Endlich, nach unzähligen Hieben, blieb die Frage aus, die Kette wurde heruntergelassen und Curias Beine gaben unter ihr nach. Sie hing in der Kette, bis einer der Orks diese von ihren Fesseln löste und sie zu Boden fiel.
„Steh auf", blaffte ein Ork sie an.
Sie versuchte es, aber versagten ihre Beine erneut ihren Dienst.
Der Ork lachte auf und trat sie in die Seite. „Hörst du schlecht, du sollst aufstehen."
Er hatte Curias verletzte Rippen getroffen und auch ihr zweiter Versuch aufzustehen, scheiterte kläglich. Schon als sie sich nur auf ihre Arme aufstützte, zuckte der Schmerz durch ihren Körper.
Der nächste Ork trat gegen ihre andere Seite und freute sich sichtlich darüber, sie auf dem Boden zu sehen.
„Schluss damit", rief der Ork, der sie ausgepeitscht hatte. Er war wohl der Anführer. „Sauron sagte, nicht gegen den Bauch."
Die beiden anderen Orks traten einen Schritt von Curia zurück und der Anführer zog sie an ihrem Arm auf die Füße.
„Beweg dich", forderte er Curia auf, doch es gelang ihr einfach nicht, sich auf den Beinen zu halten. „Alles muss man selber machen", meckerte er vor sich hin, umgriff Curia an ihren Hüften und warf sie über seine Schulter.
Curia ließ es über sich ergehen. Ihr ganzer Körper schmerzte und schien in Flammen zu stehen.

In ihrer Zelle ließ der Ork sie auf den Boden gleiten und verschwand, ohne ihr die Fesseln abzunehmen.
Sie lieb liegen, wie er sie abgelegt hatte und rührte sich nicht.
Sah so etwa der Segen der Valar aus?
Sie dachte an ihre Gefährten.
Waren sie siegreich, war die Schlacht überhaupt schon vorbei?
Sauron sagte der Untergang der Menschen stünde bevor, also war es noch nicht soweit.
Hatten alle ihre Gefährten überlebt? Hatte Legolas überlebt?
Warum nur hatte sie sich dazu entschieden, die Gemeinschaft zu verlassen? Und hätte das überhaupt irgendetwas an ihrer Situation geändert?
War jemand auf der Suche nach ihr oder dachten alle, sie wäre tot? Oder schlimmer noch, sie wäre einfach abgehauen?
Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, ohne die Möglichkeit sie auf etwas anderes zu lenken.
Mit all den Fragen im Kopf schlief sie schließlich vor Erschöpfung ein.


Schreiend schreckte sie aus ihrem Traum.
Sie hatte von Tod und Verderben geträumt.
Bilder, die so grausam waren, dass sie nicht glauben konnte, dass diese ihrer Fantasie entsprungen waren.
Die Hobbits, gepfählt, auf Speeren aufgespießt und von den Uruk Hais vor sich hergetragen, wie makabre Kriegsbanner.
Gimli, geköpft und den Wargen zum Fraß vorgeworfen.
Gandalf, verstümmelt und zerhackt, wie bei einem Schlachtfest, die Raben taten ihr übriges.
Aragorn, bei lebendigen Leib brennend, einen Strick um den Hals, das andere Ende am Sattel eines Pferdes befestigt, welches in Panik vor den Flammen davon galoppierte und ihn mit sich schleifte.
Legolas, schreiend auf den Knien, die Nazgul im Kreis um ihn herum, flüsternd, zischend, Worte raunend, die sie nicht verstand. Der Schrecken und der Schmerz in Legolas Augen wurde größer und größer, bis sie ihren Glanz verloren. Willenlos erhob er sich, die Seele verdunkelt, alle Liebe und Güte verloren, führte das Schwert an seine eigene Brust und stach zu.
Sie versuchte die schrecklichen Bilder abzuschütteln, wollte an etwas Schönes denken.
Sie dachte an Bento, an die vielen Ausritte mit ihm, an Haldir, mit dem sie scherzend durch die Wälder spazierte, an Galadriel und Celeborn, die sie bei sich aufgenommen hatten, an die Gefährten, lachend auf der Siegesfeier in Edoras, an Legolas, als er um ihre Hand anhielt.
Doch es half nichts, immer wieder bahnten sich die Bilder ihres Traumes ins Bewusstsein.

Irgendwann öffnete sich ihre Zellentüre, doch sie nahm es kaum wahr. Sie wurde auf die Beine gezogen und auf die Schulter des Orks geworfen.
Kurze Zeit später war sie erneut mit den Händen über ihrem Kopf an den Ketten befestigt.
„Unser Gebieter hat dir gezeigt, was mit jenen geschieht, die sich ihm widersetzen. Du solltest dir also gut überlegen, ob du weiterhin so stur sein willst."
Curia sah auf, direkt in das Gesicht des grinsenden Orks. Sauron hatte ihr also diese Träume geschickt, war in ihren Kopf eingedrungen und hatte sie selbst im Schlaf quälen wollen.
Doch auch damit würde er nicht erreichen, dass sie sich ihm unterwarf, das Einzige, was er damit erreichte, war ihren Hass gegen ihn zu schüren.
So begangen die Orks damit, sie wieder mit der Peitsche zu quälen, auch wenn diesmal nicht ihr Rücken malträtiert wurde, sondern ihre Arme.

Tochter der Sterne (Der Herr der Ringe FF)Where stories live. Discover now