sprach weiter und bemerkte selber, wie widersprüchlich meine Worte waren. Ich löste meine Hände aus seinem Nacken und fuhr mir verzweifelt durch die Haare.

"Hey... mach dir nicht zu viele Gedanken!", sanft griff er nach meinen Handgelenken, weshalb ich meine Hände wieder aus meinen Haaren löste. "Es ist alles gut. Nils kann froh sein, so eine tolle Mutter wie dich zu haben. Und wir werden es in Zukunft alles so machen, wie du es für richtig hälst.", redete er ruhig auf mich ein. "Ich werde es akzeptieren, wenn du bei irgendwas der Meinung bist, dass es besser wäre wenn ich nicht dabei bin. Um so mehr freue ich mich dann darauf, wenn ich Zeit mit dir und mit Nils verbringen kann.", fügte er hinzu, während er sich ein Stück zu mir beugte und mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn drückte.

"Aber zurück zu dem Job... Du nimmst ihn wirklich an?", versicherte er sich nochmal und wechselte damit das Thema. Diesmal war ich diejenige, die nur leicht nickte. Doch das strahlen, welches auf meine Antwort hin in seinen Augen erschien, ließ mein Herz höher schlagen.

"Heißt das, dass du jedes Rennwochenende dabei sein wirst?", hakte er trotzdem nochmal nach. "Wir werden den Rest der Saison immer dabei sein. Also zumindest, solange es nicht zu viel für Nils wird.", bestätigte ich ihm nochmal. "Also kommt der Kleine auch mit?", etwas ungläubiges schwang in seiner Stimme mit. "Ich würde niemals ohne ihn irgendwo hinfahren!", stellte ich sofort klar. Eigentlich sollte er doch mittlerweile mitbekommen haben, dass mein Sohn mein Leben ist... "So war das nicht gemeint. Ich freu mich darauf mehr Zeit mit euch beiden zu verbringen.", lächelte er mich beruhigend an und legte mir seine Hand an die Wange.

"Wie lange kannst du eigentlich hier bleiben?", stellte ich ihm die Frage, welche mir schon den ganzen Tag auf der Zunge lag. "Da ich noch nach Hause muss bevor es am Mittwoch weiter nach Singapur geht, muss ich spätestens am Dienstag los.", klärte er mich auf, was mir einen kleinen Dämpfer verpasste.

"Möchtest du mich dann vielleicht gleich zur Agentur begleiten? Dann kann ich dir ein wenig Köln zeigen.", schlug ich vor. Irgendwie wollte ich ihn noch nicht gehen lassen und so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.

und plötzlich warst du da (Max Verstappen FF)Where stories live. Discover now