chapter 9

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Das Glas mit Wasser fiel ihrer Mutter aus den Händen und zersplitterte klirrend auf dem weißen Fliesenboden.

"Was hast du gesagt?", fragte sie prompt. "Das kannst du nicht wissen, du warst kaum ein Jahr alt!"

Wonyoung nahm sanft die Hände ihrer Mutter und sah ihr treuherzig in die Augen. "Ich weiß was er war und warum er dich verlassen hat."

Ihre Mutter setzte sich matt auf einen der Küchenstühle. "Woher..?", fragte sie nur leise.

Wonyoung seufzte. "Ich hatte befürchtet das du das fragst. Ich weiß es weil... ich es auch bin."

Ihre Mutter sah auf und ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Nicht auch noch meine kleine Prinzessin... ich habe schon meinen Mann verloren, ich kann nicht auch noch meine einzige Tochter verlieren.."

Wonyoung setzte sich zu ihr und hielt ihre Hände. "Ich kann es nicht aufhalten, Mama. Ich will nicht das dir oder Jungwon etwas zustößt."

"Ich habe mit einer Forscherin gesprochen. Sie meinte dass es das beste wäre wenn ich..", sie machte eine Pause da sie merkte wie ihr selber die Tränen kamen.

"Ich muss von hier fort und ich kann nicht zurück. Ich kann euer Leben nicht gefährden und ich will nicht den Rest meines Lebens in einem Zoo verbringen."

Ihre Mutter weinte. Sie wusste selbst das es keine andere Möglichkeit gab, aber sie wollte sich nicht von ihrer kleinen Prinzessin trennen.

Wonyoung seufzte zittrig, als sie mit einem Mal ein Schluchzen hinter sich wahrnahm. Als sie sich umdrehte stand dort ihr kleiner Bruder.

"Jungwon!", sagte sie erschrocken. "Warum musst du von hier weg? Warum kannst du nicht bleiben?", fragte er aufgebracht.

Wonyoung streckte die Arme nach ihm aus und er ging langsam zu ihr und schlang fest die Arme um sie.

"Ich bin krank, Jungwon.. ich kann nicht bleiben weil ich an einen Ort gehe an dem es mir besser gehen wird.."

Jungwon schnappte nach Luft und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. "Du wirst sterben?!"

Wonyoung sah kurz zu ihrer Mutter, welche nickte. "Höchstwarscheinlich, ja.. aber es tut nicht weh.", log sie.

Sie fühlte sich schlecht ihren kleinen Bruder so anzulügen, aber sie wusste es war das beste wenn er nicht nach ihr suchte.

An diesem Abend weinte die Familie Jang sehr viel. Sie umarmten und küssten einander und sprachen nicht viel.

Wonyoung bestand darauf am nächsten Tag in die Schule zu gehen. Sie erzählte Chan von ihrem Gespräch mit der Forscherin und von ihrer Entscheidung.

Chan nickte aber man sah ihm an das er damit nicht einverstanden war. "Ich wünschte es gäbe eine andere Lösung aber ich verstehe und respektiere deine Entscheidung."

Wonyoung lächelte leicht. Sie verabschiedete sich von ihm und lief zum Kunstraum. Dort begenete sie Felix, Rei und Gaeul.

Sie begrüßte die drei mit einer Umarmung. Sie holte ihr Bild und begann es weiterzumalen. Zwischendurch unterhielt sie sich mit ihren Freunden.

Am Ende der Stunde hatte sie ihr Bild fertiggestellt. Es war ein Panther, der hinter einem Gitter lag und den Kopf auf die Erde gelegt hatte.

Der Professor gratulierte ihr zum Gewinn des Malwettbewerbs, den sie vor lauter Aufregung ganz vergessen hatte.

Sie wusste, dass sie sich eigentlich freuen sollte denn sie hatte das ganze Jahr auf diesen Tag gewartet.

Sie drückte Felix das Bild in die Hand und sagte ihm er solle es Chan geben, dieser wüsste Bescheid. Felix nickte nur verwundert.

Sie verabschiedete sich von ihren Freunden. Diese sahen sie verwirrt an.

Rei sagte: "Wir haben doch jetzt Mittagspause, kommst du nicht mit?" Wonyoung schüttelte den Kopf.

"Ich muss noch etwas erledigen, was Vorrang hat. Ich komme nach.", erneut fühlte sie sich schuldig ihren Freunden nicht die Wahrheit sagen zu können.

Als ihre Freunde die Klasse verlassen hatten packte sie zusammen und marschierte den Gang entlang zum Sekretariat.

Dort angekommen klopfte sie und trat ein. "Ich möchte mich für das Schuljahr abmelden. Ich werde wegziehen."

Verblüfft sah die Dame sie an, fügte sich aber ihrem Wunsch. Wonyoung fing an zu grinsen.

"Es gibt da noch etwas. Einer meiner Mitschüler Yoon Jeonghan..."

Als Wonyoung das Lehrerzimmer verließ, kam ein völlig verwirrter Jeonghan dort an. Als er sie sah verfinsterte sich sein Blick.

"Jang, was hast du getan?!" Wonyoung grinste, schnappte sich ihre Wasserflasche und goß sie ihm über den Kopf.

"Sowas nennt man Gerechtigkeit, aber du weißt warscheinlich nichtmal wie man das schreibt. Fahr zur Hölle, Yoon Jeonghan."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ließ den triefenden Jeonghan vor dem Lehrerzimmer zurück.

Als sie die Tür aufstieß sah sie das es in Strömen regnete, aber aus einem Grund den sie nie rausfand machte sie das glücklich.

Sie verließ die Schule zum letzten Mal und rammte hinaus in den Regen.

in the nightWhere stories live. Discover now